Fliesen mit biblischen Motiven haben über Jahrhunderte dazu beigetragen, das Wort Gottes im Alltag praktisch werden zu lassen. Das sagte Landessuperintendent Detlef Klahr (Emden) anlässlich der „Bibelfliesen“-Ausstellung in der Kirche „Arche“ in Norddeich im Gespräch mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Die „Ikonen des Nordens“ mit biblischen Figuren und Geschichten seien besonders im 17. und 18. Jahrhundert in vielen Haushalten ein wichtiges Element der Frömmigkeit gewesen. Wegen des Bilderverbots in reformierten Kirchen holten sich Bürger die Kacheln mit biblischen Darstellungen ins Haus. Erstaunlich sei vor allem, dass „unsere Vorfahren sich ganz bewusst und in großer Zahl für diese Bilder auf den Fliesen entschieden haben“, so Klahr. Die Fliesen zeigten „die enorme Wertschätzung der Heiligen Schrift und der in ihr erzählten Geschichten“. Klahr: „Ich bin überzeugt, die Fliesen können auch heute Menschen dazu verhelfen, neu zu entdecken, wie reich und bedeutsam das Wort Gottes für unser Leben ist.“
Verbreitung durch den Seehandel
Die Ausstellung in Norddeich ist nach Angaben der Pressesprecherin im Sprengel Ostfriesland-Ems, Hannegreth Grundmann (Holtland), bereits die hundertste in der 15-jährigen Geschichte des Bibelfliesen-Teams. Der Besucherandrang sei groß. Der pensionierte Theologe Kurt Perrey (Norden) erforscht seit vielen Jahren die historischen Wandfliesen mit biblischen Motiven. Inzwischen hat er mit einem Team aus 20 Ehrenamtlichen 600 Motive fotografiert und in der „Fliesenbibel“ veröffentlicht. Die Fliesen sind in einem typisch friesischen Delfter Blau oder einem bräunlich-violetten Farbton gehalten. Ursprünglich kamen sie meist aus niederländischen Werkstätten und wurden einzeln handgefertigt. Durch den Seehandel sind die Kacheln nach Norddeutschland und Dänemark gelangt.