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In die Zukunft schauen, um die Gegenwart zu gestalten

Von: apduser Datum Beitrag: 31.03.2023 Kommentare: Keine Kommentare Tags: , , , , , , ,

Unter dem Titel «Know your Church – mehr als ein Name» trafen sich am 25. März 2023 rund 1.2000 Mitglieder und Gäste sowie Kinder der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der Deutschschweiz zur 120. Jahreskonferenz in der Parkarena Winterthur. Dies nach einer vierjährigen Pause wegen der Corona-Pandemie. Thematisch ging es an der Konferenz um adventistische Identität. Der Gottesdienst an der Jahreskonferenz am Samstagmorgen stellt den geistlichen Höhepunkt im Kirchenleben der Adventisten in der Deutschschweiz dar. Die Kinder werden den ganzen Tag in altersgerechten Programmen betreut.

Bibelgespräch

Nach einem kurzen Anbetungsteil mit Liedern, die von Jugendlichen instrumental begleitet wurden, tauschte sich auf dem Podium eine Gesprächsgruppe über die Frage aus, was Adventgemeinde für die Teilnehmenden ist bzw. bedeutet. Dabei wurden unter der Leitung von Paul Hofmann herausfordernde Aspekte des Gemeindelebens, wie fehlende Unterstützung in schwierigen Lebensphasen, mangelnde Herzlichkeit oder Anteilnahme thematisiert, als auch Erfüllendes, wie Gemeinde als geistliches Zuhause oder Freunde, die einen im Glauben unterstützen. Unter der Leitung von Hanna Weisse umrahmte der eigens für die Jahreskonferenz ins Leben gerufene „Generationenchor“ mit rund 60 Mitwirkenden aus vielen Adventgemeinden musikalisch das Programm am Morgen und am Nachmittag.

In die Zukunft schauen, um die Gegenwart zu gestalten

Miki Jovanovic, Pastor in München, warf in der Predigt einen Blick in die visionären Szenen über den „Himmel“, die in Offenbarung 21 und 22 beschrieben sind. Dabei führte er drei Aspekte an, die aus dem Blick in die Zukunft relevant seien, um die Gegenwart in der Gemeinde zu gestalten.

Als Erstes gehe es um die Anwesenheit Gottes. Er wolle im Himmel nicht etwas bekommen, keine Belohnung, so Jovanovic, sondern „ich will mit Gott zusammen sein. Ich will keine Belohnung, sondern eine Beziehung.“ Durch die Jesusbeziehung verändere sich alles, auch die Gemeinderealität werde befreiend anders, wenn Jesus anwesend sei. Mit Verweis auf die Blätter des Lebensbaumes, die zur Heilung der Nationen dienten (Offenbarung 22,2), sagte Jovanovic als Zweites, dass dieses Bild nur dann einen Sinn mache, wenn im „Himmel“ die Menschen weiterhin ihre Persönlichkeit behielten und sich an das auf dieser Erde Erlebte erinnerten. Erlebnisse der Erniedrigung, psychisch Kaputte, mental Behinderte, Kriegserlebnisse und viel Zwischenmenschliches müsse geklärt bzw. geheilt werden. Er schlussfolgerte, dass in der Gemeinde nicht nur die Anwesenheit Gottes spürbar sein sollte, sondern es sollte auch Menschen geben, die heilend wirkten. Als dritten Aspekt führte er die Anbetung Gottes an. Anbetung sei die staunende und liebende Bewunderung Gottes, nicht aufgrund dessen, was er tut, sondern wer er ist. Adventgemeinden sollten demnach die Verherrlichung Gottes als Kerngeschäft pflegen. Eine anbetende Haltung, bei der es um Gott gehe, bewahre die Kirche vor einer horizontalen Ausrichtung.

