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Desinformation statt Aufklärung - Falschnachrichten (Fake News) erkennen

Echt oder unwahr? Manchmal ist es leicht, manchmal nur schwer zu durchschauen. (Covergestaltung: Julia Doliwa/ SdH)

Gerade bei großen Ereignissen wie der US-Präsidenten-Wahl oder der Pandemie aufgrund des Corona-Virus' sind Fake News besonders auf dem Vormarsch - und besonders gefährlich. Aber auch wenn Unvorhergesehenes geschieht, sind verängstigte Menschen, aber auch solche, die nicht mit den sozialen Medien aufgewachsen sind und aufgrunddessen auch nicht mit den Vor- und Nachteilen vertraut sind, besonders anfällig, derartigen Meldungen Glauben zu schenken, ohne den Wahrheitsgehalt zu hinterfragen. Hier gilt es, offene Augen und Ohren zu haben, um nicht blinder Hetze und kruden Verschwörungstheorien auf den Leim zu gehen.
In der Januar-Ausgabe von Adventisten heute 2019 lautete das Titelthema "Fakt oder Fake - Was ist vertrauenswürdig". Matthias Müller ging in seinem Beitrag auf Falschmeldungen - Fake News - ein und gab Tipps, wie man sie erkennen kann. Hier folgt sein Artikel zum Nachlesen.

Vom US-amerikanischen Politiker Hiram Johnson (1866-1945) soll der Ausspruch stammen: „Das Erste, was im Krieg auf der Strecke bleibt, ist die Wahrheit“. Das hat der damalige US-Außenminister Collin Powell mit seinem Vortrag in der Sitzung der UN auf traurige Weise bestätigt, als er Gründe für den Krieg gegen den Irak anführte. Im Rückblick bezeichnete er diesen Moment als Schandfleck seiner Karriere und entschuldigte sich dafür.[i]

Das Trennen von Fakten und Meinung

Schon lange ist das Fernsehen gesetzlich verpflichtet, Werbung von anderen Inhalten deutlich abzugrenzen. Auch im Internet werden die Regeln strenger. Das ist auch deshalb sinnvoll, weil inzwischen ca. 77% der Deutschen das Internet täglich nutzen. 2017 musste in Deutschland ein YouTuber zum ersten Mal Strafe zahlen, weil er gegen rundfunkrechtliche Werbebestimmungen verstoßen hatte. Die großen Betreiber sozialer Netzwerke gehen intensiver gegen betrügerische Konten vor. So hat z.B. Twitter allein im Mai und Juni 2018 rund 70 Millionen sogenannter Fake Accounts gelöscht.
Schwieriger ist offenbar die Trennung von Meinung und Fakten. ZDF-Moderator Claus Kleber hatte schon 2009 im heute-Journal gesagt: „Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung, aber nicht auf seine eigenen Fakten.“[iv] Fake-News (Falschnachrichten, früher auch „Zeitungsenten“) gibt es nicht erst seit Präsident Trump, auch wenn dieser dem Begriff zu trauriger Berühmtheit verholfen hat. Wobei die von der EU Anfang 2018 extra zu diesem Thema eingesetzte Expertengruppe rät, den Begriff durch das Wort „Desinformation“ zu ersetzen. Der Umfrage „Eurobarometer 2018“ zufolge waren 83 Prozent der 26.000 Befragten wegen Halbwahrheiten und gezielten Falschmeldungen im Internet als Gefahr für die Demokratie besorgt.[v] Falschnachrichten können schwerwiegende Konsequenzen haben – von Börsenverlusten bis zu Kriegshandlungen.

Auch im christlichen Bereich machen Falschmeldungen die Runde. Als mich eines Sabbatmorgens die WhatsApp-Nachricht erreichte, dass wir dringend für 20 in Afghanistan vom Tode bedrohte Missionare beten sollten, habe ich im Internet schnell nachrecherchiert. Nirgends war davon etwas zu finden. Im Gottesdienst traf ich dann einen Bruder, der den Hilferuf auch bekommen hatte und sich erinnerte, dass diese Nachricht schon vor Jahren herumgeschickt worden sei. Hier könnte man eine lange Liste von aufregenden „Informationen“ anfügen, die sich im Laufe der Zeit als Desinformation entpuppt haben, sei es über den Papst, auf Gläubige wartende Folterkammern, Visionen, Wundermittel usw.

Wie können wir uns vor Fehlinformationen schützen?

Machen wir uns zunächst klar, dass es – wie bei Werbung und Sachbeitrag im Fernsehen – einen Unterschied zwischen „Meinung“ und „Nachricht“ gibt. Jeder kann gern seine Meinung kundtun, aber nicht als „Wahrheit“ und „Fakt“ verkaufen. Wer etwas weitersagt oder im Internet „postet“, sollte vorher prüfen, ob er Fakten, bloße Ansichten oder eine Mischung von beidem weitergibt – und wem das nützt.

