(AdventEcho online, 13.11.2009) Zweimal im Jahr kommen die Leitungsteams aller Divisionen und Verbände (einschließlich einiger Delegierten aus den Gemeinden) bei der so genannten Frühjahrs- bzw. Herbstsitzung zusammen, die von der Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) organisiert und meistens in den USA stattfindet. Einige Wochen später lädt die Euro-Afrika-Division (EUD) die Leiter der Verbände und der EUD-Institutionen – zuzüglich weiterer Vertreter aus Vereinigungen und Gemeinden – ebenfalls zur Frühjahrs- bzw. Herbstsitzung ein: Hier werden besondere Erfahrungen aus den vertretenen Ländern ausgetauscht, Gliederentwicklungen und Finanzberichte vorgelegt und wichtige Projekte der Weltkirchenleitung vorgestellt.
Die letzte Zusammenkunft dieser Art, die EUD-Herbstsitzung, fand vom 1. bis 4. November 2009 auf dem Campus des adventistischen Theologischen Seminars in Collonges (Frankreich) statt. Die 67 anwesenden Personen setzten sich folgendermaßen zusammen: 2 Gäste der Generalkonferenz, 15 Angestellte der EUD, 11 Unions- bzw. Verbandsvorsteher, 12 Leiter von EUD-Institutionen, 6 Vertreter der Gemeinden (3 waren entschuldigt), 20 Gäste (überwiegend aus den Leitungsteams versch. Vereinigungen) und 1 Übersetzerin.
Am Anfang dieser Sitzungen stehen in der Regel Berichte des EUD-Präsidenten und des Generalsekretärs, am Ende legt der Schatzmeister seinen Bericht vor.
Die Gliederzahl stagniert
EUD-Präsident Bruno Vertallier nannte einige Veranstaltungen und Projekte, über die er sich im Jahr 2009 besonders gefreut hat: die Entwicklung der Kleingruppenarbeit in Italien, das gelungene G-Camp in Deutschland, die positive Resonanz auf Ausbildungsangebote zum persönlichen Zeugnis in Frankreich, den großartigen Jugendkongress in München, die Arbeit des HOPE Channels (STIMME DER HOFFNUNG), das neue evangelistische Zentrum im Herzen von Paris, die “Health Conference” in Zusammenarbeit mit der WHO in Genf. Seine besondere Aufmerksamkeit habe er im Jahr 2009 auf die Einheit der Gemeinde gelegt, sagte Vertallier am Ende seines Berichtes. Nicht nur die Einheit unter den Gemeindegliedern sei ihm wichtig, sondern auch die Einheit in der Theologie und im Verständnis der adventistischen Identität.
EUD-Sekretär Gabriel Maurer legte ausführliches statistisches Material vor, aus dem hervorgeht, dass wir innerhalb der EUD nicht von Wachstum sprechen können: Die Taufen (2.322 in der ersten Hälfte des Jahres 2009) und Aufnahmen (282) reichen gerade zum Erhalt des Status quo.
Die ganze Welt ist in der EUD zu Hause
Besondere Aufmerksamkeit richtete Maurer auf die ethnische Vielfalt innerhalb der EUD. Durch Migration ist die Zusammensetzung der Gemeinden sehr heterogen geworden: In Spanien haben mehr als die Hälfte der Gemeindeglieder rumänische Wurzeln und ein erheblicher Teil der Gemeindeglieder kommt aus Mittel- und Südamerika. In Portugal kommen einige Gemeindeglieder aus Angola, Mosambik, Brasilien, aber auch aus Moldawien und anderen Ländern. Italien hat einen erheblichen Anteil von Mitgliedern, die aus Afrika, meist Ghana, aus Mittel- und Südamerika, aus Rumänien, von den Philippinen, etc. kommen. In Frankreich haben eine große Anzahl von Mitgliedern ihre Wurzeln in der Karibik, aber auch in Ghana, Rumänien, Brasilien, Philippinen, etc. Die Schweizer Union hat viele Gemeindeglieder, die aus Mittel- und Südamerika kommen, aus Afrika und aus Asien, praktisch mehr als 70 Nationen rund um den Globus. Deutschland hat einen großen Anteil an Mitgliedern aus der Russischen Konföderation (über 5.000), neben Glaubensgeschwistern aus Polen, Korea, Rumänien, Tschechien, Serbien, Kroatien, Ungarn, Mittel- und Südamerika. Österreichs multiethnische Gemeinden sind hauptsächlich in Wien gelegen und umfassen rumänische, serbokroatische, philippinische und bulgarische Gemeinden oder Gruppen. – Weil es so ist, unterstützt die EUD internationale Veranstaltungen dieser Gruppen, sowie auch die Herausgabe von Literatur und Material in der eigenen Sprache.
Die Finanzen innerhalb der EUD kann man derzeit insgesamt als stabil betrachten, wofür Gott und den treuen Gemeindegliedern besonderer Dank gebührt. In einem bestimmten Bereich wurden ausführlichere Informationen erbeten (und beschlossen) und der Vorstand stellte diese für eine der nächsten Sitzungen in Aussicht.
Interessante Berichte
Über die verschiedenen Projekte und Berichte könnte man seitenweise schreiben. Hier einige Auszüge im Telegrammstil:
- Angel Duo (Elche, Spanien), Präsident von ASI-Europa, berichtete von der europaweiten Entwicklung dieser Vereinigung adventistischer selbstunterhaltender Institutionen, Unternehmen und Missionsgruppen.
