(“Adventisten heute”-Aktuell, 12.8.2011) Als ein “Bauwerk monströser Bösartigkeit” hat der württembergische Landesbischof Frank Otfried July (Stuttgart) die 1961 von den DDR-Machthabern errichtete Berliner Mauer bezeichnet. Der Jahrestag des Baus jährt sich am 13. August zum 50. Mal. An der gesamten innerdeutschen Grenze kamen mindestens 1.393 Menschen ums Leben. Das letzte Opfer war Chris Gueffroy, der im Februar 1989 bei einem Fluchtversuch in Berlin erschossen wurde. Nach 28 Jahren – am 9. November 1989 – fiel die Mauer durch die Friedliche Revolution in der DDR. Laut July hat die evangelische Kirche zur Überwindung der Mauer beigetragen. Kirchengemeinden und einzelnen Christen sei es gelungen, sie “durchlässig” zu machen. Die oft unter schwierigsten Bedingungen gelebte Partnerschaft von Kirchengemeinden in Ost und West habe es ermöglicht, dass Menschen nicht in Sprachlosigkeit und Isolation verharrt hätten. July: “Das von der Stasi kritisch betrachtete Psalm- und Losungswort hat sich bewahrheitet: Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen” (Psalm 18,30). Mit Andachten, Gebeten und Glockengeläut gedenken die Kirchen am 13. August in Berlin der Opfer der deutschen Teilung. In der vorhergehenden Nacht werden von Mitternacht bis 6 Uhr in der Kapelle der Mauergedenkstätte in der Bernauer Straße die Lebensläufe der Menschen verlesen, die an der Mauer getötet wurden.
EAK: Die Mauer steht für Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Der Bundesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU (EAK), der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel, erklärte anlässlich des Jahrestags: “Die Berliner Mauer ist ein mahnendes geschichtliches Symbol für die schweren Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die im Namen des Sozialismus im letzte Jahrhundert auf millionenfache Weise verübt wurden.” Das Gedenken an “dieses Schandmal” rufe alle Bürger auf, sich aktiv für die Errungenschaften von Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit und gegen jede Art von Totalitarismus einzusetzen.
Für Westbürger kaum nachzuempfinden
Pastor i. R. Manfred Böttcher, von 1960 bis 1967 Generalsekretär der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der DDR, meint, kaum ein Bürger aus den alten Bundesländern werde nachempfinden können, wie sich dieses Ereignis zunächst auf die Adventgemeinden auswirkte: “Das Ventil – Flucht über Westberlin – war zugesperrt. In den folgenden Monaten war es für die Pastoren und für uns in der Kirchenleitung dringend, unsere Gemeindeglieder zu ermutigen und sie daran zu erinnern, dass Gott auch in einem kommunistischen Staat seine Hände über seine Gemeinde halten wird.” In seinem Buch ” Die Adventgemeinde in der DDR ” geht Böttcher auf den Mauerbau und die Folgen für die Siebenten-Tags-Adventisten ein. (idea/edp)