Könnte das bei einer Nachricht als Beweis angefügte Video oder Foto manipuliert sein? Auch wenn jemand in einem Video deutlich sicht- und hörbar etwas sagt, kann das gefälscht sein. Von der Spieleindustrie getrieben ist die Technik inzwischen so weit fortgeschritten, dass man Mimik und Sprache eines Menschen im Film fast so leicht verändern kann wie bei einem Foto die Augenfarbe.

Warum fälschen Leute Informationen? Manche tun es, weil sie Vorteil daraus ziehen und sei es nur, dass sie sich mit angeblichem Geheimwissen brüsten können. Andere, weil sie sich einen Spaß machen wollen. Wieder andere haben subversive oder auch hehre Ziele und meinen, dass dieser Zweck alle Mittel heiligt. Falschnachrichten verbreiten sich einem Bericht der Wissenschaftszeitschrift „Science“ zufolge mit 70 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit als andere.[vi] Für manche Nutzer der sozialen Medien ist die Anzahl der Klicks wichtiger als der Wahrheitsgehalt ihrer Meldung.

Was kann man praktisch tun, um Falschmeldungen möglichst zu erkennen?

Ist die Quelle seriös?

Wir brauchen ein gesundes Misstrauen. Stößt man auf eine spektakuläre Nachricht, sollte man zunächst prüfen, auf welcher Quelle sie beruht. Bei einer Falschmeldung des "Denver Guardian" aus dem US-Wahlkampf etwa hätte es schon gereicht, den Namen zu googeln, denn diese Zeitung gibt es gar nicht. Seriöse Nachrichtenseiten haben ein Impressum, geben Kontaktmöglichkeiten an und verschleiern nicht, wer sie betreibt. Schwieriger war es schon, die Lüge der Webseite „ChristianTimesNewspapper.com“ zu enttarnen, die ein Trump-Anhänger mit der frei erfundenen Geschichte ins Netz gestellt hatte, dass in einem Lagerhaus Zehntausende von angeblich gefälschten Stimmzetteln für Hillary Clinton gefunden worden seien. Er hatte die Story mit einem Foto garniert, das er von einer britischen Zeitung gestohlen und dann entsprechend manipuliert hatte.
Man kann fragen: Was hat eine Seite bislang veröffentlicht? Ist eine spektakuläre Nachricht vielleicht der erste Beitrag überhaupt? Wie lange gibt es die angeblich traditionsreiche Seite schon? Handelt es sich vielleicht um eine Satire-Meldung?

Wurde die Quelle richtig wiedergegeben?

Haben der oder die Autoren tatsächlich das aus der Quelle entnommen, was diese sagen wollte?

Zeigt ein Foto wirklich, was es zu zeigen vorgibt?

Manchmal kann man anhand von Details auf einem Foto schon erkennen, dass dieses Foto nicht von der Szene stammen kann, die es angeblich illustriert. Voll belaubte Bäume im Winter? Englische Verkehrszeichen in Berlin? Bei Fotos im Internet hilft möglicherweise die Rückwärtssuche. Man macht einen Rechtsklick auf das Foto und klickt im Kontextmenü, dass daraufhin erscheint, auf z.B.  „Cortana zu diesem Bild fragen“ (Microsoft Edge) oder „Mit Google nach Bild suchen“ (Chrome). Beide Suchmaschinen zeigen dann ähnliche Fotos, anhand derer man vielleicht die wahre Quelle des Bildes finden kann.

Wie neu ist ein angeblich neu aufgetauchtes Video?

Da außer Journalisten auch Menschenrechtsorganisationen bei Krisen oder Katastrophen mitunter sehr schnell entscheiden müssen, ob ein ihnen zugespieltes Video echt ist, hat Amnesty International im Internet ein Tool bereitgestellt, mithilfe dessen man besser in der Lage ist, in gewissen Grenzen die Echtheit eines Videos zu überprüfen.[vii] Manchmal kommt heraus, dass das Video schon Monate alt ist, nun aber plötzlich als Beweis für etwas gelten soll, das dieser Tage geschah.

Seriöse Berichterstattung macht kenntlich, ob es sich bei einem Bild um ein Symbolfoto oder eine direkt zum Geschehen gehörende Abbildung handelt.

Wie hatte Paulus doch geschrieben? „Prüft aber alles …“[viii] Auch Jesus war in seiner Ansage klar: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein.“[ix] Wenigstens wir Christen sollten uns danach richten.

Matthias Müller
Pastor, Evangelist, langjähriger Leiter des Medienzentrums Stimme der Hoffung (heute: Hope Media Europe), zuletzt Abteilungsleiter für Gemeindeaufbau und Kommunikation der Hansa-Vereinigung.

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