(“Adventisten heute”-Aktuell, 31.12.2010) Unterschiedliche Haltungen zur Präimplantationsdiagnostik (PID) haben evangelische Bischöfe zum Ausdruck gebracht. Während sich der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge (Berlin), für eine differenzierte Nutzung aussprach, erneuerte der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich (München), sein striktes Nein. Mit der PID werden künstlich befruchtete Eizellen auf genetische Defekte untersucht, bevor sie einer Frau eingepflanzt werden. Als krank angesehene Embryonen werden getötet. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshof, das PID für zulässig erklärte, muss der Bundestag ein neues Gesetz zur Regelung dieser Methode beschließen. Dröge sagte der Berliner Zeitung Tagesspiegel: “Beides muss möglich sein: Dass Eltern aus leidvollen Erfahrungen sagen, wir möchten eine PID, und dass andere Eltern auch einem behinderten Kind den Weg ins Leben ermöglichen wollen und für diese Entscheidung Respekt und Unterstützung erfahren.” Der Bischof warnte zugleich davor, dass in der Gesellschaft das Verständnis für Behinderte, Arme und Kranke abnehme.
Kein Recht auf ein gesundes Kind
Friedrich erklärte in seiner Weihnachtspredigt in München, das Leben sei, beginnend mit der Verschmelzung von Samen und Eizelle, ein Geschenk Gottes und keine Verfügungsmasse des Menschen. Daher könne es auch kein Recht auf ein Kind oder auf ein gesundes Kind geben. Menschen dürften sich niemals anmaßen, zwischen “lebenswert” und “lebensunwert” zu unterscheiden. Friedrich amtiert auch als Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Er sei der tiefen Überzeugung, dass die PID die Grenze des ethisch Verantwortbaren überschreite, auch wenn er die Sorgen und Ängste von Eltern verstehe, die fürchten, ein krankes oder behindertes Kind zu bekommen. Aus diesem Grund hat sich der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), für eine Zulassung von PID unter eng eingegrenzten Bedingungen ausgesprochen. (idea)