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Weltverfolgungsindex: Wo Christen am stärksten verfolgt werden

Nach diesem Ansatz sei Verfolgung definiert als „jegliche Art von erlebter Anfeindung aufgrund der Identifikation einer Person mit Christus. Dies kann feindselige Haltungen, Worte und Handlungen gegenüber Christen umfassen.“ (Foto: Screenshot: https://www.opendoors.de/christenverfolgung/weltverfolgungsindex

In Afghanistan werden Christen am härtesten verfolgt. Damit hat das Land am Hindukusch Nordkorea an der Spitze des Weltverfolgungsindex (WVI) abgelöst. Zu diesem Ergebnis kommt das überkonfessionelle Hilfswerk Open Doors (Kelkheim bei Frankfurt am Main) in seiner am 19. Januar veröffentlichten Analyse. Nordkorea hatte zuvor seit 2002 auf Platz eins gestanden, Afghanistan zuletzt auf Rang 2. Auf den folgenden Plätzen des Index hat sich 2021 gegenüber dem Vorjahr nur wenig verändert: 3. Somalia (2020: 3), 4. Libyen (4), 5. Jemen (7), 6. Eritrea (6), 7. Nigeria (9), 8. Pakistan (5), 9. Iran (8) und 10. Indien (10). Allein in den 50 Ländern der WVI-Rangliste leiden mehr als 312 Millionen der dort lebenden 737 Millionen Christen unter „sehr hoher bis extremer“ Verfolgung. In 26 weiteren Ländern sind zusätzlich 48 Millionen Christen von einem „zumindest hohen Maß“ an Verfolgung und Diskriminierung betroffen, so dass das Werk auf eine Gesamtzahl von 360 Millionen betroffenen Christen kommt.

Afghanistan: Christen werden gezielt gesucht und ermordet

In Afghanistan sind Open Doors zufolge fast alle Christen konvertierte Muslime. Die Machtübernahme der Taliban am 15. August 2021 habe ihre Situation weiter verschlechtert. Das Ausmaß der Gewalt gegen christliche Konvertiten sei nun extrem hoch. Alle „Abtrünnigen vom Islam“ würden von den Taliban gezielt gesucht und ermordet. Wie Open Doors gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA bestätigte, kommt es dabei auch zu Steinigungen. Gesteinigt würden Menschen wegen unislamischen Verhaltens, wegen Fehlverhaltens und auch wegen einer „Abkehr vom Islam“. Da die Konvertiten damit rechnen müssen, verraten zu werden, unternehmen sie laut Open Doors alles, um auch von Familie, Freunden und Nachbarn nicht als Christen erkannt zu werden. Berichten zufolge kontrollieren die Taliban viele Handys. Zahlreiche christliche Konvertiten hätten darum aus Angst alle digitalen Geräte weggeworfen. In dem Land gibt es keine öffentlich zugängliche Kirche. Die einzige genutzte Kapelle befindet sich laut Open Doors im Keller der italienischen Botschaft in Kabul. Wie viele Christen es in Afghanistan gibt, ist nicht bekannt: Open Doors schätzt, dass es „einige Tausend“ sind.

Nordkorea: Katastrophale Lage

Die Lage der Christen unter dem Diktator Kim Jong-un ist Open Doors zufolge weiterhin katastrophal. Die Verhaftungen hätten zugenommen. Zehntausende müssten in den Straflagern Zwangsarbeit leisten. Frauen erlebten dort laut einem UN-Bericht Vergewaltigungen und Zwangsabtreibungen, Männer vor allem körperliche Gewalt und Misshandlungen. Der Besitz christlicher Materialien gilt laut Open Doors als „Verbrechen gegen die Nation“. Werden diese gefunden, kann die ganze Familie verbannt, verhaftet oder hingerichtet werden. In Nordkorea werden Bürger in drei Klassen eingeteilt: den Kern (28 Prozent der Gesellschaft), die Schwankenden (45 Prozent) und die Feindlichen (27 Prozent). Christen gehören laut dem Werk zu der dritten Kategorie. Sie gelten als Verräter an der Nation und als Spione. Der christliche Glaube werde als „subversive Ideologie der amerikanischen Imperialisten“ dargestellt. Die Bürger müssten jeden melden, der ein Feind sein könnte. Lehrer ermutigten die Schüler, ihre eigenen Eltern zu denunzieren. Deswegen warteten christliche Eltern oft lange ab, bevor sie mit ihren Kindern über den Glauben sprechen. Die Zahl der Christen ist unbekannt – Open Doors schätzt sie auf 400.000.

Afrika: Islamistische Gruppen breiten sich aus

Besorgt ist das Hilfswerk über die Entwicklung in Teilen Afrikas. Islamistische Gruppen breiteten sich vor allem in Ländern mit korrupten sowie schwachen Regierungen aus. Das gelte vor allem für die Region südlich der Sahara. Dort gebe es in manchen Gegenden keine Christen mehr, weil sie in andere Regionen geflohen seien oder vertrieben wurden. Allein in Burkina Faso, Mali und Niger seien Hunderte von Kirchen geschlossen oder zerstört worden. In Somalia lebten Christen in ständiger Gefahr: Kämpfer der islamistischen Miliz al-Shabaab hätten das Ziel, alle Christen in dem ostafrikanischen Land „auszulöschen“. Sie wollten die Scharia als Grundlage aller Lebensbereiche. Wer eine Bibel besitze, müsse mit seiner Ermordung rechnen. Nach Schätzungen von Open Doors gibt es in dem Land nur einige Hundert Christen.

