Die Berlin-Mitteldeutsche Vereinigung und die örtliche Adventgemeinde Chemnitz der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten haben zur tödlichen Messerattacke in Chemnitz und den darauf folgenden gewaltsamen Ausschreitungen Stellung genommen. Sie rufen dazu auf, Wege für ein friedliches Miteinander zu finden und Hass zu überwinden.
Gewalt verschärft nur die Krise
Die Berlin-Mitteldeutsche Vereinigung, als Freikirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, trauere mit den Opfern und beklage den Tod eines jungen Menschen. „Wir verurteilen diese lebensverachtende Aggression und erwarten Aufklärung und Bestrafung der Täter. Gleichzeitig sind wir erschrocken über die Reaktion auf diese Tat, die den Riss, der durch unsere Gesellschaft geht, überdeutlich sichtbar macht.“
Gewalt sei keine Lösung, sie verschärfe die Krise nur. Die Freikirchenleitung erinnert an die friedliche Revolution in der DDR. Gravierende Veränderungen seien dort möglich geworden, da der Protest ganzheitlich angelegt gewesen sei, die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit betroffen habe und die Folgen in den Blick genommen hätte. Der heutige Protest dagegen greife einen kleinen Ausschnitt auf und stilisiere ihn als Problemlösung für unsere heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen hoch. Kritik und die Suche nach Lösungen müssten dagegen kreativ bleiben und sich darum bemühen, Mitmenschen zu integrieren anstatt auszuschließen.
Ängste wahrnehmen, doch Skepsis gegenüber „einfachen“ Lösungen
Für ein friedvolles Miteinander in unserer Gesellschaft sei es verhängnisvoll, die Konfliktthemen und die Konfliktpartner weiterhin zu ignorieren, sich gegenseitig anzugreifen, zu beschimpfen und zu diffamieren. Die Freikirchenleitung erinnerte an die damaligen „runden Tische“ in den Städten und Gemeinden der früheren DDR. Solche „runden Tische“ könnten auch jetzt wieder hilfreich sein, um sich „mit dem Protest endlich inhaltlich auseinanderzusetzen“. Die Vertreter der Parteien werden aufgefordert, „nicht mehr machtorientiert, sondern lösungsorientiert miteinander zu reden“. Auch für die Mitbürgerinnen und Mitbürger gelte, „wieder miteinander und nicht übereinander zu reden“. Einerseits sollten deren Befürchtungen und Ängste wahrgenommen werden, andererseits sollten sie skeptisch gegenüber Personen und Parteien sein, die „einfache“ Lösungen vorschlagen wollten.
Nicht Menschen jagen, sondern Wege für ein friedliches Miteinander finden
Die Leitung der Adventgemeinde Chemnitz stellte ihre Erklärung unter das Bibelwort „Jagd dem Frieden nach mit jedermann“ aus Hebräer 12,14. Sie wende sich gegen jegliche Form seelischer und körperlicher Gewaltanwendung und beklage die zunehmende Gewaltbereitschaft und die Unfähigkeit vorhandene Konflikte gewaltlos zu lösen. Sie nehme Anteil an dem Schicksal der Gewaltopfer und trauere mit den Hinterbliebenen des getöteten 35-jährigen jungen Mannes aus Chemnitz.
Dem Frieden nachzujagen bedeute nicht Menschen zu jagen, sondern Wege für ein friedliches Miteinander zu finden und Hass zu überwinden. „Wir beklagen, dass gewaltbereite Gruppen dieses Ziel unterwandern und sich zum Sprachrohr machen. Sie sprechen nicht für uns!“ Zusammen mit anderen Christen rufe auch die Adventgemeinde Chemnitz zum Gebet für Frieden und Gerechtigkeit auf. „Wir beten um verantwortliches Reden und Handeln. Wir beten um ein neues Miteinander auf einem gemeinsamen Weg des Friedens.“