("Adventisten heute"-Aktuell, 1.6.2012) Zahlreiche Beispiele staatlicher religiöser Diskriminierung führt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International in ihrem Jahresbericht 2012 an, der am 23. Mai in London veröffentlicht wurde. So sähen sich Christen, besonders Konvertiten, im nordafrikanischen Algerien wegen staatlich nicht genehmigter Religionsausübung strafrechtlicher Verfolgung ausgesetzt. Ihnen würden auch der Bau und die Instandhaltung von Kirchengebäuden erschwert. Grundlage sei ein Gesetz, das die Aktivitäten nicht-islamischer Religionsgemeinschaften regelt. Der Islam ist in Algerien Staatsreligion. Dort leben bis zu 365.000 Christen - überwiegend ehemalige Muslime; das sind etwa 1,5 Prozent der 32,4 Millionen Einwohner. Die übrigen sind fast ausschließlich Muslime.
China: Staat will den Glauben kontrollieren
In der Volksrepublik China versuchten die kommunistischen Behörden weiterhin, jegliche Religionsausübung unter staatliche Kontrolle zu bringen. Mitglieder nicht anerkannter Gemeinden und Gruppen setzten sich der Gefahr von Schikanen, Festnahmen und in manchen Fällen gewalttätiger Verfolgung aus. Zu den Opfern gehörten vor allem Mitglieder protestantischer Hauskirchen, papsttreue Katholiken und Anhänger der Religionsgemeinschaft Falun Gong. Die meisten Christen in China versammeln sich in staatlich nicht anerkannten Hausgemeinden, um der Kontrolle des Regimes zu entgehen. Schätzungen über die Zahl der Christen unter den rund 1,3 Milliarden Bürgern variieren stark: Die Regierung spricht von 24 Millionen in staatlich anerkannten Gemeinden - 18 Millionen Protestanten und sechs Millionen Katholiken. Andere Experten geben bis zu 130 Millionen an.
Eritrea: Nicht anerkannte Christen werden misshandelt
Amnesty International macht auch auf die Situation im ostafrikanischen Eritrea aufmerksam. Dort sind seit 2002 nur die orthodoxe und die katholische Kirche sowie die Lutheraner und der sunnitische Islam anerkannt. Anhänger "verbotener" Kirchen würden willkürlich festgenommen und misshandelt. Nach Angaben anderer Menschenrechtsorganisationen sind derzeit bis zu 2.000 Menschen ohne Anklage in Gefängnissen oder Frachtcontainern eingesperrt. Von den rund fünf Millionen Einwohnern sind 50 Prozent Muslime und 47 Prozent Christen. 1,9 Prozent sind Nicht-Religiöse und der Rest Anhänger von Naturreligionen.
Katalonien: Keine Grundstücke für evangelische Gemeinden?
Religiöse Diskriminierung hat Amnesty International auch in Spanien festgestellt. In der autonomen Region Katalonien wolle die Regierung künftig die Kommunen nicht mehr verpflichten, Grundstücke zum Bau von Gotteshäusern zur Verfügung zu stellen. Das benachteilige besonders religiöse Minderheiten wie evangelische Christen und Muslime, so der Jahresbericht. Von den 45,5 Millionen Einwohnern Spaniens sind etwa 75 Prozent Katholiken und 2,3 Prozent Protestanten. Der Anteil der Muslime beträgt 2,4 Prozent. Etwa 20 Prozent sind nicht-religiös. (idea)