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Medizin und Seelsorge gehören zusammen

("Adventisten heute"-Aktuell, 29.1.2010) Rund 1.500 Mediziner, Pfleger, Therapeuten und Seelsorger besuchten den zweiten Christlichen Gesundheitskongress, der vom 21. bis 23. Januar in Kassel stattfand (400 mehr als beim ersten Kongress 2008). Sie nahmen an 60 Seminaren, Fachvorträgen und Festveranstaltungen teil.

Als "roten Faden" des Kongresses könnte man die Bemühung um das Miteinander von Medizin und Seelsorge bezeichnen. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung stellte Pastor und Journalist Frank Fornaçon, vom Vorstand des Christlichen Gesundheitskongresses, fest, dass immer mehr Fachleute aus Gesundheitswesen und Kirche sich um das Miteinander von Medizin und Glaube bemühen: "Ärzte, die ihren Glauben stärker in ihren beruflichen Alltag integrieren möchten, suchen das Gespräch mit Theologen. Pflegende beginnen ihren Beruf wieder stärker als ganzheitliche Zuwendung zu kranken Menschen zu begreifen." Beispielhaft nannte er die Chirurgin, die allen Patienten, die sie am kommenden Tag operiert, anbietet, mit ihnen zu beten. Oder die Fürbittebücher in Krankenhauskapellen, in denen ergreifende Bitten und auch Dank notiert werden.

"Gesundheitsreligion": die teuerste Religion aller Zeiten

Kritische Töne und das Warnen vor Extremen waren weitere Merkmale dieses Kongresses. So zum Beispiel als der Psychiater, Theologe und Bestsellerautor Manfred Lütz (Köln) die "Gesundheitsreligion" als die mächtigste und teuerste Weltreligion aller Zeiten bezeichnete. Er bedauerte, dass es heute mehr Fitnessstudio-Besucher gebe als katholische Kirchgänger und warnte davor, Gesundheit als das höchste Gut zu betrachten. Gesund sei nicht derjenige, dem nichts fehle, sondern wer mit seinen Krankheiten leben kann.

Nicht vorschnell von Heilung sprechen

Vor einem inflationären Gebrauch des Begriffs "Heilung" unter Christen warnte der US-amerikanische Theologieprofessor Christoffer H. Grundmann (Valparaiso/Bundesstaat Indiana). Es gebe in manchen Gemeinden einen Trend, jede augenblickliche Verbesserung des gesundheitlichen Zustandes eines Menschen als Heilung zu bezeichnen. Jemand, der sich kurzzeitig besser fühle, während andere für ihn beteten, sei noch lange nicht körperlich geheilt. Christen hätten das Wirken Gottes in der Welt auch dann zu bezeugen, wenn Heilungen ausblieben.

Wenn Heilung ausbleibt

Zur Ausdauer beim Gebet um Heilung ermutigte Pfarrer Dieter Keucher (Chemnitz), Leiter der Geistlichen Gemeinde-Erneuerung in der Evangelischen Kirche (GGE). Wenn Heilung auch nach Gebeten über einen längeren Zeittraum ausbleibe, könne das verschiedene Gründe haben. Manchmal werde Gesundheit durch einen falschen Lebenswandel aufs Spiel gesetzt, etwa ungesundes Essen. Heilung könne aber auch dort ausbleiben, wo Vergebung verweigert, an sündhaftem Verhalten festgehalten oder unpräzise gebetet werde. Es sei aber auch möglich, dass eine Krankheit einen höheren Zweck habe und zur Änderung der Lebensweise beitragen soll.

Dies bestätigte der Leiter der Geistlichen Gemeinde-Erneuerung im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), Heinrich Christian Rust (Braunschweig), aus eigener Erfahrung, da er selbst seit Jahren täglich Schmerzen zu ertragen habe, die er nun als "Erinnerung" an den Schmerz Gottes über diese Welt betrachte. Heilungen seien kein Randthema in der Bibel, allerdings lasse sich auch aus der Bibel keine feste Form bzw. Methodik der Heilung ableiten. "Wir unterscheiden uns von Geistheilern darin, dass nicht wir die Macht haben, andere zu heilen", stellte Rust klar. "Wir haben keine eigenen Energien, sondern sind als Betende total abhängig von Christus."

