(“Adventisten heute”-Aktuell, 17.10.2014) “Je älter ich werde, umso mehr Fragen habe ich”, sagte Professorin Dr. Sigrid James in ihrer Festansprache zur Verleihung der akademischen Grade an der Theologischen Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg. Deshalb wolle sie keine Weisheiten vermitteln, sondern Wünsche, Meinungen und Fakten, betonte die Dozentin am Fachbereich Sozialarbeit und Sozialökonomie der Loma-Linda-Universität, Kalifornien/USA, und Gastprofessorin am Institut für Sozialwesen der Universität Kassel.
“Hohe Maßstäbe an die künftige Arbeit setzen”
Jeder dritte Deutsche leide an psychischen Erkrankungen, sei es durch Burn-out, das Erleben von häuslicher Gewalt oder durch Belastungen, die Alleinerziehende verspürten, stellte James fest. Die Friedensauer Absolventen hätten sich ein schwieriges Arbeitsfeld gewählt. Sie würden künftig mit deprimierenden Sachverhalten konfrontiert. Die Erwartungen seien hoch. Es würden Antworten und Lösungsmöglichkeiten gefordert. Käme die gewünschte Hilfe nicht, könnten Menschen in noch tiefere Krisen stürzen. Ein zusätzliches Problem und Herausforderung zugleich: Das menschliche Verhalten werde von vielen Faktoren bestimmt und sei nicht, wie etwa in der Naturwissenschaft, berechenbar. Zudem mangele es an gesellschaftlicher Anerkennung für die Arbeit im sozialen Bereich, und die Bezahlung sei gering. Deshalb sollten die Absolventen ein Selbstbewusstsein für die wichtige Aufgabe, die sie leisteten, entwickeln. Menschen, die an einem Tiefpunkt ihres Lebens angelangt seien, brauchten Hilfe. Es gelte, hohe Maßstäbe an die künftige Arbeit zu setzen, um etwas bewirken zu können. Engagement und ständige Weiterbildung wären unerlässlich. Andererseits könne die Arbeit auch große Befriedigung verschaffen, wenn katastrophale Verhältnisse sich zum Positiven veränderten.
Professorin James ermutigte die Absolventen: “Menschen vertrauen sich euch an und schon in der Bibel heißt es im Buch der Sprüche: âWer auf Gutes bedacht ist, wird Gutes erfahrenâ”. Sie wünschte ihnen “ein System, das euch unterstützt, Vorgesetzte, die Strukturen schaffen, in denen ihr gut arbeiten könnt, Gemeinden und Kirchen, die sich nicht in Lehrstreitigkeiten verlieren, sondern für euch da sind. Und wenn ihr einmal Vorgesetzte sein werdet, schafft selbst gute Voraussetzungen zum Arbeiten.”
“Bleibt weiterhin neugierig!”
Der Rektor der Theologischen Hochschule, Professor Dr. Friedbert Ninow, empfahl den Graduierten, Friedensau nicht mit dem Gefühl zu verlassen, dass sie schon alles wüssten. “Bleibt weiterhin neugierig, forscht und sammelt Erfahrung”, gab er den Absolventen als Rat mit auf ihren beruflichen Weg.
Insgesamt wurden 47 Studierende aus zwölf Ländern in den Bereichen Theologie und Sozialwesen mit einem B.A. oder M.A. graduiert.
Dr. Johannes Hartlapp, Dekan des Fachbereichs Theologie, übergab Urkunden an zwei Bachelor und vier Master of Arts in Theologie sowie an drei Master of Theological Studies (M.T.S.). Letztere stammen aus Myanmar, Kamerun und Ghana. Professor Dr. Horst Rolly, Dekan des Fachbereichs Christliches Sozialwesen, übergab Diplome an 17 Bachelor of Arts in Soziale Arbeit und drei Bachelor of Arts in Gesundheits- und Pflegewissenschaften. Der akademische Grad der drei Absolventen wurde erstmals in Friedensau verliehen. Master of Arts erhielten fünf Graduierte in Counseling (Beratung), zwei in Musiktherapie, drei in Sozial- und Gesundheitsmanagement sowie acht in International Social Sciences. Von den letztgenannten Absolventen stammt nur eine aus Deutschland, die anderen kommen aus Brasilien, Russland, Indien, Ruanda, Uganda und Myanmar.
Preise verliehen
Der mit 1.000 Euro dotierte Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen ging in diesem Jahr an Chigemezi Nnagozie Wogu aus Nigeria. Marco Knorr erhielt den Förderpreis der Sparkasse Jerichower Land für besondere Leistungen im Fachbereich Christliches Sozialwesen und Benjamin Bleil den Herbert Blomstedt-Preis für Theologie. Beide Preise sind mit je 500 Euro dotiert. (APD)
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