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Die Brückenbauer: Nationales Gebetsfrühstück in Washington (Kommentar)

("Adventisten heute"-Aktuell, 12.2.2016) Es ist eine feste Institution: Jedes Jahr versammeln sich am ersten Donnerstag im Februar rund 3.000 Führungspersonen aus über 130 Ländern aus Politik, Wirtschaft und Religion zum Nationalen Gebetsfrühstück in Washington. Bisher hat jeder US-Präsident seit Dwight D. Eisenhower (1890-1969) daran teilgenommen.

In den USA soll jede Religion ihren Platz haben

Der Präsident hatte schon im Laufe der vergangenen zwei Wochen strategisch klug kombinierte Zeichen gesetzt, die ihren Höhepunkt in seiner Ansprache im Hilton-Hotel fanden: Erst besuchte er anlässlich des Holocaust-Gedenktags die israelische Botschaft in Washington und drückte seine Verbundenheit mit dem jüdischen Volk aus. Dann war er nur einen Tag vor dem Nationalen Gebetsfrühstück erstmalig in einer Moschee in Baltimore (US-Bundesstaat Maryland) zu Gast. Fast flehentlich sagte Obama dort offensichtlich im Blick auf die Verfolgung von Christen in islamischen Staaten: "Wir müssen begreifen, dass ein Angriff auf eine Religion ein Angriff auf alle unsere Religionen ist." Beide Termine erwähnte er ausdrücklich beim Gebetsfrühstück und betonte: "Wir sollten unsere muslimischen Brüder und Schwestern wissen lassen, dass sie auch alle Amerikaner sind." Die Botschaft Obamas könnte klarer nicht sein: Egal, ob Jude, Muslim oder Christ - in den USA soll Platz für alle sein. Sehr deutlich hob er hervor, dass Religionsfreiheit für jeden und überall gelten muss. In dem Zusammenhang kritisierte er die weltweit zunehmende Christenverfolgung scharf.

Obama: Christus wäscht von Sünden rein

In der Vergangenheit war dem Präsidenten insbesondere von Konservativen vorgehalten worden, er präsentiere sich in der Öffentlichkeit nicht klar als Christ. Das war dieses Mal anders. Im Glauben an Christus habe er erfahren, dass er den Tod nicht zu fürchten brauche und dass "die Annahme Christi das ewige Leben und die Reinwaschung von Sünden verspricht", so der Präsident. Dafür erntete er wohlwollenden Applaus. Auch in der deutschen Delegation schätzten viele seine jesus-zentrierten Aussagen. Denn ein öffentliches Reden vom persönlichen Glauben wird in Deutschland häufig kritisch gesehen und endet nicht selten in einer Diskreditierung als Fundamentalist. Auch manchen Politikern wird ihre auf christlichen Werten gegründete Politik als etwas Negatives vorgehalten. So hatte beispielsweise Renate Künast (Grüne) in der jüngsten Sterbehilfedebatte in Deutschland unter anderem Kerstin Griese (SPD) und Michael Brand (CDU) vorgeworfen, sie würden ihre religiösen Überzeugungen in Gesetze gießen wollen, anstatt "religionsneutral" zu sein. Das Nationale Gebetsfrühstück setzte da einen anderen Akzent und machte Mut, über den eigenen Glauben - sei es der islamische, jüdische oder christliche - offen zu reden und daraus Positionen zu entwickeln.

Das Verbindende zählt

Weil die Veranstaltung Brücken bauen will, wurde in Seminaren und Vorträgen häufig das Verbindende zwischen den Religionen herausgestellt. Meist machte man es am gemeinsamen Interesse an der Person Jesu fest. Auch die Vorsitzende der Demokraten im Abgeordnetenhaus, die Katholikin Nancy Pelosi, verglich den christlichen und den muslimischen Glauben. Im Johannesevangelium bilde das Gebot der Liebe den Mittelpunkt. Dieselbe Botschaft stehe aber auch im Zentrum der Thora und der Lehre Mohammeds.

