Ärzte und Therapeuten in Deutschland fordern eine bessere finanzielle Förderung für die Suizidprävention. Das erklärte die Co-Leiterin des Nationalen Suizidpräventionsprogramms (NaSPro), Prof. Birgit Wagner (Berlin), vor Journalisten in Berlin. Anlass war der Welttag der Suizidprävention am 10. September. „Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 9.000 Menschen durch Suizid“, erklärte die Psychologin. Das seien mehr Todesfälle als durch Verkehrsunfälle, Mord und illegale Drogen zusammen. Statistisch gesehen nehme sich damit alle 57 Minuten ein Mensch in Deutschland das Leben. Auf jeden Suizid kämen außerdem 10 bis 20 Versuche. Mehr als 75 Prozent aller Fälle entfielen auf Männer.
Ein weiterer Co-Leiter des Programms, der Medizinprofessor Reinhard Lindner (Kassel), kritisierte die vorliegenden Gesetzentwürfe zur Regelung des Assistierten Suizids. Hintergrund: Das Bundesverfassungsgericht hatte im Februar 2020 das 2015 eingeführte Verbot der geschäftsmäßigen Suizidbeihilfe gekippt und zur Begründung erklärt, es gebe ein umfassendes Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Damit sei die Freiheit eingeschlossen, die Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen. Zurzeit berät der Bundestag über eine Neuregelung. Die bisher vorliegenden Entwürfe hätten „mit Suizidprävention wenig zu tun“, sagte Lindner. Nötig sei ein Ausbau und eine bessere finanzielle Förderung der Angebote für langfristige und beziehungsorientierte Beratung. „Angebote der Suizidprävention dürfen nicht schwerer erreichbar sein als der Zugang zum assistierten Suizid“, so der Mediziner. Die EKD und die Diakonie Deutschland hatten die vorliegenden Gesetzentwürfe im Mai in einer gemeinsamen Erklärung ebenfalls kritisiert und einen Ausbau der Suizidprävention gefordert.