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Buchrezension - Mit am Tisch: Frauen in der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten

Hannele Ottschofski, Mit am Tisch: Frauen in der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Verlag: Independently published, 2019, 169 Seiten, Taschenbuch 9,52 €, Kindle 4,50 €, ISBN-10: 1096263343, ISBN-13: 978-1096263340

Einmischen, Mitmischen, Aufmischen – es ist an der Zeit, die Geschlechterdiskriminierung der Freikirche zu beenden, so der Tenor des Buches „Mit am Tisch“ von Hannele Ottschofski. Nach diversen Andachtsbüchern speziell für Frauen und ihrer Autobiographie zeigt die Autorin in ihrem neuesten Buch Mut, sich unbequemen Themen zu stellen. Frauen sein nicht nur gleichwertig, sondern auch gleichberechtigt und somit zur Partizipation in jeglicher Hinsicht berechtigt. Sie sollten mit am Tisch sitzen und gleichberechtigt Entscheidungen treffen, gerade wenn es um ihre eigene Berufung geht.

Thema mit Geschichte

Seit über 50 Jahren diskutiert die weltweite Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten über die Ordination der Frau. In jüngster Zeit hat kaum ein Thema die Freikirche so gespalten wie die Frage der Ordination von Frauen zum Predigtamt. Doch es war nicht immer so. In den Anfängen der Bewegung spielten die Frauen eine bedeutende Rolle in der Entstehung der Freikirche, standen sie doch „ihren Mann“ auch in Führungspositionen, wie der Schatzmeisterei und der Mission. Ottschofski führt aus, dass einige Frauen Predigerbeglaubigungen erhielten, ebenso wie Ellen White selbst, die sich stets für die Belange von Frauen einsetzte, ohne aber dabei zu polarisieren. Durch geschichtliche Entwicklungen seien die Frauen jedoch langsam aus ihren Positionen verdrängt und durch ordinierte Männer ersetzt worden.

Inhaltsüberblick

In elf Kapiteln wird das Thema dargestellt. Dabei argumentiert Ottschofski biblisch, geschichtlich, kirchengeschichtlich und praktisch. Auch die Geschichte der Entwicklung der Frauenabteilung der Freikirche mit ihren Aufgaben wird ausführlich dargestellt. Ein weiteres Kapitel ist dem konfliktreichen Kampf um die gleiche Entlohnung gewidmet, der erst 1982 gerichtlich entschieden wurde. Im letzten persönlichen Kapitel bedauert die Autorin, dass trotz ihres Engagements für die Gleichstellung ihr eigenes Leben an Gleichberechtigung vermissen liess und reflektiert die Feminismus-Frage in kirchlichen Zusammenhängen. Das Buch schliesst mit einer ausführlichen, wenn auch nicht vollständigen, Aufzählung von bedeutenden Frauen innerhalb der Freikirche in Geschichte und Gegenwart.

Begeisterung und Tadel

Das Buch ist keine sachlich-theoretische Abhandlung, sondern fällt durch den leidenschaftlichen Stil und die persönliche Betroffenheit auf. Ottschofski tritt dabei kämpferisch auf und ist der Meinung: „Frauen haben immer kämpfen müssen, um zu ihren Rechten zu kommen“ (S. 80). Sie hält auch mit ihrer persönlichen Meinung und scharfer Kritik nicht zurück. So wird Gemeindegliedern eine Jenseitsorientierung und mangelnder Aktionismus vorgeworfen und der Kirchenleitung ein Festhalten an überkommenen Traditionen und Machtstrukturen. Auch der aktuelle Präsident der Generalkonferenz wird für seine mangelnde Dialogbereitschaft anhand eines aktuellen Beispiels kritisiert.

Eine gute Recherche, interessante Einzelheiten und klare Einsichten in die aktuelle, nationale wie internationale Kirchenpolitik machen das Buch lesenswert. Wer jedoch eine ausgewogene Darstellung erwartet, der sei auf andere Literatur zum Thema verwiesen. Dieses Buch liest sich als Kampfansage für Gerechtigkeit und Veränderung in dieser Zeit. Ottschofski ist dabei überzeugt: „Frauen brauchen nicht bessere Männer zu sein, sondern dürfen… ganz Frau sein“ (S. 51), um eben die Konkurrenz der Geschlechter nicht zu befeuern, sondern zu befrieden.

 

Hannele Ottschofski, in Finnland geboren, studierte Lehramt, ehe sie sich ganz der Familie und ihren vielfältigen ehrenamtlichen Aufgaben widmete. Sie lebte gemeinsam mit ihrem Mann eine Zeitlang als Missionarsehepaar in der Zentralafrikanischen Republik. Heute lebt sie in Hechingen bei Tübingen und engagiert sich im kreativen, schriftstellerischen, medialen und musikalischen Bereich. (Claudia Mohr)


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