(“Adventisten heute”-Aktuell, 24.10.2014) Das Internet ist zum selbstverständlichen Bestandteil des Lebens von Kindern und Jugendlichen geworden. Für ihre Persönlichkeitsentwicklung spielt es neben Eltern, Schule und Freunden eine immer größere Rolle. Allerdings spiegelt sich auch der soziale Status im Netz. Kinder mit niedrigerer Bildung sind anfälliger für Gefahren, etwa für sexuellen Missbrauch. Darum werde der Umgang mit dem Internet auch zu einer Aufgabe für die Jugendsozialarbeit, schreiben Jutta Croll, Jessica Euler und Carolin Müller-Bretl von der Stiftung Digitale Chancen (Berlin) in der Fachzeitschrift “Soziale Arbeit”. Das Blatt wird vom Deutschen Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) in Berlin herausgegeben.
Ab zwölf Jahren sind fast alle online
Wie es in dem Artikel heißt, nutzen in Deutschland 98 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen das Internet, 73 Prozent verwenden mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablet-Computer. Die Nutzung setzte früh ein: Ein Fünftel der Sechs- bis Siebenjährigen haben bereits Erfahrungen mit dem Internet gesammelt. Bis zum 13. Lebensjahr zählen fast alle (93 Prozent) zu den Nutzern. Dies müsse berücksichtigen, wer Jugendliche in ihrer sozialen Entwicklung unterstützen und vor Benachteiligung bewahren wolle. Das Internet sei ein wichtiges Instrument zur Teilhabe am sozialen Leben. Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen brauchten besondere Aufmerksamkeit, so die Autorinnen.
Wer lässt sich auf Risiken ein?
Sie verweisen unter anderem auf Ergebnisse einer von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebenen Studie. In Großbritannien, Belgien und Norwegen wurden Straftäter befragt, die wegen “Cyber-Groomings” – der Online-Ansprache von Personen zur Anbahnung sexueller Kontakte – verurteilt wurden. Demzufolge gibt es verschiedene Typen von Jugendlichen je nach ihrem Grad der Anfälligkeit: Resiliente, die sich kaum auf solche Kontakte einlassen, Risikofreudige, die zwar bereit sind, sich mit potentiellen Tätern auszutauschen, sich aber nicht mit ihnen treffen, und Gefährdete. Diese seien auf der Suche nach Anerkennung leicht manipulierbar und zu Freundschaften mit potenziellen Tätern bereit.
Heimkinder sind besonders anfällig
Besonders anfällig seien Jugendliche, die in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe betreut werden, ferner Heranwachsende mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen oder aus schwierigen familiären Verhältnissen. Diese hätten in der Regel weniger Ansprechpersonen und Vertraute, etwa Familie, Lehrer oder Freunde. Zu einer geringeren Widerstandsfähigkeit gegenüber Onlinerisiken könnten Gründe aus dem sozialen Umfeld beitragen, etwa familiäre Probleme, häusliche Gewalt, emotionaler, körperlicher oder sexueller Missbrauch oder die Zugehörigkeit zu Randgruppen wie Asylsuchenden. Bereits im Alter von neun bis 13 Jahren sei festzustellen, dass die niedriger Gebildeten ihre Internet-Kompetenz schlechter bewerten als die höher Gebildeten. Gute Internetkenntnisse bestätigten sich 24 Prozent der niedriger gebildeten Kinder, aber 38 Prozent der höher gebildeten. Für die benachteiligten Heranwachsenden müssten Mitarbeiter der Kinder- und Jugendsozialarbeit Ansprechpersonen sein. Zur entsprechenden Qualifikation dieser Fachkräfte diene das europäische Projekt SocialWeb – SocialWork. (idea)