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Der durchgeplante Papst (Filmkritik)

("Adventisten heute"-Aktuell, 22.4.2011) Der Dokumentarfilm "Francesco und der Papst" zeigt die Welt des Vatikans aus der Sicht des elfjährigen Knabenchorsängers Francesco. idea-Redakteur Karsten Huhn hat sich den Film angesehen.

Er grüßt, er winkt, er segnet und er schüttelt Hände, wieder und wieder. Um Papst zu sein, braucht es Kondition. Das Filmteam von "Francesco und der Papst" ist dem inzwischen 84-jährigen Benedikt XVI. nach Kamerun und Angola gefolgt, nach Jordanien, Israel und Palästina. Und immer wieder muss der Papst grüßen, winken, segnen und Hände schütteln. Es ist ein schöner Regieeinfall, das Leben des Papstes aus der Sicht des 11-jährigen Francesco zu erzählen. Der Junge singt im Knabenchor der Sixtinischen Kapelle, der die päpstlichen Messen im Petersdom begleitet. Der Chor hat Schwierigkeiten, Nachwuchs zu finden - Fernsehen, Computerspiele und Handy sind für viele Jungen attraktiver als die Proben, die hohe Konzentration erfordern. Der Chorleiter ist streng. Als ein Stück nicht auf Anhieb gelingt, wird die Stimmung unter den Knaben eisig. Francesco ist vom Chorleiter ausgewählt worden, ein Solo vor dem Papst zu singen. Der Film begleitet den etwas übergewichtigen Jungen mit der Engelstimme in die Schule, zu den Proben und zum Einzelunterricht - bis zum großen Moment, dem Auftritt in den päpstlichen Privaträumen.

Der Papst durfte nur ohne Gips gezeigt werden

"Francesco und der Papst" verrät keine großen Geheimnisse und ist dennoch enthüllend. Der Zuschauer darf einen Blick in den päpstlichen Gemüsegarten werfen und der Schweizer Garde, die den Papst bewacht, beim Paradieren zuschauen. Man kann den Pontifex bei Staatsempfängen sehen und bei privaten Spaziergängen begleiten. Die Bilder sind schön, aber kein Grund, katholisch zu werden. In ihrer Idylle erinnern sie an Werbevideos für Orangensaft. Um die Drehgenehmigungen mussten die Filmemacher immer wieder ringen, denn die päpstlichen Berater hatten sehr genaue Vorstellungen von den Aufnahmen. So wurde ein Drehtermin aus ästhetischen Gründen abgesagt, weil der Papst sich die Hand gebrochen hatte und einen Gips tragen musste. Dennoch gibt es kleine, unscheinbare Momente, die aufschlussreich sind, etwa wenn der päpstliche Privatsekretär Georg Gänswein immer wieder mal diskret das Gewand des Papstes glattzupft.

Alles steht bereits vorher fest

Benedikt XVI. wirkt sanft und steif zugleich. Er versteht sich als der Stellvertreter Christi auf Erden, sitzt immer auf dem größten Stuhl. Er muss seine Rolle spielen, er ist an Rituale und eine jahrhundertealte Tradition gebunden. "Jedes öffentliche Erscheinen ist minuziös durchgeplant", sagt Regisseur Ciro Capellari. "Selbst bei den Audienzen ist alles vom Protokoll festgelegt, alles steht vorher fest - eigentlich ist keine Geste spontan."
Man sieht, dass die Welt des Papstes mit der Welt Francescos - bis auf die gemeinsamen Messen - kaum etwas zu tun hat. Francescos Mutter ist alleinerziehend. Seine zwei Brüder wollen von den Messen nichts wissen, denn sie dauern zwei Stunden und sind wohl selbst für die Sängerknaben eher langweilig. "Im Chor freuen wir uns über die Reisen des Papstes", sagt Francesco mit verblüffender Ehrlichkeit, "weil wir dann keine Messe haben." (idea)

Regie: Ciro Capellari. Mit: Papst Benedikt XVI., Francesco Giuffra, 90 Minuten, ab 21. April, freigegeben ohne Altersbeschränkung



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