Nigeria mit der höchsten Zahl an getöteten Christen

Im Berichtszeitraum (1. Oktober 2020 bis 30. September 2021) wurden laut Open Doors weltweit 5.898 Christen gezielt wegen ihres Glaubens getötet. Im Jahr zuvor waren es noch 4.761. Spitzenreiter sei dabei erneut Nigeria: 4.650 Christen seien in dem westafrikanischen Land wegen ihres Glaubens ermordet, 470 Kirchen geschlossen oder zerstört worden.

China: Der Staat überwacht seine Bürger digital

In China (Rang 17) müssen Christen weiterhin mit Einschränkungen rechnen. Das Besondere in dem kommunistischen Staat: Hier sei vor allem die digitale Überwachung stark ausgeprägt, worunter auch die Christen litten. Der Kommunistischen Partei Chinas gelinge es immer besser, die junge Generation zu indoktrinieren, indem sie auf den zugänglichen Seiten im Internet ideologische Inhalte einspeise und unerwünschte blockiere. Auch viele christliche Inhalte seien aus dem Internet verschwunden. Bibel-Apps auf den Mobiltelefonen seien blockiert. Nur die staatlich kontrollierte Drei-Selbst-Kirche darf laut Open Doors Bibeln drucken. Berichten aus den Provinzen Henan und Jiangxi zufolge seien alle staatlich genehmigten religiösen Einrichtungen mittlerweile mit Überwachungskameras ausgestattet. Die „Sinisierung“ – also die gezielte Förderung chinesischer Traditionen bei gleichzeitiger Schwächung anderer kultureller Einflüsse – werde landesweit durchgesetzt. Rund 1.000 Christen, darunter viele Pastoren, befänden sich aktuell im Gefängnis – oftmals unter dem Vorwurf, die nationale Sicherheit zu gefährden.

Open-Doors-Leiter: Christenverfolgung nimmt zu, weil westliche Politiker gleichgültig sind

Aus Sicht des Leiters der Organisation, Markus Rode, ist der Weltverfolgungsindex ein ideales Instrument gerade für Politiker, um das Thema Menschenrechte und Religionsfreiheit auch für Christen in der Öffentlichkeit und bei ihren diplomatischen Bemühungen anzusprechen. Weiter sagte Rode gegenüber IDEA: „Die Angst vieler Politiker, sich dadurch dem ,Verdacht‘ auszusetzen, zu einseitig zu sein, wenn sie auch das extreme Unrecht ansprechen, dem verfolgte Christen weltweit ausgesetzt sind, scheint wie ein Bremsklotz zu wirken.“ Wenn es um die intensive Verfolgung von mehr als 360 Millionen Christen gehe, sollten solche selbstzensierenden Haltungen zurückgestellt werden: „Ein Grund, warum die Christenverfolgung weiter zugenommen hat, ist auch die Gleichgültigkeit jener politischen Akteure im Westen, die mehr tun könnten, es aber aus den oben genannten Gründen sowie mit Blick auf wirtschaftliche Interessen nicht tun.“ Ein Beispiel dafür sei, dass die Administration von US-Präsident Joe Biden Nigeria von der Liste der Verletzer der Religionsfreiheit gestrichen habe, oder dass ein Land wie China, das die Menschenrechte massiv missachte, als Ausrichter der Olympischen Spiele gewählt werde.

Wie die Rangliste entsteht

Die Forschungsabteilung von Open Doors sammelt Daten in fünf Lebensbereichen: Privatleben, Familienleben, gesellschaftliches Leben, Leben im Staat und kirchliches Leben. Hinzu kommt die Kategorie „Gewaltsame Übergriffe“. Das Ausmaß der Übergriffe wird für alle Bereiche in ein Punktesystem übertragen, um die unterschiedlichen Triebkräfte der Verfolgung in diesen Bereichen vergleichen zu können. Die Forschungsabteilung hat insgesamt neun Triebkräfte definiert, die gewaltsame und gewaltlose Verfolgung von Christen beschreiben: Kommunistische Unterdrückung, säkulare Intoleranz, diktatorische Paranoia, organisierte Verbrechen und Korruption, ethnische-religiöse Feindseligkeit, Unterdrückung durch den Clan/Stamm, konfessioneller Protektionismus, religiös motivierter Nationalismus und islamische Unterdrückung.

Wie Open Doors Verfolgung definiert

Open Doors verweist darauf, dass es keine allgemein anerkannte rechtliche Definition des Begriffes Verfolgung gebe. Die WVI-Methodik folge „eher einer theologischen als einer soziologischen oder juristischen Definition“. Nach diesem Ansatz sei Verfolgung definiert als „jegliche Art von erlebter Anfeindung aufgrund der Identifikation einer Person mit Christus. Dies kann feindselige Haltungen, Worte und Handlungen gegenüber Christen umfassen.“ Open Doors steht verfolgten Christen seit mehr als 65 Jahren in rund 70 Ländern mit Hilfsprojekten zur Seite und ruft zum Gebet für verfolgte Christen auf. Die Organisation veröffentlicht den WVI seit 1993.


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