("Adventisten heute"-Aktuell, 8.2.2013) Kirchen müssen sich stärker mit dem säkularen Humanismus und Atheismus auseinandersetzen. Dazu hat der Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), Pfarrer Reinhard Hempelmann (Berlin), aufgerufen. Er sprach am 30. Januar in Berlin bei einer Veranstaltung des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg zum "Neuen Atheismus". Hempelmann zufolge sind atheistische Bewegungen in Medien und Öffentlichkeit präsenter geworden. Sie riefen in kämpferischen Aktionen zum Kirchenaustritt auf und machten durch medial wirksame Aktivitäten wie die "Buskampagne" auf sich aufmerksam. Sie warb im Jahr 2009 auf einer dreiwöchigen Rundreise durch 24 Städte in Deutschland mit dem Slogan "Es gibt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Gott". Evangelikale begleiteten die Aktion mit einem eigenen Bus, der Aufschrift trug "Und wenn es ihn doch gibt ...". Wie Hempelmann weiter sagte, werde Religion von ihren atheistischen Kritikern ausschließlich auf ihre dunklen Seiten reduziert. Der Glaube an Gott werde pathologisiert und als "Wahn" bezeichnet. Dabei werde ein strikter Gegensatz von Religion und Wissenschaft konstruiert.
Dawkins: Atheisten glauben "lediglich an einen Gott weniger"
Nach den Worten des Theologen tritt der neue Atheismus verstärkt missionarisch auf, um andere von der eigenen Sicht zu überzeugen. Dies geschehe häufig mit Sprachbegabung und Humor. So fordere der englische Evolutionsbiologe und Autor des Bestsellers "Der Gotteswahn", Prof. Richard Dawkins (Oxford), ein Atheist müsse "lediglich an einen Gott weniger" glauben. Laut Hempelmann sucht der neue Atheismus keinen Dialog, sondern blicke auf gläubige Menschen respektlos herab. Allerdings seien sich die neuen Atheisten nicht einig. Es tobe ein Streit, was richtiger Atheismus sei. Hempelmann zufolge legen humanistische Organisationen Wert auf die atheistische Erziehung von Kindern. So gebe es inzwischen mehrere Kinderbücher, etwa "Wo bitte gehtâs zu Gott?, fragte das kleine Ferkel" des Vorstandssprechers der atheistischen Giordano-Bruno-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon (Mastershausen bei Koblenz). Darin heißt es: "Rabbis, Muftis und auch Pfaffen / sind wie wir nur nackte Affen."
Wie Christen reagieren sollten
Hempelmann rät Christen, auf atheistische Provokationen nicht aufgeregt zu reagieren. Weder Glaube noch Nicht-Glaube könnten wissenschaftlich bewiesen werden. Es komme darauf an, den eigenen Glauben zu begründen und einladend auszusprechen. Ein biblisch begründeter Gottesglaube kenne auch den Missbrauch von Religion. Daher sollten Christen für Kritik offen sein. (idea)