Im März 2003 erhob der damalige Staatspräsident Jean-Bertrand Aristide, ein früherer katholischer Priester, den Voodoo-Kult zu einer staatlich anerkannten Religion. Für das Jahr 2004 wollte er Haiti erneut Satan weihen. Anlass war das Gedenken an einen Aufstand gegen die französische Kolonialmacht. Am 14. August 1791 hatten einige Sklaven - die dem Voodoo anhingen - den Karibikstaat mit einem Tieropfer-Ritual dem Teufel für 200 Jahre versprochen, wenn das Land von der französischen Herrschaft frei werde. Am 1. Januar 1804 erreichte es seine Unabhängigkeit - somit trat der Pakt in Kraft. Der Versuch Aristides, diesen zu erneuern, schlug jedoch dank der Gebete vieler Christen fehl. Allerdings ist Voodoo bis heute eine staatlich anerkannte Religion.
Angst vor bösen Geistern
Auch wenn viele dem Voodoo anhängen, wächst die Zahl der bibeltreuen Christen. Doch auch wenn man sich für ein Leben mit Christus entschieden hat, heißt dies in Haiti nicht, dass man mit den alten Bräuchen nichts mehr zu tun hat, sagt Ulrich Weinhold (Stuttgart), Missionsleiter von Christliche Fachkräfte International (CFI): "Jesus Christus wird in das System des Voodoo mit eingebaut."Die Angst vor bösen Geistern sei auch in christlichen Kreisen alltäglich. Ein Beispiel: In einem Dorf habe eine junge Frau unter epileptischen Anfällen gelitten. Als sie einmal in einem Fluss zum Baden war, habe sie wieder einen Anfall bekommen und ertrank. Der Tod der Frau sei von allen Einwohnern des Dorfes - einschließlich der Christen - mit dem Einfluss böser Geister erklärt worden. Auch bei anderen Vorkommnissen würde dies oft als Begründung angeführt, etwa bei Schlaganfällen. Selbst Straftaten würden unter dem Deckmantel des Voodoo verschleiert. Ein Teil der Bevölkerung sei bis heute der Meinung, dass Dinge - die im Zusammenhang mit Voodoo passieren - straffrei sind, berichtet Missionsleiter Weinhold.
"Wie der christliche Glaube, so ist auch magisches Denken und Angst vor Schadenszauber alltäglich", so der Missionar der Deutschen Missionsgemeinschaft Volker Schnüll. Er ist gemeinsam mit seiner Frau seit Ende 2007 in Haiti tätig. Schnüll berichtet von einer Frau, die ihnen im Glauben eigentlich oft ein Vorbild sei. Doch Ende letzten Jahres warnte sie das Paar davor, um den Jahreswechsel Rindfleisch zu kaufen. Der Grund: Zu dieser Zeit hätten Voodoo-Zeremonien Hochkonjunktur und man wisse nicht, ob man nicht das Fleisch von einem Menschen kaufe, der in eine Kuh verwandelt wurde, so die Frau.