Das Comeback des Sabbats

Am Nachmittag hielt Miki Jovanovic eine Jugendstunde und parallel dazu sprach Martin Pröbstle, Dekan des Theologischen Seminars am Seminar Schloss Bogenhofen in Oberösterreich, über den Sabbat, der wie nichts Anderes Adventisten identifiziere. Der Sabbat erfülle das ganze Leben und wirke sich auf die Beziehung mit Gott, Mitmenschen und Umwelt aus. Sabbat zu erleben, heiße, «sich von Freude und Festlichkeit umgeben zu lassen». Sabbat müsse vorgelebt werden, um andere zu überzeugen.

An sieben hebräischen Verben, die in den fünf Büchern Mose für Sabbatruhe verwendet werden, machte er klar, dass es bei der Sabbatruhe nicht eigentlich um ein Substantiv gehe, sondern dass sie eine Tätigkeit beschreiben würden. Die sieben Dimensionen der Sabbatruhe in der Thora (fünf Bücher Mose) sind, laut Pröbstle: (1) körperliche, arbeitsfreie Ruhe: körperliche Erholung. (2) geistige, mentale Ruhe: Gelassenheit, Heiterkeit und Frieden wurden am Sabbat geschaffen. (3) emotionale, erneuernde Ruhe: Sabbathalten wirkt sich auf die Woche aus. (4) kreative, feierliche, soziale Ruhe: den Sabbat in schöpferischer Weise gestalten, z.B. Rituale finden und Nichtstun genießen. (5) von Gnade erfüllte Ruhe: in dem, was Gott getan hat ruhen. (6) gesegnete, befähigende Ruhe. (7) heilige, intime Ruhe: Der Sabbat schenkt uns den Schenker – Zeit und Beziehung mit Gott. Pröbstle schloss mit der Bemerkung, dass der Sabbat für die Menschen gemacht wurde und nicht nur für die Adventisten. Es gehe deshalb darum, gestressten und gehetzten Mitmenschen das Sabbathalten vorzuleben und «schmackhaft» zu machen.

Ordination zum Pastorendienst

Zum Pastorendienst wurden am Nachmittag folgende Pastoren ordiniert: Marvin Brand (1991) arbeitet an einem Gemeindeneugründungsprojekt; Jascha Stahlberger (1991) ist Finanzleiter der Freikirche in der Deutschschweiz sowie im Advent-Verlag Schweiz; Hannes Weisse (1993), betreut die Kirchgemeinden in Basel und Reigoldswil; sein Schwager, Jonas Weisse (1995), ist Pastor in Reinach/AG und zuständig für die Jugendarbeit im Kanton.

Nach positivem Abschluss der zweijährigen Zeit als Pastoralassistenten erhalten adventistische Pastoren und Pastorinnen einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Nach weiteren zwei bis drei Jahren werden Pastoren ordiniert (ordained Minister), was in der adventistischen Kirche eine Einsegnung für eine weltweite pastorale Tätigkeit bedeutet. Pastorinnen werden segnend beauftragt (commissioned Minister), was einer vollständigen Beauftragung als Pastorin innerhalb der zuständigen regionalen Kirchenleitung (Vereinigung) entspricht. In der Deutschschweiz sind gesegnete Pastorinnen ihren ordinierten Kollegen bezüglich Kompetenzen und Pflichten, mit Ausnahme minimer Differenzen, gleichgestellt. Pastorinnen können demnach Gemeinden leiten, Hochzeiten, Beerdigungen, das Abendmahl und Taufen durchführen und werden auch lohnmässig wie die ordinierten Pastoren eingestuft.

At your service

Unter dem Titel “At your service” (Zu Ihren Diensten) gaben die Pastoren in lockerer Form mit teilweise humorvollen Sequenzen Einblicke in ihre Tätigkeit und was sie bewogen hat, die Pastorenlaufbahn einzuschlagen. Wie die pensionierten Pastoren ihren Alltag gestalten, wurde mittels Kurzvideos dargestellt.

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