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Papst bedauert Gleichgültigkeit gegenüber der Religion

("Adventisten heute"-Aktuell, 23.9.2011) Zum Auftakt seines Deutschlandbesuchs beklagte Papst Benedikt XVI. eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Religion. Die Gesellschaft sehe bei ihren Entscheidungen die Wahrheitsfrage eher als ein Hindernis an und gebe stattdessen Nützlichkeitserwägungen den Vorrang, sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche im Schloss Bellevue bei der offiziellen Begrüßung durch Bundespräsident Christian Wulff. Dem Papst zufolge bedarf es für das Zusammenleben einer verbindlichen Basis: "Sonst lebt jeder nur noch seinen Individualismus." Die Religion sei eine Grundlage für ein gelingendes Miteinander.

Rückbindung an eine höhere Instanz

Der Papst zitierte in diesem Zusammenhang den katholischen Bischof und Sozialreformer Wilhelm von Ketteler (1811-1877): "Wie die Religion der Freiheit bedarf, so bedarf auch die Freiheit der Religion." Diese Aussage sei nach wie vor aktuell, so Benedikt XVI. Freiheit brauche die Rückbindung an eine höhere Instanz. Zu seinem Deutschlandbesuch sagte der Papst, er sei nicht in erster Linie gekommen, um - wie andere Staatsmänner - bestimmte politische oder wirtschaftliche Ziele zu verfolgen, "sondern um den Menschen zu begegnen und über Gott zu sprechen".

Wulff: Was die Kirche herausfordert

Der Bundespräsident dankte dem Papst für seine Aussagen zum Schutz der Schöpfung und des menschlichen Lebens sowie zum Umgang mit Fremden und Fremdem. Sie seien "unendlich wertvoll als Mahnung zur Menschlichkeit unserer Gesellschaft". Zugleich nannte er einige Herausforderungen für die Kirche. Vor dem Hintergrund der Diskussion um den Umgang mit Geschiedenen, den sexuellen Kindesmissbrauch durch Priester, das Miteinander der Geschlechter sowie die Ökumene fragte Wulff: Wie barmherzig gehe die Kirche "mit Brüchen in den Lebensgeschichten von Menschen um? Wie mit den Brüchen in ihrer eigenen Geschichte und mit dem Fehlverhalten von Amtsträgern? Welchen Platz haben Laien neben Priestern, Frauen neben Männern?" Der Bundespräsident drückte seine Freude aus, dass Papst am 23. September in Erfurt mit Vertretern der evangelischen Kirchen zusammentreffen wird.

Dem Recht dienen - dem Unrecht wehren

In seiner Rede als erstes Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche im Deutschen Bundestag bezeichnete er es als grundlegende Aufgabe der Politiker, dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren. Letzter Maßstab und Grund für ihre Arbeit dürfe nicht "der Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein". Die Politik müsse sich um Gerechtigkeit mühen und so die Grundvoraussetzung für Frieden schaffen.

Wider die alleinige Herrschaft der positivistischen Vernunft

Im Rückblick auf den Nationalsozialismus sagte der Papst: "Wir haben erlebt, dass Macht von Recht getrennt wurde, dass Macht gegen Recht stand, das Recht zertreten hat und dass der Staat zum Instrument der Rechtszerstörung wurde - zu einer sehr gut organisierten Räuberbande, die die ganze Welt bedrohen und an den Rand des Abgrunds treiben konnte." Benedikt XVI. rief ferner zu einer Rückbesinnung auf die religiösen Wurzeln Europas auf. Ideen wie die Menschenrechte, die Gleichheit aller Menschen vor dem Recht, die Unantastbarkeit Menschenwürde und die Verantwortung der Menschen für ihr Handeln kämen aus der Überzeugung, dass es einen Schöpfergott gebe. Der Papst warnte ferner davor, die Welt nur noch in Kategorien wissenschaftlicher Erkenntnisse zu deuten: "Wo die alleinige Herrschaft der positivistischen Vernunft gilt - und das ist in unserem öffentlichen Bewusstsein weithin der Fall -, da sind die klassischen Erkenntnisquellen für Ethos und Recht außer Kraft gesetzt." Das sei eine dramatische Situation, die alle angehe.

Den Himmel und die Erde sehen

Eine positivistische Vernunft, die über das Funktionieren hinaus nichts wahrnehmen könne, gleiche "den Betonbauten ohne Fenster, in denen wir uns Klima und Licht selber geben, beides nicht mehr aus der weiten Welt Gottes beziehen wollen". Deshalb sei es notwendig, die Fenster wieder aufzureißen: "Wir müssen wieder die Weite der Welt, den Himmel und die Erde sehen und all dies recht zu gebrauchen lernen".
Die Bundestagsabgeordneten reagierten mit lang anhaltendem Beifall im Stehen auf die Rede. Rund 100 Parlamentarier blieben der Sondersitzung fern, vor allem von der Fraktion der Linkspartei. Sie protestierten damit vor allem gegen die Sexualmoral des Papstes. (idea)

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