Beten für mehr christliche Politiker

Die Veranstaltung ist aber mehr als das zentrale Nationale Gebetsfrühstück. Ihre Bedeutung entwickelt sie vielmehr in den ungezählten anderen Seminaren und Zusammenkünften sowie abseits des offiziellen Programms im persönlichen Austausch. Die Gespräche an den zahlreichen Tischen, an denen sich völlig unterschiedliche Menschen in immer wieder neuen Konstellationen zusammenfinden, sind häufig tiefgehend religiös. Eine Amerikanerin, die seit Jahren ehrenamtlich bei der Organisation des Gebetsfrühstücks mithilft, erzählt beim Abendessen, dass sie regelmäßig dafür betet, dass mehr Christen in die Politik gehen, damit sie die Gesellschaft positiv beeinflussen. Neben ihr sitzt ein Politiker aus Dänemark, der berichtet, dass es in seinem Heimatland kaum christliche Abgeordnete gibt und es deswegen sein großes Gebetsanliegen sei, dass sich daran etwas ändert. An dem Abend hatte er bereits eine weitere Beterin für sein Anliegen gefunden.

Ein Traum geht in Erfüllung

Die Fokussierung auf Austausch und Gespräch schätzt auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Josip Juratovic. Er stammt aus Kroatien und hat deswegen einen besonders intensiven Blick auf die Region. Der Katholik ist dankbar, dass die Balkanstaaten am 28. Mai ein erstes regionales Gebetsfrühstück planen: "Die Völker, die im Jugoslawienkrieg noch gegeneinander gekämpft haben, beten nun zusammen. Für mich geht ein Traum in Erfüllung." Den Weg dahin hat das Nationale Gebetsfrühstück in Washington geebnet. Selbstverständlich kann es die Welt nicht komplett verändern. Aber es trägt im Kleinen dazu bei, Konflikte zu entschärfen und Versöhnung zu ermöglichen - und das ist ein Zeichen der Hoffnung. (idea)

Das Nationale Gebetsfrühstück in Washington

Das Nationale Gebetsfrühstück findet seit 1953 jedes Jahr am ersten Donnerstag im Februar statt. Ziel des Gebetsfrühstücks, zu dem Abgeordnete des Senats und des Repräsentantenhauses einladen werden, ist es, Menschen mit unterschiedlichem gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Hintergrund zusammenzubringen. Über das gemeinsame Frühstück hinaus treffen sich interessierte Abgeordnete und Senatoren einmal pro Woche zum gemeinsamen Gebet. Auch im Deutschen Bundestag gibt es ein überfraktionelles Gebetstreffen, zu dem sich während der Sitzungswochen jeden Freitag bis zu 40 Parlamentarier versammeln, um sich geistlich auszutauschen. Einmal pro Jahr findet ebenfalls ein Gebetsfrühstückstreffen - die "Internationale Berliner Begegnung" - statt (2016 vom 9. bis 10. Juni). Der ehemalige baden-württembergische CDU-Landtagsabgeordnete Rudolf Decker (Böblingen) hatte zusammen mit Staatssekretär Horst Waffenschmidt die Idee aus den USA aufgegriffen und die Gebetsfrühstücke zusammen mit dem Verleger Friedrich Hänssler (Holzgerlingen) 1979 in Deutschland eingeführt. Sie werden von der Stiftung für Grundwerte und Völkerverständigung organisiert. Zur deutschen Delegation beim diesjährigen Gebetsfrühstück in Washington gehörten unter anderen die Bundestagsabgeordneten Albert Weiler, Johannes Selle, Volkmar Klein (alle CDU), Josip Juratovic und Bernd Rützel (beide SPD), der Vorsitzende des pietistischen württembergischen Gemeinschaftsverbandes "die Apis", Pfarrer Steffen Kern (Walddorfhäslach bei Reutlingen), sowie der Theologe und Religionswissenschaftler Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn).

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