(“Adventisten heute”-Aktuell, 10.12.2010) Der Osten Deutschlands ist in eine nach-atheistische Phase eingetreten. Viele Bürger haben sich weder mit dem Christentum noch mit dem Atheismus beschäftigt. Diese Einschätzung gab Pfarrer Alexander Garth (Berlin) auf der Jahrestagung der Deutschen Evangelistenkonferenz. Sie fand vom 29. November bis 2. Dezember in Dassel bei Göttingen statt und beschäftigte sich mit dem Thema “Moderner Atheismus und christliche Apologetik”. Garth zufolge setzt sich der Atheismus zumindest mit dem christlichen Glauben auseinander, um ihn zu verneinen. Hingegen seien die meisten Bürger in den östlichen Bundesländern areligiös. Für sie seien Glaubensthemen nicht existent. Garth: “Für diese Leute ist der Atheismus ebenso von gestern wie das Christentum.” In dieser Situation sei es nicht sinnvoll, etwa von Sünde und Vergebung der Schuld zu reden. Nur wenn Menschen bereits “christlich vorgewärmt” seien, könne man von Sünde sprechen. Weltliche Menschen fühlten sich durch das Wort “Sünder” als schlechter Mensch beschimpft.
Drei typische Vorurteile
Garth, der bei der Berliner Stadtmission tätig ist, bezeichnete manche Evangelisationsmethoden als menschenverachtend: “Da wird das Evangelium abgegeben wie ein Paket, anstatt dass es zum Dialog kommt.” Garth empfiehlt, Fragen zu stellen wie etwa: “Was glauben Sie eigentlich, was ich glaube?” So kämen Vorurteile zur Sprache, und man zeige Interesse an der Meinung des anderen.
Laut Garth sind drei Vorurteile in der Bevölkerung typisch: Lieder und Sprache der Kirche seien altmodisch und unverständlich. Der christliche Glaube sei eine eigenartige Theorie, die mit dem Leben nichts zu tun habe. Christen seien Heuchler, die selbst nicht an ihre Botschaft glaubten. Mitverantwortlich für diese Vorurteile ist laut Garth eine liberale Theologie, die “eine leere Krippe und ein volles Grab” vertritt, also die Geburt Jesu als Gottes Sohn und seine Auferstehung leugnet. Allerdings wünscht sich Garth auch von evangelikaler Theologie mehr Leidenschaft. Er empfinde sie als zu unterkühlt: “Ich friere da.” Garth warnte davor, Christen in der Gemeinde ständig etwas Neues zu bieten: “Wer nach zehn Jahren Christsein noch etwas Neues hören will, muss in eine Sekte gehen.”
Nicht beim anderen nach Sünde suchen
Garth nannte es zynisch, wenn Christen nach Schwächen und Sünden im Leben von Nichtchristen suchen und sich dann als Problemlöser anbieten. Vielmehr solle man Menschen mit Wertschätzung begegnen. Es gelte, ihnen die Sehnsucht nach Ewigkeit in die Herzen zu pflanzen. Zugleich müsse man darauf aufmerksam machen, dass Atheismus und Areligiosität keine befriedigende Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens hätten. (idea)