(“Adventisten heute”-Aktuell, 28.12.2012) Niemand weiß, wie viele Christen es unter den 1,3 Milliarden Einwohnern der Volksrepublik China gibt. Die offiziellen Zahlen sind in den vergangenen Jahren wiederholt nach oben korrigiert worden. Das Staatliche Religionsamt ging bis vor Kurzem von zehn Millionen Protestanten und vier Millionen Katholiken aus. Die Regierung spricht inzwischen von 24 Millionen in staatlich anerkannten Gemeinden – 18 Millionen Protestanten und sechs Millionen Katholiken. Jetzt veröffentlichte das chinesische Institut für Weltreligionen (IWR) der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS) eine Untersuchung, derzufolge 29 Millionen Chinesen Christen sind. Die Zahl der Protestanten wird mit 23 Millionen, die der Katholiken mit sechs Millionen angegeben.
130 Millionen chinesische Christen?
Allerdings umfasst diese Studie nur die 29 Millionen Christen der offiziell zugelassenen “patriotischen Amtskirchen”. Die romtreue katholische Kirche und die Bewegung der Hausgemeinden seien illegal und tauchten in der Statistik nicht auf, stellt das Schweizer Magazin “factum” (Berneck/Schweiz) fest. Deshalb gehen ausländische Experten von bis zu 130 Millionen chinesischen Christen aus, die sich überwiegend in staatlich nicht registrierten Hauskirchen versammelten. Um ihrer Unabhängigkeit von der staatlichen Glaubensaufsicht willen nähmen sie staatliche Repressionen in Kauf, berichtet die “Neue Züricher Zeitung” (NZZ). Für viele Christen bedeute die Hinwendung zu Gott eine Abkehr von den materialistischen Heilsversprechungen, aus denen die chinesische Führung ihre Legitimation beziehe. Der NZZ zufolge dokumentierte die Nichtregierungsorganisation “China Aid” im vergangenen Jahr 1289 religiös motivierte Festnahmen, mehr als doppelt so viele wie 2010.
Missionare als Sprachlehrer
Laut NZZ ist das Wachstum der chinesischen Christenheit auch auf die Arbeit ausländischer Missionare zurückzuführen. Zu den größten Missionsorten gehörten die Universitäten: “Insbesondere christliche Gruppierungen aus den USA schicken Missionare nach China, die dort zum Beispiel als Sprachlehrer auftreten, aber vor allem versuchen, religiöse Anhänger zu gewinnen.” Häufig treffe man sich zu informellen Gebetszirkeln in den Zimmern von Studentenwohnheimen. Oft köderten amerikanische Missionare die chinesischen Studierenden mit praktischen Vorteilen, etwa dem Versprechen auf die Aufnahme an eine US-Hochschule mit kirchlicher Trägerschaft, heißt es in dem NZZ-Bericht.
Das Wachstum der chinesischen Kirchen begann 1979. Von 1966 bis 1976 hatte das kommunistische Regime versucht, jegliche Religion auszumerzen. Außer den Christen gibt es in der Volksrepublik rund 100 Millionen Buddhisten, 30 Millionen Taoisten und 25 Millionen Muslime. Zum Vergleich: Die Kommunistische Partei hat etwa 82 Millionen Mitglieder. (idea)