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Entsetzen und Fassungslosigkeit nach dem Anschlag von Halle

Symbolbild (Foto: S. Hermann & F. Richter auf pixabay)

Mit Entsetzen und Fassungslosigkeit haben Kirchenvertreter auf den Anschlag am 9. Oktober in Halle an der Saale reagiert. Ein nach Polizeiangaben 27-jähriger Mann im Kampfanzug hatte vergeblich versucht, in die Synagoge im Paulusviertel der Stadt einzudringen. Anschließend erschoss er zwei Passanten und verletzte zwei weitere. In der Synagoge feierten 80 Menschen das Versöhnungsfest Jom Kippur, den höchsten jüdischen Feiertag. Der Täter wurde im Nachbarort Landsberg von der Polizei festgenommen. Der Generalbundesanwalt übernahm die Ermittlungen. Die Bundesanwaltschaft sieht in dem Angriff eine staatsgefährdende Tat. Ermittelt wird unter anderem wegen Mordes und Mordversuchs. Ihren Angaben zufolge ist die Tat rechtsextremistisch und antisemitisch motiviert. Das gelte auch für ein Bekennervideo, mit dem der Täter seinen Überfall filmte und ins Internet stellte.

Deutsche Evangelische Allianz: Stimme gegen Hass erheben

Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Ekkehart Vetter (Mülheim an der Ruhr), sagte in einer Erklärung: „Mit tiefem Schmerz stehen wir nach den Anschlägen durch einen Rechtsextremisten in Halle an der Seite der jüdischen Gemeinden in Deutschland.“ Er nannte es „besonders perfide“, dass der Anschlag am Versöhnungstag Jom Kippur erfolgt sei. Juden müssten in Deutschland ohne Angst ihren Glauben frei leben und ihre Feste feiern können. Vetter: „Christen haben die Verantwortung, dem Antisemitismus in jeder Form entschlossen entgegenzutreten und ihre Stimme gegen den stärker werdenden Hass zu erheben.“

EKD-Ratsvorsitzender: Nicht zulassen, dass Juden in Angst leben müssen

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), bezeichnete den Anschlag als Gräueltat: „Ich bin entsetzt und fassungslos.“ Man dürfe nicht zulassen, dass Juden in Angst und Unsicherheit ihren Glauben leben müssten. Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (München): „Ich bin entsetzt und erschüttert über den feigen Anschlag von Halle.“ Er nannte die Juden in Deutschland Schwestern und Brüder, mit denen man „gerade in diesen Stunden eng im Gebet verbunden“ sei.

Dem Klima des Hasses entgegentreten

Der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer (Magdeburg), nannte den Anschlag „abscheulich und unerträglich“. Alle Menschen guten und friedlichen Willens seien aufgerufen, „einem Klima des Hasses und jeglicher Gewalt entgegenzutreten“. Halle liegt auf dem Gebiet der EKM. Der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, sagte nach dem Anschlag, es beschäme ihn zutiefst, „dass Juden an Jom Kippur und 81 Jahre nach der Reichspogromnacht um ihr Leben fürchten müssen“. Das sei unerträglich: „Wir dürfen nicht zur Tagesordnung übergehen.“

„Gott hat uns beschützt“

Der Vorsteher der jüdischen Gemeinde von Halle, Max Privorozki, sagte gegenüber Medienvertretern, er habe den Anschlag in der Synagoge über eine Kamera beobachten können: „Der Täter schoss mehrfach auf die Tür und warf auch mehrere Molotowcocktails, Böller oder Granaten, um einzudringen. Aber die Tür blieb zu. Gott hat uns geschützt. Das Ganze dauerte vielleicht fünf bis zehn Minuten.“ Privorozki kritisierte die Polizei: „Die waren zu spät vor Ort“, sagte er auf Twitter. Mindestens zehn Minuten hätten die Einsatzkräfte nach einem Anruf von ihm gebraucht.

Schuster: Fehlender Polizeischutz ist „skandalös“

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster (Würzburg), äußerte sich ähnlich: „Dass die Synagoge in Halle an einem Feiertag wie Jom Kippur nicht durch die Polizei geschützt war, ist skandalös.“ Wie durch ein Wunder sei nicht noch mehr Unheil geschehen. Die Brutalität des Angriffs sei für alle Juden in Deutschland ein tiefer Schock. Die jüdische Gemeinschaft sei „aufs Tiefste in Sorge versetzt und verängstigt“, so Schuster. Für den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu ist „der Terroranschlag“ am Feiertag Jom Kippur „ein neuer Ausdruck des wachsenden Antisemitismus in Europa“. Im Kurznachrichtendienst Twitter fordere er die deutschen Behörden auf, „weiterhin entschlossen“ dagegen vorzugehen. Scharfe Kritik am Anschlag übte auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Volker Kauder. Der langjährige Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion schrieb: „Dieser verabscheuungswürdige Anschlag auf jüdisches Leben in Deutschland ist auf das Schärfste zu verurteilen.“ Antisemitismus sei in Deutschland ein ernstes Problem. Kauder: „Wir sind alle dazu aufgerufen, dem Hass entschlossen entgegenzutreten. Es ist unsere Verantwortung, dass Juden in Deutschland in Sicherheit leben und ihren Glauben praktizieren können.“ Kauder setzt sich besonders für Religionsfreiheit ein. Am Abend nach dem Anschlag versammelten sich Christen in der Marktkirche in Halle zu einem Gottesdienst. An einer spontanen Mahnwache auf dem Marktplatz beteiligten sich 400 Bürger.


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