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Der Spur des Himmels folgen

Nur wer sich glaubend einlässt, der erkennt. (Foto: Chris Sowder/ unsplash.com)

Gewiss war Jesus vor mehr als 2.000 Jahren nicht das einzige Kind, das in dieser Nacht geboren wurde. Aber in der Geburtsnacht geschah etwas völlig Unvorhersehbares. Warum es sich auch heute lohnt, dem im Stall geborenen Jesus zu vertrauen, beschreibt Pfarrer Friedemann Büttel. (Der Text ist zuerst im IDEA SPEZIAL Advent und Weihnachten erschienen)

Es geschah irgendwo in einem der entlegensten Winkel des Römischen Reiches – an einem Flecken namens Bethlehem. Der römische Kaiser Augustus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.) hatte eine Volkszählung angeordnet. Wieder einer jener Herrscher, der wissen wollte, wie viele Menschen in seinem Reich er als Steuerzahler zur Kasse bitten konnte. Wegen dieser Volkszählung wimmelte der überschaubare Ort vor Menschen. Unter ihnen auch Josef aus Nazareth mit seiner hochschwangeren Verlobten Maria. Er musste sich in seinem Herkunftsort in die Steuerliste einschreiben. Deshalb hatten die beiden die beschwerliche Reise aus dem nördlichen Galiläa hinunter nach Bethlehem auf sich genommen. Sicherlich hofften sie, zur Geburt wieder zu Hause zu sein. Aber diese Hoffnung ging nicht in Erfüllung.

Keine heilig-übernatürliche Angelegenheit

In einem Stall, dem letzten Plätzchen in Bethlehem, das sie hatten ergattern können, brachte Maria ihren ersten Sohn zur Welt: Jesus. Das war keine heilig-übernatürliche Angelegenheit, die Maria mit heiterem, durchgeistigtem Lächeln erlebte, sondern eine schmerzvolle Sache – wie Geburten eben sind. Der Evangelist Lukas betont, dass sie Jesus nach der Geburt nicht in purpurne Tücher, sondern in einfache Windeln wickelte. Ungewöhnlich war allenfalls das Kinderbettchen: eine Futterkrippe. Aber ansonsten war alles total normal, so wie man es bei jeder x-beliebigen Geburt erwarten würde. Voll geerdet. Ich bin mir sicher, dass Josef Jesus bei der Volkszählung als zukünftigen Steuerzahler angegeben hat. Willkommen in der realen Welt!

Eine andere Dimension

Gewiss war Jesus in dieser Nacht nicht das einzige Neugeborene. Von Millionen anderer Kinder aber wissen wir nichts. Sie sind im Dunkel der Geschichte verschwunden. Nicht so dieses Kind. Wie kommt das? Weil, so bezeugt es das Neue Testament, etwas völlig Unvorhersehbares geschah im Zusammenhang mit der Geburt dieses Kindes. Lukas erzählt vom Engel Gabriel, der zu Maria kommt und ihr die Geburt ihres Kindes ankündigt. In der Geburtsnacht reißt vor den Toren Bethlehems der Himmel auf. Engel erklären erschrockenen Hirten, was nebenan in einem unscheinbaren Stall gerade geschehen ist. Die Tür in eine andere Dimension öffnet sich. Daraus ertönt Musik, kommt ein Strahlen, Licht. Alles ist anders.

Engel öffnen Hirten die Augen

Eine ganz normale Geburt und ein neugeborenes Kind, das aussieht, wie Neugeborene eben aussehen, werden im Licht dieser offenen Tür plötzlich zu etwas Außergewöhnlichem, Unvergleichlichem. Nicht, dass es nicht auch vorher schon außergewöhnlich und unvergleichlich gewesen wäre. Aber sehen konnte man es nicht. Erst die Deutung durch die Engel öffneten den Hirten die Augen für das Wunder, das da geschah. Es ist wie immer: Wir sehen nur, was wir wissen. Ohne die Deutung der Engel aus der anderen Welt hätten die Hirten nicht gewusst, was es in dem Stall so Ungewöhnliches zu sehen gibt. Ja, sie hätten gar nicht wissen können, wer der ist, der in einer Krippe liegt. Ihnen mussten die Augen geöffnet werden für die Gegenwart des menschgewordenen Gottes mitten in der ganz normalen Welt. Es bedarf des Wortes der Zeugen, dass wir tiefer sehen, dass das Sichtbare transparent wird für das Unsichtbare: Christ der Retter ist da! Gott selbst ist zu uns gekommen! Wirklich!

