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Musikwettbewerb: Ist die sexuelle Orientierung "wurst"?

("Adventisten heute"-Aktuell, 16.5.2014) Ein gewaltiges Echo hat der Sieg des österreichischen Travestiekünstlers Thomas Neuwirth (25) beim Musikwettbewerb Eurovision Song Contest (ESC) in den internationalen Medien und sozialen Netzwerken ausgelöst. In der westlichen Welt wird sein Erfolg weithin als ein Sieg der Toleranz gewertet, Kritiker sprechen dagegen von einem Zeichen der Dekadenz. Neuwirth war unter dem Künstlernamen "Conchita Wurst" angetreten und hatte mit der Popballade "Rise Like a Phoenix" (Wie Phönix aus der Asche auferstehen) vor Sängern aus den Niederlanden und Schweden gewonnen. Der bekennende Homosexuelle trug beim größten Musikwettbewerb Europas neben einem engen Kleid, einer Langhaarperücke und rotem Lippenstift auch einen Vollbart. Rund 180 Millionen Fernsehzuschauer in aller Welt verfolgten das Spektakel, davon fast neun Millionen in Deutschland. Neuwirth wertete seinen Sieg als ein Zeichen für Toleranz und Respekt in Europa: "Es hat mir gezeigt, dass es in unserer Gesellschaft Leute gibt, die nach vorne schauen wollen und nicht in der Vergangenheit stecken bleiben wollen." Er hoffe, Homo-, Bi- und Transsexuelle in aller Welt würden nun in ihrem Kampf für Menschenrechte stärker.

Harsche Kritik aus Russland

In Russland stieß der Auftritt des Travestiekünstlers auf harsche Kritik. Ein TV-Moderator sprach vom "Begräbnis traditioneller Werte". Politiker kritisierten, dass es sich um Propaganda für Homosexualität und "geistliche Verderbnis" handle. Das Ergebnis zeige "Anhängern einer europäischen Integration, was sie dabei erwartet - ein Mädchen mit Bart", schrieb Vizeregierungschef Dmitri Rogosin im Kurznachrichtendienst Twitter. Empört sind auch konservative Katholiken in Österreich. Das Internetportal "Katholisches.info - Magazin für Kirche und Kultur" sprach bereits im Vorfeld von einer "Schande für Österreich" und nannte "Conchita Wurst" ein "ideologisches Produkt". Es sei von einer "Clique Medienschaffender" ausgewählt und vom Österreichischen Rundfunk erstmals ohne Publikumsabstimmung in einem Willkürakt den Österreichern aufgezwungen worden, "um im eigenen Land und auf internationaler Ebene Homo-Propaganda zu betreiben".

EZW: Keinen Kulturverfall aus dem Ergebnis ableiten

Deutlich sachlicher sind kirchliche Reaktionen in Deutschland. Der Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) der EKD, Reinhard Hempelmann (Berlin), sagte auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea, dass die "Kunstfigur" sich nicht eigne, im Meinungsstreit instrumentalisiert zu werden: "Der provokative und skurrile Auftritt sucht Aufmerksamkeit und ist an Erfolgs- und Vermarktungsinteressen orientiert. Er taugt nicht, daraus Urteile über wachsende Toleranz oder einen drohenden europäischen Kulturverfall abzuleiten."

Akademiedirektor: Ein Symbol des Protests gegen Russland

Der Direktor der Evangelischen Akademie im Rheinland, Frank Vogelsang (Bonn), ist der Meinung, dass man Neuwirths Sieg nicht überbewerten dürfe. Aber es sei deutlich geworden, dass "Conchita Wurst" nach der Veranstaltung in der westlichen Öffentlichkeit aufgrund der angespannten politischen Lage zwischen Russland und der Ukraine politisch aufgeladen worden sei. "Man sieht im Westen in dem Travestiekünstler ein Symbol, dass man dem konservativen Großmachtstreben Russland entgegenstellen kann." Deswegen hätten auch viele Personen sich nach dem Wettbewerb ebenfalls einen Vollbart aufgemalt oder angeklebt. Sie wollten so ihren Protest gegen Russland ausdrücken. Der Sieg Neuwirths könnte zudem dazu führen, dass in der Europäischen Union verstärkt darüber nachgedacht werde, für welche Werte die EU stehe. (idea)

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