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30 Jahre Deutsche Einheit – Zeit zum Danken

Eine Kunst-Aktion zum 20. Mauerfall-Jubiläum 9.11.2009 in Berlin mit symbolisierten Mauerelementen als 1000 Dominosteine. (Foto: Matthias Müller/ churchphoto.de)

Am Anfang war die großartige Zeit der Friedlichen Revolution mit unseren Kirchen voll von Gesängen und Gebeten und dem offenen Mikrofon zwischen Bangen und Hoffen und dem Mut, das, was ist, auch zu sagen. Und dann dieses großartige Gefühl der Befreiung und der Freude. Ein Moment des Glücks für das deutsche Volk. Es folgte ein langer und für viele im Osten bitterer Transformationsprozess mit Deindustrialisierung, hoher Arbeitslosigkeit und großer Abwanderung und im Schatten dieser Prozesse Hoffnungslosigkeit und Radikalisierung, Demütigung und Entwertung von Lebensentwürfen. Und auf der anderen Seite: neue Freiheiten und Möglichkeiten, ein Aufatmen der Natur und ein Aufbau von Verwaltungs- und Rechtsstrukturen. Viele kamen aus Norden, Süden und Westen in den Osten, um mit zu helfen. Städte, Dörfer und Kirchen wurden neu – die ostdeutschen Lande werden immer schöner, aber wo ist das Glück der Einheit hin? Warum sind wir so undankbar?

Erfahrungen einer Kirche in der Minderheit

Unsere Kirchengemeinden hier im Osten Deutschlands waren von Anfang an Orte, in denen die Einheit geübt und praktiziert wurde. Wenn der Bayer und die Thüringerin, wenn die Württembergerin und der Mitteldeutsche zusammen im Gottesdienst sitzen und singen, beten und das Abendmahl feiern, dann treten die Unterschiede zwischen Ost und West zurück, und die Einheit in Christus wird erlebbar. Deutschland ist durch die Einheit protestantischer, aber auch konfessionsloser geworden. Dieses Erbe haben wir in die Einheit eingebracht und dazu viele Erfahrungen von einer Kirche in der Minderheit, die harte Kämpfe ausstehen musste und oft verloren hat. Aber doch durch Gottes Gnade befreit wurde. Wir können uns einander diese Geschichten und Erfahrungen erzählen und zuhören – es gibt so viel zu erzählen, zu lachen und zu weinen und miteinander dankbar zu sein.

Liebe Geschwister, auf nach Ostdeutschland!

Deswegen an dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle, die die Einheit mitgestaltet und im Gebet begleitet haben, die sich für gleichwertigere Lebensverhältnisse in der Gesellschaft und in unseren Kirchen eingesetzt haben. Für alle, die ohne Knurren den Solidaritätsbeitrag auf dem Lohnzettel angeschaut haben, und für die Solidarität und Unterstützung der ärmeren Geschwister im Osten Deutschlands durch die westdeutschen Kirchen. Und da wir in allem Gott danken sollen und nicht Menschen rühmen, so danke ich Gott dafür, dass er so viele großartige Begegnungen und erlebte Einheit, Unterstützung und Wiederaufbau hat gelingen lassen. Ich danke Gott für unser großes gemeinsames Fest des Reformationsjubiläums und für die Einheit in Christo, die er uns immer wieder spüren lässt. Zum Schluss eine kleine Ermahnung: Liebe protestantische Geschwister, wer 30 Jahre nach der Deutschen Einheit noch nicht im Osten war, dem sei gesagt: Es wird höchste Zeit!

Der Autor, Friedrich Kramer (Magdeburg), ist Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.


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