In Zwickau soll in der Traditionsbäckerei „Doktor Engelmann“ ein missionarisches Café –das „Haus des guten Geschmacks“ – entstehen. IDEA-Redakteur Thomas Richter hat die Initiatoren des Projekts besucht.
Die Bäckerei „Doktor Engelmann“ in der Zwickauer Innenstadt ist ein traditionsreicher Ort: 1932 von Konditormeister Karl Engelmann gegründet, übernahm 1965 sein Sohn, der Bäckermeister und bekennende Christ Bernd Engelmann, den Betrieb. 2019 ging er mit 75 Jahren in den Ruhestand. Nur wenige Jahre später folgte ein Schock: Der Nachfolger meldete nach nur drei Jahren Insolvenz an. Bernd Engelmann wollte aber auf keinen Fall, dass dies das Ende der Traditionsbäckerei ist: Nach zähen Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter gelang es ihm, die Maschinen und Einrichtungen zurückzukaufen. Damit wurde die Basis für die Fortsetzung einer Tradition, aber nun in einer neuen Qualität, geschaffen: Nun soll das gesamte Unternehmen Mission „atmen“.
Täglich Brot für Leib und Seele
Die Vision verbindet den Landeskirchler Engelmann (79) mit Christhart Keilberg (74) von der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Glauchau. Im Rahmen der Evangelischen Allianz findet dort seit drei Jahren ein Alpha-Glaubenskurs statt, wo Keilberg leitend mitarbeitet: „Wir möchten den christlichen Glauben in der Zwickauer Innenstadt anbieten“, sagt Keilberg. Deshalb soll schon bald das „Haus des guten Geschmacks“ starten. Dabei soll vor allem großer Wert auf exzellente Bio-Qualität der handgefertigten Backwaren aus regionaler Herkunft gelegt werden. Aber nicht nur das: Mit dem „Haus des guten Geschmacks“ sei nicht nur die Ware und das „täglich Brot“ im engeren Sinne gemeint, sondern auch die christliche Botschaft.
Ein Sozialarbeiter unterstützt
Neben dem täglichen Verkauf der Backwaren im Erdgeschoss soll es im ersten Geschoss wieder ein Café geben. Hier können die Gäste essen und trinken, entspannen, aber auch Hilfe, Unterstützung und Seelsorge in Anspruch nehmen. Die Seelsorge soll Christoph Ullmann federführend anleiten. Der 65-Jährige ist seit über 30 Jahren als Sozialarbeiter beim „Blauen Kreuz“ aktiv und hat mehrere Jugendeinrichtungen gegründet. Er ist überzeugt: „Es fehlt in Zwickau ein Szene-Café, wo man Menschen trifft, die interessiert sind und Lust auf Kommunikation haben.“ Das Café solle nicht nur „gemütlich“, sondern offen für alle Bürger der Stadt sein: „Auch für Menschen, die sonst keiner einladen würde.“ In dem Café könnten dann Menschen mit der „klaren und unangepassten Botschaft“ von Jesus Christus in Berührung kommen.
Der Anfang ist getan
Aber auch andere Veranstaltungen sollen in den Räumlichkeiten stattfinden, wie etwa Alpha-Kurse. Ein Anfang ist bereits getan: Am 30. November trafen sich Teilnehmer eines Glaubenskurses, den Keilberg leitet, in den Räumlichkeiten der Bäckerei. Und auch die Backstube läuft schon wieder heiß: Unter der Anleitung von Engelmann und seiner Lebensgefährtin Susanne Deinert entstanden weihnachtliche Bio-Spezialitäten für die Kinder und Jugendlichen des Stadtteilprojektes „Lichthaus“: „Lichthaus“ ermutigt im Zwickauer Plattenbaugebiet Neuplanitz junge Menschen, ihr eigenes Potenzial zu entdecken.
Bäckerei zu verschenken
Doch noch ist eine ganz wichtige Stelle nicht besetzt: Damit das „Haus des guten Geschmacks“ so richtig durchstarten kann, wird aktuell ein christlicher Bäcker/ Konditor bzw. Meister gesucht, der die Vision teilt. Engelmann zufolge kann der interessierte Fachkollege den vollausgestatteten Betrieb sofort übernehmen: „Letztlich ist die Bäckerei zu verschenken.“