("Adventisten heute"-Aktuell, 5.6.2015) Gravierende Mängel in der Genderdiskussion sieht der Historiker Prof. Andreas Rödder (Mainz). Dabei gehe "einiges durcheinander". Oft sei beispielsweise nicht deutlich, was mit dem Begriff "Gender Mainstreaming" gemeint sei. Die mangelnde Klarheit in der Sache werde oft durch Moralisierung ersetzt, sagte der Katholik in einer Veranstaltung unter dem Thema "Wer hat Angst vor Gender?" auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart. Zum Hintergrund: "Gender Mainstreaming" besagt, dass jeder Mensch unabhängig von seinem biologischen Geschlecht wählen kann, als Mann oder Frau zu leben.
Rödder kritisierte ferner die Aussage der Staatssekretärin im Bildungsministerium des Landes Rheinland-Pfalz, Vera Reiß (SPD), dass keine Mutter ihrem Kind das bieten könne, was eine Krippe ermögliche. Durch Aussagen wie diese würden Mütter, die ihre Kinder selbst erziehen, an den Rand gedrängt. Damit habe die Debatte die Grenze zur Ideologie überschritten.Ferner sagte er, dass sich Leitbilder über die Zeit veränderten. In den 1950er Jahren sei es das "höchste Glück" für eine Familie gewesen, wenn die Mutter nicht mehr arbeiten musste. Heute seien das familienpolitisch geförderte Leitbild zwei berufstätige Elternteile, die ihre Kinder nach der Beendigung des ersten Lebensjahres in einer Krippe betreuen lassen. Rödder: "Das, was uns heute als unumstößlich richtig erscheint, kann morgen möglicherweise als völlig verkehrt erscheinen." Er rate deswegen zur Vorsicht, die Gesellschaft nach einem bestimmten Bild umgestalten zu wollen. (idea)
Bei der Genderdebatte geht "einiges durcheinander"
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