("Adventisten heute"-Aktuell, 10.7.2015) Die Ablehnung der Frauenordination durch die Delegierten der 60. Generalkonferenz-Vollversammlung (Weltsynode) der Siebenten-Tags-Adventisten in San Antonio (Texas, USA) hat vor allem bei Delegierten aus Nordamerika, Europa und Australien Enttäuschung hervorgerufen. Am 8. Juli stimmten 58,44 Prozent der 2363 Delegierten dagegen, die Entscheidung über die Ordination von Frauen zum Pastorendienst den weltweit 13 Divisionen (überregionalen Kirchenleitungen) zu überlassen.
Laut einer Pressemitteilung des Adventistischen Pressedienstes (APD) vom 10. Juli bemühen sich die meisten Leiter der Freikirche in Europa und Nordamerika, die Enttäuschung zu verarbeiten, die Pastorinnen zu trösten, mit dem Ergebnis zu leben, im Dialog mit der Weltkirche zu bleiben und mit ihr zusammenzuarbeiten. Eine Ausnahme bildet in dieser Frage die Leitung der Kirche in den Niederlanden.
Die niederländischen Adventisten halten an ihrer Überzeugung fest
Die Leitung der Kirche in den Niederlanden veröffentlichte am 10. Juli folgende Erklärung im Internet:
Die Delegierten der Adventgemeinden in den Niederlanden stimmten in ihrer Vollversammlung im Herbst 2012 dafür, Frauen in der selben Art und Weise zu ordinieren wie ihre männlichen Kollegen. Dieser Beschluss trat im Juni 2013 in Kraft und bleibt auch in Kraft. Die Entscheidung der Vollversammlung der Generalkonferenz in San Antonio ändert nichts daran. Pastorinnen werden in der Niederländischen Union weiterhin ordiniert werden. Wir danken Gott, dass er Männer und Frauen beruft, ihm zu dienen. Mit Begeisterung wollen wir diese Berufung durch die Handauflegung bestätigen. (O-Text hier)
Zustimmung und Tadel
Die ersten Kommentare in einem Internetforum sind mehrheitlich positiv. So kommentiert der bekannte Theologe, Autor und ehemalige Kirchenleiter Reinder Bruinsma: "Ich unterstütze voll und ganz die schnelle Reaktion der Kirche in den Niederlanden. Sie lässt mich stolz und dankbar sein, Gemeindeglied in den Niederlanden zu sein. Ich hoffe und vertraue darauf, dass es uns weiterhin gelingt, kreative Wege zur Verkündigung der ewigen Botschaft in einem der höchst säkularisierten Länder der Welt zu finden."
Andere wiederum werfen der Kirchenleitung in den Niederlanden Mangel an Reue und werfen ihr vor, die Rebellion gegen die Weltkirche zu schüren. Das werde schwere Folgen nach sich ziehen - früher oder später.
Zerstörung der Einheit befürchtet?
Viele, die gegen die Freigabe der Ordination von Pastorinnen auf Divisionsebene gestimmt haben, haben es aus Sorge um die Einheit innerhalb der Weltkirche getan. Andere wiederum denken, dass eine Freigabe keine spalterischen Folgen hätte haben müssen, da es keine solchen nach der Einführung der Ordination von Gemeindeleiterinnen und Diakoninnen gegeben habe. So beispielsweise die Einschätzung von Günther Maurer, Vorsteher der Adventisten in der deutschsprachigen Schweiz. In der APD-Meldung heißt es:
Nach seinem [Günther Maurers] Verständnis sei die Bibel zur Frage der Einsegnung von Frauen neutral. Er hätte bei einer Einführung der Frauenordination für Pastorinnen keine Uneinigkeit in der Kirche befürchtet, da schon seit Jahren Gemeindeleiterinnen (Älteste) auf lokaler Ebene eingesegnet würden. Die Entscheidung, ob eine Ordination von Pastorinnen zur Erfüllung des biblischen Missionsauftrages innerhalb ihres Verantwortungsbereiches hilfreich sei oder nicht, werde von regionalen oder nationalen Kirchenleitungen getroffen, welche dies gut abschätzen könnten. Hinzu komme, dass Adventisten nicht die Priesterschaft von Männern vertreten würden, sondern das "allgemeine Priestertum", das auch Frauen einschließe. "Für mich ist die Frage der Einsegnung keine vorrangige - vielmehr ob jemand entsprechende Gaben hat. Wenn ja, dann spielt das Geschlecht keine Rolle." Die Ordination gebe dann dazu die offizielle Bestätigung und Bevollmächtigung, so Maurer.
Der Auftrag verbindet
Daniel Jackson, Vorsteher der Nordamerikanischen Division (NAD), lenkt den Blick auf das, wozu Gott die Siebenten-Tags-Adventisten ins Leben gerufen hat: "Wir bitten unsere Mitglieder, ihre Energie auf das zu fokussieren, mit dem wir übereinstimmen - dem Auftrag unserer Kirche. Gott hat uns alle berufen, ihm zu dienen, ob die Kirche uns dafür anerkennt oder nicht. Die Nordamerikanische Kirchenleitung erkennt an, dass jede Person, unabhängig von ihrer Rasse, ihrem Alter oder ihrem Geschlecht eine zentrale Rolle bei der Verbreitung des Evangeliums spielt." (edp)