Eine der ältesten Gemeinden in Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG), „Köbners Kirche“ in Wuppertal-Barmen, löst sich auf. Das bestätigte der ehrenamtlich tätige Gemeindeleiter Helmut Hoffmann gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. Die Gemeinde wurde 1852 gegründet und ist nach einem der Gründerväter der Baptisten in Deutschland, Julius Köbner (1806-1884), benannt. Er war Mitbegründer der Gemeinde. Sie war die erste Baptistengemeinde im Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalen und gilt deshalb als „Mutterkirche der rheinischen Baptistengemeinden“. Köbner war auch Musiker und steuerte für das erste Gesangbuch des Bundes der Baptisten 59 Lieder bei. Im aktuellen Gesangbuch „Feiern und Loben“ befindet sich noch das Lied „Lobt in seinem Heiligtume“.
Nach Corona nicht mehr erholt
Nach den Worten von Hoffmann hat sich die Gemeinde nach der Corona-Pandemie nicht mehr erholt. „Unsere noch 50 Gemeindemitglieder leben meist in Senioreneinrichtungen.“ Sonntags hätten um die zehn von ihnen die Gottesdienste besucht. Hoffmann: „Wir sind inzwischen einfach zu wenige, um das Gemeindeleben aufrecht erhalten zu können.“ Die letzte mit einer halben Stelle angestellte Pastorin Evelyn Fillies-Strohm habe zum Jahresende 2023 ihren Dienst beendet und geholfen, dass die Gemeindemitglieder in anderen freikirchlichen Gemeinden in Wuppertal eine neue geistliche Heimat finden.
Zeitweise 400 Gemeindemitglieder
Zu ihren besten Zeiten gehörten in den 1960er Jahren rund 400 Mitglieder zu der Gemeinde. Bei aller Traurigkeit über das Aus überwiege im Rückblick große Dankbarkeit für die mehr als 170-jährige Gemeindegeschichte, betonte Hoffmann: „Von dieser Gemeinde sind im Lauf der Jahrzehnte viele Segensspuren ausgegangen. Dafür sind wir unserem Gott von Herzen dankbar.“
Geistliches Zentrum für Afrikaner
In das denkmalgeschützte Kirchengebäude aus dem Jahr 1856 zieht eine französisch-sprachige afrikanische Gemeinde ein, die „Assemblées de Dieu“ (Versammlungen Gottes). Sie gehört auch zum BEFG und hat 38 Mitglieder, aber rund 80 Gottesdienstbesucher aller Generationen, so Hoffmann. Sie feiert bereits seit September 2023 ihre Gottesdienste in „Köbners Kirche“ und wird die Gemeinderäume ab Mai komplett übernehmen.
Gemeinde-Aus kein Einzelfall
Am 28. April feiert die deutschsprachige Gemeinde zum letzten Mal in „Köbners Kirche“ einen Gottesdienst. Die Predigt hält der Referent im Landesverband Nordrhein-Westfalen des BEFG, Pastor Martin Seydlitz (Essen). Wie er IDEA sagte, habe der Landesverband „sich nach allen Kräften bemüht, die Gemeinde weiterbestehen zu lassen“. Doch es habe sich keine Lösung abgezeichnet. Er freue sich, dass eine afrikanische Gemeinde das historische Haus weiter nutzen werde. Wie Seydlitz weiter sagte, ist das Aus von „Köbners Kirche“ kein Einzelfall. Allein im vergangenen Jahr hätten sich in Nordrhein-Westfalen fünf BEFG-Gemeinden wegen Überalterung aufgelöst.
