Eine ARD-Dokumentation zum Verhältnis von Staat und Kirche sorgt für Kontroversen. Der Film trägt den Titel „Ewige Schulden – Ostdeutschlands Kirchen und die Staatsleistungen“ und wurde am 7. Februar in Erfurt voraufgeführt. Im Vorfeld hatte die zuständige Hoferichter & Jacobs Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft (Leipzig) erfolgreich einen Förderantrag bei der „Stiftung Aufarbeitung“ über 15.000 Euro gestellt. Wie zuerst die in Weimar erscheinende Mitteldeutsche Kirchenzeitung „Glaube+Heimat“ (Ausgabe 17. Februar) in einer Vorabmeldung berichtete, hat sich die Stiftung aber mittlerweile von dem Film distanziert, weil der nun vorgelegte Inhalt nicht mit den Angaben im Antrag übereinstimme. Die ehemalige thüringische Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU/Ramsla bei Weimar), die zum Vorstand der Stiftung gehört, warf den Autoren gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea vor, das Thema verfehlt zu haben. Die Produktionsgesellschaft habe das Geld für einen Dokumentarfilm unter dem Thema „Woran glaubt der Osten?“ angefragt. Darin sollte laut Kurzbeschreibung unter anderem verdeutlicht werden, „wie weitreichend die gesellschaftlichen Folgen der repressiven DDR-Religionspolitik bis heute sind und wie die Strukturen der SED-Diktatur die Menschen in den neuen Bundesländern in Glaubensfragen noch immer prägen“. Die Produktionsgesellschaft habe im Förderantrag zum Ausdruck gebracht, dass sich fehlender Glaube auch in einem „Wegbrechen von gesellschaftlichem Zusammenhalt“ äußere. „Projekte, die einer solchen Fragestellung nachgehen, gehören zum Kernbereich des Auftrages der Stiftung Aufarbeitung“, so Lieberknecht.
Landeskirche: Film hat inhaltliche Schwächen und bedient Klischees
Im nun vorliegenden Ergebnis würden die im Antrag angegebenen Fragen des Zusammenhangs von Glauben und gesellschaftlichem Zusammenhalt jedoch nicht thematisiert, betonte Lieberknecht. „Stattdessen bedient ein eigenwillig konstruierter Mix aus staatlichem Geld, kirchlicher Macht und – aus Sicht der Autoren – allgegenwärtigem kirchlichen Einfluss die Klischees von Vereinfachern und Verächtern, nicht nur der Kirche, sondern von Institutionen und unserer Demokratie schlechthin“, so die Christdemokratin. Die Stiftung habe darum veranlasst, die Förderung aus dem Abspann des Filmes zu streichen. Laut der Politikerin begibt sich der MDR mit der Darstellung insgesamt auf einen schmalen Grat. Weitergehende Schritte behalte man sich nach Beratung in den Gremien der Stiftung vor. Wie „Glaube+Heimat“ berichtet, kommt Kritik auch von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Der Film habe „inhaltliche Schwächen“ und bediene Klischees. So werde weder auf die aktuelle Finanzsituation noch den gesellschaftlichen Beitrag der Kirchen eingegangen. Die Autoren hätten sich vielmehr Positionen der Humanistischen Union zu eigen gemacht. Die Stiftung Aufarbeitung unterstützt Projekte, die sich für eine Aufarbeitung des DDR-Unrechtsstaates einsetzen. Der Film wird in der ARD am 18. Februar um 23.55 Uhr ausgestrahlt.