In Deutschland wird über ein Verbot von sogenannten Konversionstherapien debattiert. Sie sollen Homosexuellen helfen, ihre sexuelle Orientierung zu verändern. Dazu ein Kommentar von Uwe Heimowski, Politikbeauftragter der Deutschen Evangelischen Allianz.
Wer Freiheit und Akzeptanz fordert, darf das nicht einseitig tun. Das Verbot von Therapien geht in die falsche Richtung. Aber: Sind Lesben und Schwule krank? Die medizinische Fachwelt ist sich hier ziemlich einig: nein. Geschichtlich gesehen ist das eine relativ neue Erkenntnis. Bis in die 1970er-Jahre wurde Homosexualität als Krankheit verstanden. „Behandelt“ wurde häufig unter Zwang und mit zweifelhaften Methoden bis hin zu Elektroschocks. Oder nach Stammtischart: Hab mal richtig Sex mit einer Person des anderen Geschlechts, dann „gibt sich das schon“. Männer haben lesbische Frauen mit diesem Argument vergewaltigt.
Es gibt auch Menschen, die sich nach Veränderung sehnen
All das muss man wissen, wenn es um das Verbot von sogenannten Konversionstherapien geht. Viele homosexuelle Menschen, auch Minderjährige, haben durch diese Methoden seelischen Schaden genommen, manche haben Suizid begangen. Andererseits: Es gibt auch Menschen, die sich nach Veränderung sehnen. Sie sind in ihrer geschlechtlichen Identität verunsichert und suchen Hilfe. Beim Coming-out. Oder bei Veränderungsprozessen. Jemand fühlt sich in seinen homosexuellen Empfindungen fremd und sucht therapeutische Begleitung. Wer wollte ihm das verwehren? Eine solche Therapie muss freiwillig und ergebnisoffen sein. Natürlich. Doch diese Begleitung zu verbieten und die Betroffenen allein zu lassen, ist nichts weniger als unterlassene Hilfeleistung.