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Griechenland: Wie Christen die Staatskrise erleben

("Adventisten heute"-Aktuell, 17.6.2011) Angesichts der Staatskrise in Griechenland sollen Christen für das "biblische Land" beten. Dazu hat der Generalsekretär der Griechischen Evangelischen Allianz, Fotis Romeos (Athen), aufgerufen. Seit dem vorigen Jahr befindet sich das EU-Land in einer schweren Finanz- und Wirtschaftskrise. Um den drohenden Staatsbankrott abzuwenden, sind drastische Einsparungen bei den öffentlichen Ausgaben nötig. Hinzu kommt die steigende Arbeitslosigkeit. Erschwert wird die Lage ferner durch Generalstreiks und teilweise gewalttätige Proteste. Wie Romeos der Evangelischen Nachrichtenagentur idea am 16. Juni auf Anfrage mitteilte, sei die Krise nur vordergründig finanzieller, tatsächlich aber zuerst moralischer Natur. "Diese Krise wird eine tiefe Auswirkung auf das Leben vieler Menschen haben", so Romeos. Die Allianz - ein Zusammenschluss evangelikaler Christen - habe deshalb landesweite Gebetstreffen organisiert. Romeos: "Wir beten für unsere Regierung und die politischen Führer, aber wir beten auch dafür, dass Gott diese Situation für einen geistlichen Aufbruch in unserem Land nutzt."

Evangelische Auslandsgemeinde als Anlaufpunkt

Die Auswirkungen der Krise spürt auch die deutsche Evangelische Christuskirche in Athen. Wie Pfarrer René Lammer gegenüber idea berichtete, suchen verstärkt bedürftige Menschen die Hilfe der Gemeinde. Viele Griechen seien durch Arbeitslosigkeit oder die Zahlungsunfähigkeit ihrer Sozialversicherungen in Not geraten. Betroffen seien aber auch Deutsche, "die in Griechenland ihr Glück versuchen und sich irgendwie durchschlagen wollten". Die Kirchengemeinde betreibt ein Alten- und Pflegeheim mit 40 Plätzen, das zur Hälfte von Griechen und zur Hälfte von Deutschen bewohnt wird. Durch die Arbeitslosigkeit von Angehörigen komme es vermehrt zu Zahlungsausfällen. Lammer: "Das sind Krisensymptome." In ihrer Existenz bedroht sei die diakonische Arbeit aber nicht.

"Biertischparolen" verletzen Griechen

Pfarrer Klaus Michael Führer von der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Thessaloniki kritisiert die Berichterstattung zur Griechenlandkrise in manchen deutschen Medien. Zu häufig werde pauschal von "den Griechen" gesprochen; manche "Biertischparolen" verletzten sehr. Allein in Mittel- und Nordgriechenland lebten 20.000 bis 25.000 deutsch sprechende Menschen. Zu seiner Gemeinde gehörten viele Heiratsmigrantinnen, die nun auch von der Krise betroffen seien. Führer: "Die politischen Dinge beschäftigen uns im kirchlichen Alltag täglich." Die Gemeinde sei ein Ort, wo Sorgen frei ausgesprochen werden könnten. So seien die Christen nicht nur von den Streiks der Verkehrsbetriebe betroffen; auch Fahrpreiserhöhungen machten Gemeindemitgliedern zu schaffen, sagte Führer.

Missionskrankenhaus kämpft um Existenz

Von der Krise betroffen sind auch evangelikale Einrichtungen, etwa das vor 35 Jahren gegründete Lukas-Krankenhaus der internationalen Missionsgesellschaft AMG in Thessaloniki. Wie andere medizinische Einrichtungen leidet auch diese Klinik darunter, dass die staatliche Krankenversicherung nicht oder nur teilweise zahlt. In dem Krankenhaus werden monatlich 2.000 Patienten behandelt. Nach Angaben des Informationsdienstes Mission Network News (Grand Rapids/US-Bundesstaat Michigan) kämpft die Einrichtung um ihr Leben. "Wir kürzen, wo es möglich ist, um das Krankenhaus mit den reduzierten Einnahmen in Übereinstimmung zu bringen", sagte der Präsident des Missionswerks AMG International, Paul Jenks (Chattanooga/US-Bundesstaat Tennessee). Die Mitarbeitergehälter seien bereits um sieben Prozent gekürzt worden.

Griechisch-Orthodoxe Kirche sorgt sich um ihre Priester

Die Griechisch-Orthodoxe Kirche ist direkt von der Staatskrise betroffen. Einer Meldung des Informationsdienstes Religion Watch (North Bellmore/US-Bundesstaat New York) plant die Regierung, ihre Gehälter um die Hälfte zu kürzen. In Griechenland ist die orthodoxe Kirche seit 1833 Staatskirche; die Bezüge von Priestern und Angestellten werden aus dem Staatshaushalt finanziert. Neben der Gehaltskürzung drohten auch Einschnitte für die Beschäftigung neuer Priester: Für Staatsbedienstete gilt, dass auf jeweils fünf ausscheidende Mitarbeiter ein neuer beschäftigt werden darf. Diese Regelung soll auch auf die Kirche übertragen werden. Diese will jedoch an der Weihe von Priestern festhalten, auch wenn diese kein staatlich garantiertes Gehalt erhalten. Zudem werde die Teilzeitbeschäftigung von Geistlichen geprüft, so Religion Watch.
Von den 11,3 Millionen Griechen sind etwa 91,5 Prozent Christen, 5,8 Prozent Muslime und der Rest meist Nicht-Religiöse. Unter den Christen stellen die Orthodoxen mit fast 92 Prozent den Löwenanteil. Der Anteil der Katholiken beträgt 1,5 Prozent; die übrigen sind Protestanten unterschiedlicher Denominationen. Der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten gehören 553 (als Erwachsene) getaufte Gemeindeglieder an, die sich in zehn Gemeinden versammeln. (idea/edp)

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