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Gibt es eine "Katholikenphobie"?

("Adventisten heute"-Aktuell, 15.2.2013) Die römisch-katholische Kirche ist in den vergangenen Wochen verstärkt in die Kritik geraten. Jetzt hat der Kölner Kardinal Joachim Meisner beklagt, dass keine Religion oder Konfession so sehr angegriffen werde wie die katholische Kirche. Französische Wissenschaftler sprächen schon von "Katholikenphobie", schreibt Meisner in einem Brief an "Priester, Diakone und Laien im Pastoralen Dienst". Zu den Gründen für die Angriffe erklärt er: "Die Entschiedenheit der katholischen Positionen zum Lebensschutz, zu Ehe und Familie sowie eine deutliche Repräsentanz durch Personen wie den Papst und die Bischöfe polarisieren in der Gesellschaft immer stärker." Der Kardinal ruft Priester und ehrenamtlich Engagierte in der Kirche zu "Tapferkeit im Umgang mit öffentlicher Häme" auf. Er reagierte damit auf scharfe Kritik an der Kirche. Anlass waren der Umgang mit dem Missbrauchsskandal und die Abweisung einer mutmaßlich vergewaltigten Frau in zwei katholischen Kliniken, weil sie schon die "Pille danach" genommen hatte. Sie hat laut Kritikern eine abtreibende Wirkung. Vor Meisner hatte bereits der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller, eine künstlich erzeugte Wut gegen die katholische Kirche beklagt, "die gelegentlich schon heute an eine Pogromstimmung erinnert".

Kauder: Kirchen haben einen schweren Stand

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, hält sowohl den Begriff "Pogromstimmung" als auch "Katholikenphobie" für "übertrieben". Es sei aber richtig, dass die Kirchen in Deutschland "zum Teil einen schweren Stand haben und auch christliche Werte nicht genügend Achtung finden", sagte Kauder in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt". Es gelte aber auch: "Wenn Fehler geschehen - ich denke vor allem an die Missbrauchsfälle - müssen sie vonseiten der Kirche rasch beseitigt werden".

Evangelische Kirche "passt sich bedingungslos an"

Der Medienwissenschaftler Norbert Bolz (Berlin) nannte die Aussagen von Meisner und Müller zwar "etwas überspitzt", die Beobachtungen hätten aber einen "wahren Kern". Es gebe eine "massive Medienkampagne" gegen die katholische Kirche, sagte er in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Auf die Frage, ob die evangelische Kirche besser dasteht, antwortete Bolz: "Sie praktiziert schon seit Jahren eine bedingungslose Anpassungsstrategie an den Zeitgeist und segelt im Windschatten der öffentlichen Meinung. Dabei verliert sie aber jedes Profil." Die katholische Kirche stehe vor der zentralen Frage, ob sie "eine ähnliche Anpassungsstrategie fährt wie die evangelische Kirche und in der spirituellen Bedeutungslosigkeit verschwindet, oder ob sie bereit ist, unzeitgemäß zu sein und dafür auch Prügel einzustecken". Dabei könne sie darauf bauen, "dass ihr Kurs schon seit 2.000 Jahren gut gegangen ist".

"Aggressiv-kirchenfeindliche Stimmung"

Die Äußerungen Meisners werden auch in zahlreichen deutschen Zeitungen kommentiert. Die Neue Osnabrücker Zeitung sieht ebenfalls eine "aggressiv-kirchenfeindliche Stimmung" in Fernsehmagazinen und Talkshows: "Da wird die Kirche als Arbeitgeber schlechtgemacht, ohne im Gegenzug darzustellen, was ihre Schulen, Behinderteneinrichtungen, Heime und Kindergärten für die Gesellschaft leisten." Die Institution Kirche werde ausschließlich als einengend beschrieben. Insofern hätten Meisner und Bolz mit ihren Einschätzungen recht. Jedoch verkenne der Kardinal, dass er selbst ein Teil des Problems sei, wenn es um das Image gehe: "Viele seiner rigorosen Äußerungen sind schwer zu vermitteln und auch unter katholischen Laien umstritten." (idea)

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