Zweistufiges Vorgehen bei Zuwiderhandlung in kirchlichen Angelegenheiten
Das dreiseitige Dokument sieht ein zweistufiges Vorgehen gegenüber Kirchenleitungen vor, welche die Beschlüsse der Weltkirche nicht einhalten. In einem ersten Schritt sollen während eines Jahres verschiedene Konsultationen unter Gebet auf unterschiedlichen Ebenen der Kirche geführt werden. Zusätzlich sollen diese Kirchenleitungen mittels eines Pastoralbriefs dringend gebeten werden, die Übereinstimmung mit den Beschlüssen der Weltkirche wiederherzustellen. Sofern die Angelegenheit damit nicht geklärt werden kann und es Glaubensüberzeugungen (Fundamental Beliefs) sowie Beschlüsse oder Richtlinien der Weltkirche betreffen, soll laut der nordamerikanischen Kirchenzeitschrift "Adventist Review" (AR) die zweite Stufe eingeleitet werden. Die "verfahrensrechtlichen Schritte" ("procedural steps") im Rahmen der zweiten Phase sollen durch die Weltkirchenleitung (General Conference Administrative Committee) erarbeitet und dem Exekutivausschuss bei seiner Sitzung im Jahr 2017 zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt werden.Zusammenhang mit Frauenordinationsfrage verneint
Michael Ryan, Assistent des Präsidenten der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz), der an der Erarbeitung des "Einheits"-Dokuments beteiligt war, hat laut "Adventist Review" in der Einleitung zu den mehr als zweistündigen Beratungen im Plenum einen Zusammenhang des Dokuments mit der Frage der Frauenordination zum Pastorendienst zurückgewiesen. "Bei diesem Dokument geht es nicht um Frauenordination, [obwohl] sie sicher eine der Bewährungsproben darstellen wird", sagte Ryan. Es gehe vielmehr darum, sicherzustellen, dass alle Kirchenleitungen die Beschlüsse der Weltkirche befolgten.Kontroverse Diskussionsbeiträge
Die fast dreistündige Diskussion wurde von rund 1.200 Zuschauer online mitverfolgt. In den meisten der 50 Diskussionsbeiträge, die auf zwei Minuten Redezeit begrenzt waren, wurden vorwiegend von Delegierten aus westlich geprägten Staaten Bedenken zum vorgelegten Papier geäußert. Es wurde die kurze Frist bemängelt, mit der das Dokument eingebracht wurde und mehr Bedenk- sowie Beratungszeit gewünscht. Einige sorgten sich um die Bandbreite möglicher Themenbereiche, die betroffen sein könnten. Andere sahen im Dokument einen inhaltlichen Zusammenhang mit den Beschlüssen der Weltsynode zur Frauenordination oder befürchteten, dass es eher spaltend als einigend wirken werde. Delegierte aus Lateinamerika, Afrika und Asien, wo die meisten Adventisten leben, beteiligten sich kaum an der Diskussion.Glaubensüberzeugungen und formale Angelegenheiten nicht gleichstellen
Ji?í Moskala, Dekan der adventistischen Andrews University, Berrien Springs, Michigan/USA, äußerte sein Unbehagen, dass im Dokument Glaubensüberzeugungen auf der gleichen Ebene wie Beschlüsse und Richtlinien der Kirche gestellt werden. Er forderte zusätzliche theologische Studien über das Verhältnis von zentralen Glaubensüberzeugungen und kirchlichen Beschlüssen. Thomas Muller, Kirchenleiter in Dänemark, kritisierte ebenso das Vermischen der beiden Ebenen und forderte die Delegierten auf, das vorlegende Papier abzulehnen. Dabei stellte er klar: "Keiner von uns will rebellisch sein!" Reidar Kvinge, Kirchenleiter in Norwegen, nahm die Aussage von Thomas Muller auf und ergänzte, dass Gewissensanliegen wichtiger seien. Die Kirchenleitung in Norwegen habe die Weltkirchenleitung während mehr als einem Jahr um Hilfe in der Frauenordinationsfrage gebeten, diese aber nicht wie gewünscht erhalten. "Wir haben der Generalkonferenz eine Lösung angeboten, aber keine Antwort erhalten", so Kvinge.In den wenigen Diskussionsbeiträgen, die das Dokument unterstützten, wurde hervorgehoben, dass es bei dem Papier nicht um die Frage der Frauenordination gehe, sondern ausschließlich darum, dass Kirchenleitungen in Übereinstimmung mit den Beschlüssen der Weltkirche sein müssten.