Jede Heilung hat vorläufigen Charakter

Weiter wies Rust darauf hin, dass jede Heilung vorläufigen Charakter habe und "Appetit auf die Vollendung im Himmelreich" machen wolle, denn Heilungen könnten nicht die körperliche Neuschöpfung ersetzen, die erst mit der Auferstehung stattfinde: "Menschen, die eine Heilung von Gott empfangen haben, können später erneut erkranken. Dies ist aber kein Regiefehler Gottes und auch nicht als Ausdruck fehlenden Glaubens oder persönlicher Sünde zu deuten." Vielmehr zeige eine erneute Erkrankung, dass auch der Geheilte noch erlösungsbedürftig sei. Heilungen seien von Gott nicht durch Glaubensstärke zu erzwingen.

Bewegende Abendprogramme

Nach einem lebensnahen Plädoyer des Benediktinermönchs und Bestsellerautors Anselm Grün (Münsterschwarzach bei Würzburg) für das Üben christlicher Rituale im persönlichen und Familienalltag zog Christina Brudereck mit einer lyrischen Wort-, Bild- und Musik-Meditation voller Tiefe und Leichtigkeit die Kongressteilnehmer zu später Stunde 45 Minuten lang in ihren Bann - was sie mit anhaltendem Applaus honorierten.

Am zweiten Abend sprach die Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischöfin Margot Käßmann (Hannover) über den "liebenden Gott, der selbst die Ohnmacht kennt". Sie rief zu einem sensiblen Umgang mit Kranken und Trauernden auf und erinnerte: "Es kann Gnade sein, im Leid fröhlich zu sein." Gleichzeitig verwies sie auf den christlichen Protest gegen das Leid: "Wir werden nicht aufhören, auf eine Welt zu hoffen, in der das Leid zu Ende ist."

Christlicher Gesundheitspreis verliehen

Am letzten Kongresstag wurde erstmalig der Christliche Gesundheitspreis verliehen, mit dem innovative Projekte ausgezeichnet werden, die das Zusammenwirken von Gesundheitswesen und christlicher Gemeinde fördern. Den 1. Preis erhielt das freikirchliche Albertinen-Diakoniewerk in Hamburg für seine Initiative "still geboren". Sie begleitet Eltern, deren Kinder während der Schwangerschaft oder Entbindung starben, auch über den Krankenhausaufenthalt hinaus. Den 2. Preis teilten sich das Projekt "Wochenende für Kranke und Angehörige" im Kloster Nütschau (Travenbrück/Schleswig-Holstein) und das "Zentrum für Gesundheit-Therapie-Heilung" in Karlsruhe.

Ärzte stellten mit 34 Prozent der angemeldeten Teilnehmer die größte Berufsgruppe, gefolgt von Pflegenden (24,2 Prozent, davon Âỳ in leitenden Funktionen) und Theologen (11,6 Prozent). Zu den über 100 Ausstellern - überwiegend aus dem Gebiet des Gesundheitswesens - gehörte auch der Deutsche Verein für Gesundheitspflege DVG (Ostfildern bei Stuttgart), eine 1899 von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gegründete Einrichtung.

Die wichtigsten Veranstaltungen des Kongresses sind auf Ton- bzw. DVD-Trägern erhältlich, außerdem werden sie von bibel.TV zwischen dem 9. und 24. Februar 2010 gesendet. (Elí Diez-Prida)

  • Website des Gesundheitskongresses: www.christlicher-gesundheitskongress.de
  • Mehr über die Initiative "Still geboren" hier
  • Mehr über die Wochenenden für Kranke und Angehörige hier
  • Mehr über das "Zentrum für Gesundheit-Therapie-Heilung" in Karlsruhe hier
  • Mehr über das Programm von Christina Brudereck und Benjamin Seipel ("2Flügel"), einschließlich eines sehenswerten Videoclips, hier: www.2Flügel.de
  • Sendetermine bei bibel.TV: www.bibeltv.de

BILDERGALERIE

(Fotos: Elí Diez-Prida)


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