(“Adventisten heute”-Aktuell, 24.9.2010) Eine weitere Freikirche hat den Weg für Frauen im Pastorendienst frei gemacht. Mit überwältigender Mehrheit stimmten die Gemeindedelegierten und Pastoren der Freien evangelischen Gemeinden (FeG) auf ihrem jährlichen “Bundestag” am 18. September für einen entsprechenden Antrag der Bundesleitung. Er überlässt es den Gemeinden, ob sie entsprechend qualifizierte Frauen als Pastorinnen anstellen.
Deutlicher Mehrheit dafür
Der Antrag erhielt 437 von 573 abgegebenen gültigen Stimmen und übertraf mit 76,3 Prozent deutlich die erforderliche Zweidrittelmehrheit. 124 Delegierte (21,6 Prozent) votierten für einen Gegenantrag von fünf Pastoren, die die bestehende Regelung, dass nur Männer Pastoren sein können, erhalten wollten. Zwölf Vertreter (2,1 Prozent) enthielten sich. Bei einer Abstimmung im Jahr 2008 war die Zwei-Drittelmehrheit für die Einführung von Pastorinnen mit 64 Prozent knapp verfehlt worden. Seit 2005 hat sich der FeG-Bundestag mit diesem Thema befasst. Die Freikirche zählt 38.400 Mitglieder in 454 Gemeinden.
Unter den Freikirchen halten nur noch die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK), die Siebenten-Tags-Adventisten, Brüdergemeinden und russlanddeutsche Gemeinden daran fest, dass Pastoren Männer sein müssen. Andere lassen auch weibliche Geistliche zu wie der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten), die Evangelisch-methodistische Kirche, die Heilsarmee, die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden, der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden und die Altkatholische Kirche.
Mit verschiedenen Erkenntnissen leben
Nach dem Beschluss des FeG-Bundestags warb Präses Ansgar Hörsting (Witten) erneut darum, die Gemeinsamkeit in der Freikirche trotz unterschiedlicher Erkenntnisse zu wahren. Niemand dürfe sich als Sieger oder Verlierer fühlen. Vielmehr solle man in Demut miteinander umgehen und “das Reich Gottes suchen”. In der Erläuterung des Antrags der Bundesleitung sagte er, in dem seit zehn Jahren anhaltenden Meinungsbildungsprozess sei deutlich geworden, dass es bei der Pastorinnenfrage innerhalb der FeG unterschiedliche, auf der Bibel gründende Einschätzungen gebe, auch innerhalb der Bundesleitung. Es komme jetzt darauf an, die Vielfalt der Erkenntnisse zuzulassen.
Gemeinsame Aufgabe: Evangelisation
In seinem Bericht hob Präses Hörsting hervor, dass die FeG vor allem eins eine: Alle wollten evangelisierende Gemeinden sein und die christliche Botschaft den Menschen nahe bringen. Dabei komme es auch darauf an, bedeutsam für die Menschen in der Umgebung zu sein, etwa durch soziales, diakonisches oder politisches Engagement.
Der Bund der FeG gehört zu den wachsenden Freikirchen in Deutschland. Beim Bundestag wurden fünf Gemeinden aufgenommen. Im Jahr 2006 hatte sich die Freikirche das Ziel gesetzt, 100 Gemeinden bis 2015 zu gründen. Im Augenblick sind es 40; bis Ende des Jahres könnten es 50 werden, hieß es auf dem Bundestag. (idea)