Auf die Zeugen ist Verlass

„Das kann ja jeder behaupten!“, so ließe sich skeptisch einwenden. „Ich sehe da nur ein Kind in einer Krippe – wie tausend andere Kinder auch. Wie kommt ihr Christen dazu, mehr zu sehen und zu behaupten?“ Berechtigtes Argument. Die Antwort kann nur lauten: Weil wir uns auf das Wort neutestamentlicher Zeugen verlassen. Wir haben nur das Wort dieser Zeugen. Die Frage ist: Halten wir diese für so vertrauenswürdig, dass wir ihnen glauben?

Was für viele eine Zumutung ist

Nun gebe ich gerne zu, dass die Vorstellung von einer anderen, unsichtbaren Welt („Himmel“), die die unsrige sichtbare Welt umgibt, heute vielen Menschen als Zumutung erscheint. Denn wir sind von klein auf von einem rationalistisch-materialistischen Weltbild geprägt. Nach dem existiert nur das, was wir sehen, wahrnehmen und erforschen können. Von einem solchen Weltbild her erscheint das, was der Evangelist Lukas uns vom offenen Himmel erzählt, als Humbug oder als etwas, das zumindest im übertragenen Sinn verstanden werden muss, aber keinesfalls real.

Es gibt eine unsichtbare Welt

Lukas aber lebt, denkt und schreibt wie alle biblischen Autoren von einem anderen Weltbild aus. Demnach ist unsere sichtbare Welt umgeben, durchdrungen und gehalten von der unsichtbaren Welt Gottes, die zu jeder Zeit überall da ist. An Weihnachten, so die Überzeugung der neutestamentlichen Zeugen, hat Gott diese Tür einen Spalt weit aufgemacht und das Licht seiner Welt in unsere Welt hineinfallen lassen. Gewiss, wissenschaftlich nachprüfen lässt sich das natürlich nicht – genauso wenig wie das Gegenteil. Sind wir also am Ende auf bloße Vermutungen angewiesen? Stehen wir mit leeren Händen da? Nein, nicht ganz.

Lasst uns auf Jesus einlassen

In einem Gespräch mit den skeptischen Schriftgelehrten, die seine göttliche Sendung in Zweifel ziehen, sagt Jesus: „Was ich euch sage, sind nicht meine eigenen Gedanken. Es sind die Worte Gottes, der mich gesandt hat. Wer bereit ist, Gottes Willen zu tun, der wird erkennen, ob diese Worte von Gott kommen oder ob es meine eigenen Gedanken sind.“ (Johannes 7,16f ) Will heißen: „Wenn ihr euch mit eurer ganzen Existenz auf mich und meine Worte einlasst, wenn ihr mir vertraut und meinem Weg folgt, dann – erst dann, also im Vollzug – werdet ihr merken, ob ich vertrauenswürdig bin. Dann werden euch die Augen geöffnet, und ihr werdet erkennen, dass ich tatsächlich der Weg und die Wahrheit und das Leben bin.“ Nur wer sich glaubend einlässt, der erkennt.

Himmel und Erde sind verbunden

Millionen Menschen vor uns haben das gewagt und getan. Millionen haben erkannt: In ihm hat sich tatsächlich der Himmel mit der Erde verbunden. Deshalb wissen wir heute von diesem Kind, von dieser Geburt. Deshalb ist Jesus nicht im Dunkel der Geschichte versunken, sondern zum Licht der Welt geworden. Zur Tür in die andere, die unsichtbare Welt Gottes. Der Himmel ist hier. Das ist das Leuchten, das von der Krippe ausgeht.

Der Autor, Friedemann Büttel, ist Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.Nach Jahren als Gemeindepfarrer ist er heute Schulpfarrer im mittelfränkischen Weißenburg.


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