(“Adventisten heute”-Aktuell, 5.6.2015) Die Luther-Bibel wird behutsam überarbeitet, so dass Klang und Wortlaut weitgehend erhalten bleiben. Das sagte Altbischof Christoph Kähler (Leipzig) am 2. Mai vor der EKD-Synode in Würzburg. Kähler ist Vorsitzender eines vom Rat der EKD eingesetzten Lenkungsausschusses, der die Luther-Bibel vor dem 500-jährigen Reformationsjubiläum 2017 überarbeiten soll.
An vielen Stellen zurück zum Wortlaut von 1545
Nach seinen Worten wird der Text an zahlreichen Stellen zum Wortlaut der Lutherübersetzung von 1545 zurückkehren. Je tiefer ein Text im Gedächtnis der Gemeinden verankert sei, desto weniger werde daran geändert, betonte er. So würden bekannte Bibeltexte wie Psalm 23 oder die Weihnachtsgeschichte nicht verändert. Auch soll die “patriarchale Kultur der biblischen Texte” nicht verdeckt werden. Wo jedoch offensichtlich ganze Gemeinden angesprochen würden, die Männer und Frauen umfassen, werde künftig von “Brüdern und Schwestern” die Rede sein statt wie bisher nur von “Brüdern”. Das sei auch durch den griechischen Grundtext gedeckt, wo an vielen Stellen von adelphoi (Brüder) und adelphai (Schwestern) gesprochen werde.
Keine Anpassung an modernes Deutsch
Wie Kähler sagte, hat Martin Luther (1483-1546) selbst seine Bibelübersetzung ständig reflektiert und überarbeitet. Im 19. Jahrhundert sei aus elf verschiedenen Versionen ein einheitlicher Text erarbeitet worden. Im 20. Jahrhundert sei die Lutherbibel vor allem an ein modernes Deutsch angepasst worden. Auf heftigen Widerspruch stieß die Revision von 1975. Kritiker bemängelten damals vor allem die fehlende Treue gegenüber der Sprache des Reformators. So wurde darin das Licht nicht mehr unter den Scheffel gestellt, sondern unter den Eimer, was der Übersetzung den Namen “Eimertestament” einbrachte. Die darauf folgende Überarbeitung wurde 1984 abgeschlossen. Zuletzt wurde die Luther-Bibel 1999 mit der Einführung der neuen Rechtschreibung durchgesehen. Diese Übersetzung ist derzeit der offizielle Text der evangelischen Kirchen in Deutschland für den Gottesdienst. Das Ziel der jetzigen Durchsicht sei es, die Treue zum biblischen Text wiederherzustellen.
Vorstellung am 30. Oktober 2016 auf der Wartburg
Der Alttestamentler Prof. Christoph Levin (München), erklärte, zwar sei Luthers Übersetzung nicht immer ganz korrekt, Änderungen seien für die “Kirche des Wortes” jedoch nur schwer zu akzeptieren. Deshalb werde es beispielsweise auch künftig “Posaune” heißen und nicht “Horn”. Auch wird vom “Heiland” die Rede sein und nicht vom “Retter”, obwohl der griechische Grundtext so zu übersetzen ist. An anderen Stellen werde man den Text leicht überarbeiten. So würden etwa aus den “Gottlosen” “Frevler” und aus den “Heiden” mit wenigen Ausnahmen “die Völker”. Die Durchsicht soll Ende Juni abgeschlossen sein. Bis Oktober 2016 sollen die Korrekturen eingearbeitet sein. Am 30. Oktober 2016 soll die überarbeitete Version in Eisenach auf der Wartburg vorgestellt werden. (idea)