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Lettland: Abschaffung der Frauenordination stößt auf Kritik

("Adventisten heute"-Aktuell, 10.6.2016) Die Entscheidung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands, die Frauenordination offiziell abzuschaffen, sorgt in Deutschland für Diskussionen. 201 von 282 Synodalen hatten sich am 3. Juni in Riga dafür ausgesprochen, die Verfassung zu ändern und künftig nur noch Männer zum Pastorenamt zuzulassen. Die Synode begründet es mit einer Aussage aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde im griechischen Korinth (14,34), laut der die Frau in der Gemeinde zu schweigen habe. Bereits im Vorfeld hatte es Kritik an dem geplanten Beschluss gegeben. Pastorinnen aus der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers hatten in einem offenen Brief gegen das Vorgehen protestiert. In einem schriftlichen Grußwort der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) an die Synode hieß es, dass der Schritt die Kirchengemeinschaft im Lutherischen Weltbund schwächen werde. Knapp 20 Prozent der dortigen Mitgliedskirchen lehnen die Frauenordination ab. Die Nordkirche kündigte ferner an, Beziehungen zur lettischen Kirchenleitung abzubrechen.

Bedford-Strohm: Leidtragende ist die lettische Kirche selbst

Auch der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), bedauerte den Beschluss: "Leidtragende ist vor allem die lettische Kirche selbst, weil sie sich des großen Reichtums von Frauen im ordinierten Amt beraubt." In der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern habe es bis zur Einführung der Frauenordination "lange genug gedauert", so Bedford-Strohm auf Facebook: "Nie und nimmer würden wir heute auf den großen Reichtum verzichten wollten, der damit in unsere Kirche gekommen ist." Einer seiner Vorgänger als Landesbischof (1955-1975) und EKD-Ratsvorsitzender (1967-1973), Hermann Dietzfelbinger (München), war noch ein Gegner der Frauenordination.

Leitender VELKD-Bischof: Paulus würde heute vermutlich für das Gegenteil eintreten

Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin), teilte mit, dass er den Beschluss "mit Unverständnis" entgegennehme. Die Begründung der Verfassungsänderung vernachlässige den Zusammenhang des Paulus-Zitates. Es sei damals verbreiteter Rechtsgrundsatz gewesen, dass Frauen in öffentlichen Versammlungen zu schweigen hatten. Paulus sei dieser Praxis nicht aus theologischen Gründen, sondern mit Rücksicht auf die damals gängige kulturelle Ordnung gefolgt: "Heute würde Paulus auch aus solchen Gründen vermutlich genau für das Gegenteil eintreten."

Die Vorsitzende der Evangelischen Frauen in Deutschland (Hannover), Susanne Kahl-Passoth, äußerte sich entsetzt über die Entscheidung. Sie sei aus Sicht des Dachverbandes "theologisch unhaltbar". Ihre Stellvertreterin, Angelika Weigt-Blätgen, sagte, dass das Priestertum aller Getauften der Kern der reformatorischen Botschaft sei. Dazu gehöre die Geschlechtergerechtigkeit. Somit bilde auch die gleichberechtigte Ordination einen nicht aufgebbaren Bestandteil der reformatorischen Botschaft. Umso erschreckender sei, dass noch 27 der 145 zum Lutherischen Weltbund gehörenden Kirchen, die Frauenordination nach wie vor "verweigern", so Weigt-Blätgen. Zum Verband Evangelische Frauen in Deutschland gehören 38 Organisationen mit zusammen rund drei Millionen Mitgliedern.

Präsidentin der Landessynode: Frauenfeindliche Tendenzen haben Bestand

Die Präsidentin der bayerischen Landessynode, Annekathrin Preidel (Erlangen), vertrat die Ansicht, dass zur Verkündigung des Evangeliums Frauen und Männer beauftragt seien. Sie sei stolz, dass vor kurzem in Bayern das 40-jährige Jubiläum der Frauenordination gefeiert werden konnte: "Damit haben wir Gott sei Dank frauenfeindliche Tendenzen überwunden, die sich an Christus vorbei in unsere Kirche eingeschlichen haben und die in der lettischen Kirche offenkundig leider noch immer Bestand haben." Die Synode der lutherischen Kirche in Lettland argumentiere ausschließlich mit dem Satz "Das Weib schweige in der Gemeinde" aus dem 1. Korintherbrief (14,34). Das sei kein lutherisches Bibelverständnis. Derweil tauschen manche deutsche Pfarrerinnen ihr Profilbild auf Facebook aus und verwenden nun Fotos von sich im Talar. Damit wollen sie "Solidarität mit den lettischen Schwestern" zeigen. Andere Kritiker der Entscheidung teilen in dem sozialen Netzwerk Zeichnungen, auf denen eine Pfarrerin im Talar zu sehen ist. Daneben sind die Worte "Solidarität" und "Lettland" zu lesen.

Allianzvorsitzender Michael Diener: Dieser Weg ist eine Sackgasse

In der evangelikalen Bewegung ist der Beschluss umstritten. Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener (Kassel), schrieb auf Facebook, dass er über die Ereignisse in Lettland und über alle, die die Entscheidung als richtig bezeichneten, "wirklich traurig" sei: "Dieser Weg ist christlich und biblisch eine Sackgasse." Die Kirchen dächten leider unterschiedlich über Frauen im Predigt- und Leitungsdienst. Jede Position werde mit dem Wort Gottes begründet: "Ich muss das respektieren." Er halte aber die Gemeinschaft von Frauen und Männern im Pfarramt "für biblisch und christlich legitimiert". Eine Kirche, die den Dienst von Frauen ablehne, mache sich "menschlich und geistlich arm", so Diener, im Hauptamt Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften). (idea)

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