- Wolfgang Bartel (Lüneburg) informierte über die von der De-Vau-Ge-Stiftung gesponserten “Begegnungstage” für Kursteilnehmer des Internationalen BibelstudienInstituts (IBSI) und stellte das neue Gutscheinkartenheft vor.
- Gabriel Maurer (EUD) berichtete von der Arbeit am Gemeindehandbuch (Gemeindeordnung), die anlässlich der Vollversammlung 2010 in Atlanta abgeschlossen sein wird, so dass Ende 2010 bzw. Anfang 2011 mit einer neuen deutschen Ausgabe zu rechnen ist.
- Manuela Casti (Newbold College, England) stellte einige der Ergebnisse der Valuegenesis-Studie vor (das “AdventEcho” berichtete mehrmals darüber), über die anschließend in Kleingruppen diskutiert wurde. Als besonders erschreckend empfand unsere Gesprächsgruppe die Tatsache, dass so viele junge Adventisten ein “katholisches” Verständnis von der Erlösung haben (Glaube plus Werke).
- Corrado Cozzi (EUD) und Jochen Streit (Ostfildern) berichteten über den gesamteuropäischen Jugendkongress August 2009 in München, Gabriel Maurer (EUD) über den europäischen Buchevangelistenkongress September 2009 in Wagrain (Österreich) mit 300 Teilnehmern.
- Christiane Vertallier (EUD) von der Abteilung Frauen informierte über die Aktion “EndItNow” (Stopp Gewalt gegen Frauen) mit dem Ziel, in Zusammenarbeit mit ADRA weltweit eine Million von Unterschriften für eine Petition an die UNO zu sammeln (Näheres: www.enditnow.org).
- Während der Herbstsitzung trifft sich immer (in getrennter Sitzung) der so genannte “Board of Ministerial and Theological Education” (BMTE), der die Theologie-Studiengänge innerhalb der EUD regelt bzw. koordiniert. Diesmal unterzeichneten die Leiter der Theologischen Seminare in Collonges (Frankreich) und Sagunto (Spanien) einen Kooperationsvertrag. Dadurch wird es der spanischen Schule ermöglicht, ein fünftes Studienjahr bei der Pastorenausbildung anzubieten und ein Abschlussdiplom zu erteilen.
Geistliche Momente
Natürlich gibt es bei diesen jährlichen Sitzungen auch Gelegenheiten, sich geistlich auszutauschen und aufzutanken. Eine “Erfahrungsstunde” an einem Abend musste sogar abgebrochen werden, weil etwa bei der Hälfte der vorgesehenen Personen die Zeit einfach – wie im Flug! – vergangen war. (Es war spannend zu erfahren, wie es dem bulgarischen Vorsteher, Nickola Levterov “unmöglich” gemacht wurde, sein Kontingent an Büchern “Der bessere Weg” zu verteilen: Mehrmals brachen Jugendliche aus der Nachbarschaft seinen Kofferraum auf, um ihm die Bücher zu stehlen und sie von Haus zu Haus für ein paar Cents zu verkaufen – somit versorgten sie wunderbar das ihm zugeteilte Gebiet mit den Büchern von E. G. White!)
Ein bewegender Augenblick war auch, als alle Teilnehmer sich daran machten, das “Mottolied” für die GK-Vollversammlung 2010 in Atlanta zu üben: “Proclaim His Grace” (Seine Gnade verkündigen) ist im Internet zu hören, auch die Noten gibt es als PDF zum Herunterladen (Links siehe unten).
Drei besondere Höhepunkte waren für den Berichterstatter die Andachten der Brüder Lowell C. Cooper (einer der Vizepräsidenten der GK), Larry R. Evans (ein Untersekretär der GK) und Mikulas Pavlik (Vorster der Tschechien-Slowakei-Union). Mit dem Bild der Brooklyn Brücke in New York unterstrich Pastor Cooper die Bedeutung der unsichtbaren, geistlichen Fundamente eines geistlichen Dienstes, der tragfähig und visionär ist. Pastor Evans sprach über die zwei Fragen, die von Anfang an (Adam und Eva, Kain) beide Komponenten eines Lebens für Gott und in seinem Dienst zusammenfassen: Wo bist du? und: Wo ist dein Bruder?
Mit seiner Andacht über Johannes 21 erinnerte Pastor Pavlik die Teilnehmer an das, woran es bei viel beschäftigten Geistlichen oft mangelt: Zeit der Stille in der Gegenwart Jesu und im Hören auf das, was er zu sagen hat – und um über unser Verhältnis zu ihm nachzudenken; denn wer nicht liebt, kann nicht dienen. Wer aber Gott zu dienen versucht, ohne zu lieben, wird seine persönlichen Ziele vielleicht erreichen, sein Geltungsbedürfnis befriedigen, aber nicht den Auftrag Jesu erfüllen: “Weide meine Schafe!” (edp)
- “Proclaim His Grace” als MP3 zum Anhören
- Text und Noten von “Proclaim His Grace” als PDF zum Herunterladen
Bildergalerie der EUD-Herbstsitzung 2009 in Collonges
(alle Bilder: edp)