Bestellhotline: 0800 2383680 (kostenlos innerhalb D)
Literatur für ein Leben mit Zukunft
Kauf auf Rechnung möglich | versandkostenfrei ab 50 € (innerhalb D)

Wie ändert man den Charakter einer Kirchengemeinde?

("Adventisten heute"-Aktuell, 24.1.2014) Wie ändert man den Charakter einer Kirchengemeinde? Darüber sprach der Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung in Greifswald, der Theologieprofessor Michael Herbst, bei einer Tagung zum Thema "Evangelisation" der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD) vom 14. bis 16. Januar in Berlin.

Unsichtbare "Spielregeln" einer missionarischen Gemeinde

Herbst zufolge hat jede Gemeinde unsichtbare Spielregeln. In einer missionarischen Gemeinde könnten dies beispielsweise folgende sein: "Fremde werden aufmerksam begrüßt. Wir sind sensibel für die Lage in unserer Umwelt. Die Sprache ist sensibel für kirchlich Ungeübte. Sie achtet auch starke Empfindlichkeiten (etwa von Frauen). Ehrenamtlichen wird regelmäßig gedankt. Mitarbeiter werden gezielt gefördert." Zudem gebe es Werte, die diesen Spielregeln zugrunde liegen, etwa: "Qualität ist uns wichtiger als dauernde Geschäftigkeit. Zugänglichkeit für Menschen von draußen ist uns wichtiger als unser Wohlgefühl beieinander. Wir wollen ein Segen für unser Umfeld sein. Pfarrer sind leitende Mitarbeiter, aber auch nicht mehr als das. Teamwork ist besser als Star-Solisten."
In der Wirklichkeit dominierten jedoch eher folgende Spielregeln: "Wir stehen gerne beieinander und reden mit denen, die wir gut kennen. Wir kennen unser Dorf/unsere Stadt nur an der Oberfläche. Einen tiefen, kenntnisreichen und geistlich durchtränkten Blick auf unsere Kommune haben wir nie eingeübt. Das kirchliche Leben ist de facto eine Subkultur. Unser Terminkalender ist voller Sitzungen; Gebetsabende, Feste, Mitwirkung bei Dingen, die in der Kommune passieren, sind die Ausnahme."

Wenn Gemeinden unter sich bleiben wollen

Nach Einschätzung von Herbst wollen viele Gemeinden gerne unter sich bleiben, scheuen den riskanten Kontakt zum Fremden und fürchten, sich als Kirche in der Welt zu verlieren. Wenn eine Gemeinde ihren Gottesdienst freundlicher für Besucher gestalten wolle, komme es häufig zu "Gottesdienst-Kriegen". Alteingesessene, oftmals gut vernetzte Gemeindeglieder sähen ihre lieb gewonnenen Traditionen bedroht. So bleibe der Erfolg neuer Gottesdienstformen begrenzt.
Herbst zufolge muss eine Gemeinde folgende Schritte gehen, um eine tiefgreifende Veränderung zu erreichen: Es komme darauf an, die Kultur des Evangeliums zu studieren. Jesus Christus habe Gastfreundschaft und Tischgemeinschaft geschätzt und viel Zeit mit Kindern, Armen, Ausgegrenzten, Gescheiterten und Übersehenen verbracht. Er habe zugehört, mit Mitgefühl reagiert, aber auch Mut zum Streit gehabt. Laut Herbst sollten Gemeinden eine "Kultur-Inventur" machen und sich fragen, in welchen Punkten sie sich ändern müssen. Die dabei festgestellte nötige kulturelle Veränderung müsse dann immer wieder thematisiert werden. Dann gehe es darum, die veränderte Gemeindekultur - mit viel Geduld - zu leben.

Fragen für den Gemeindebau

Um die Kultur einer Gemeinde zu verändern, regte Herbst an, unter anderen folgende Fragen zu stellen: Wie gehen wir mit Gästen und unbekannten Besuchern des Gottesdienstes um? Welche Atmosphäre strahlen unsere Räume aus? Welche Rollen erleben Menschen bei uns: den Solisten oder den Teamspieler? Wie gehen wir mit Kindern um? Welche Stimmungen erzeugen unsere Gottesdienste? Wie liebevoll-sorgfältig ist alles vorbereitet - und wie fehlerfreundlich-ermutigend? Erkennt man in unseren Gottesdiensten einen gelassenen Humor? (idea)

Kommentare

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

Die Datenschutzhinweise habe ich zur Kenntnis genommen.