In Zeitz (Sachsen-Anhalt) haben Bürger der Selbstverbrennung des Pfarrers Oskar Brüsewitz (1929–1976) gedacht. Rund 70 Personen versammelten sich auf Einladung der Stadt und der evangelischen Kirchengemeinde an der Brüsewitz-Stele, berichtete die älteste Tochter des Theologen, Pastorin Esther Fröbel (Döschnitz/Thüringer Wald), der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA.
Brüsewitz hatte sich vor 47 Jahren vor der Michaeliskirche aus Protest gegen die atheistische Erziehung von Kindern und Jugendlichen in der DDR mit Benzin übergossen und angezündet. Vier Tage später erlag er seinen schweren Verletzungen. Der damalige Pfarrer der Michaeliskirche, Dieter Ziebarth (Berlin), sagte bei der Gedenkfeier: „Hier war nicht jemand resigniert aus dem Leben gegangen, hier war eine Tat mit Signalcharakter geschehen und wie wir heute wissen – auch mit Signalwirkung.“
Der Kirche habe Brüsewitz signalisiert, ihre Botschaft offensiv zu verkünden: „Glaube will in der Gesellschaft gelebt sein.“ Das zweite Signal sei gewesen: „Habt ein weites Herz für die Kleinen und die Geringen, für die, die sich nicht sichtbar und bemerkbar machen können!“ In seiner Zeit seien es die Kinder und Jugendlichen gewesen. Außerdem sei es Brüsewitz um Menschen- und Bürgerrechte sowie um Demokratie gegangen, auch wenn er es nicht so genannt habe. Er habe unter der Missachtung des Rechts gelitten, seine Religion frei leben und seine Meinung frei äußern zu können. Brüsewitz habe keinen stillen Abgang gewollt, sondern eine Zumutung, wie er es genannt habe. Sie habe vielen damals Mut gegeben, mutiger zu glauben, furchtloser zu leben und füreinander einzustehen.