(“Adventisten heute”-Aktuell, 23.7.2010) Vom 20. bis 27. Juli tagt in Stuttgart die elfte Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) unter dem Thema “Unser tägliches Brot gib uns heute”. 418 Delegierte vertreten die inzwischen 145 Mitgliedskirchen aus 79 Ländern. Mit Gästen, Dolmetschern und Journalisten nehmen an der Vollversammlung rund 1.000 Personen teil. Gastgeberin ist die Evangelische Landeskirche in Württemberg. Die Vollversammlung ist das oberste Entscheidungsorgan der 1947 gegründeten lutherischen Dachorganisation, das in der Regel alle sechs Jahre tagt. Der LWB umfasst mehr als 70 Millionen Christen umfasst. Somit sind die Lutheraner mit rund 70 Millionen Mitgliedern nach Katholiken und Orthodoxen weltweit die drittgrößte christliche Gemeinschaft.
Hauptreferat zur vierten Bitte des Vaterunsers
Dr. Rowan Williams, Erzbischof von Canterbury und Oberhaupt der weltweiten Anglikanischen Kirchengemeinschaft, hielt am 22. Juli das Hauptreferat der Veranstaltung: Die Bitte um das tägliche Brot – um materielle oder spirituelle Nahrung sei ein “Zeichen von Würde”. Sie fordere die Arroganz derer heraus, die denken, dass sie nichts bräuchten.
Dunkles Kapitel Kirchengeschichte aufgearbeitet
Mit einem einstimmig gefassten Schuldbekenntnis bat die Vollversammlung am Donnerstagnachmittag (22. Juli) mennonitische Christen und Christinnen um Vergebung. Die Verfolgung der Täufer-Bewegung im 16. Jahrhundert – dem sogenannten linken Flügel der Reformation – war mit lutherischer Theologie gerechtfertigt worden
30 Prozent lehnen Frauenordination ab
Markenzeichen der “inklusiven Gemeinschaft” sei nach Ansicht des Generalsekretärs Ishmael Noko (Genf) die “gleichberechtigte Teilhabe an der Mission Gottes”. Dazu gehöre auch die Ordination von Frauen. Die Mitgliedskirchen seien aufgefordert, “angemessene Schritte” in diese Richtung zu unternehmen. Schon 1990 hatte sich die LWB-Vollversammlung für die Frauenordination ausgesprochen. Etwa 30 Prozent der LWB-Mitgliedskirchen lehnen dies jedoch ab.
Lutheraner und Adventisten
An der 11. LWB-Vollversammlung ist die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten durch Pastor Dr. John Graz vertreten, der Ende Juni anlässlich der 59. Weltsynode der Adventisten in Atlanta (Georgia, USA) als Direktor für Religionsfreiheit und Generalsekretär des Rates für zwischenkirchliche und interreligiöse Angelegenheiten der adventistischen Weltkirchenleitung wiedergewählt wurde.
Von 1994 bis 1998 fand ein ausführlicher theologischer Dialog zwischen dem Lutherischen Weltbund und der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten statt. In einer Abschluss-Empfehlung heißt es, in Zukunft sollen “beratende Verbindungen” zwischen Lutheranern und Adventisten “zum Wohle der gesamten christlichen Gemeinschaft” aufrechterhalten werden. So nahm der Präsident der Lutherischen Welthilfe (LWR), Pfarrer John Nunes, als LWB-Vertreter an der am 3. Juli zu Ende gegangenen Weltsynode in Atlanta teil.
An der 59. Weltsynode der Adventisten in Atlanta vertraten 2.241 Delegierte ca. 16 Millionen Siebenten-Tags-Adventisten aus 205 Ländern. Ca. 16 Prozent der Delegierten waren weiblich, ca. 0,2 Prozent (insgesamt 44) waren jünger als 30 Jahre. Zum Vergleich: Beim LWB gilt die Regel, dass mindestens 50 Prozent der 418 Delegierten Frauen und mindestens 20 Prozent Jugenddelegierte (unter 30 Jahren) sein sollen. (APD/idea/edp)
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Alles über die LWB-Vollversammlung in Stuttgart
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Mehr zur Versöhnung zwischen Lutheranern und Mennoniten hier (APD)