(“Adventisten heute”-Aktuell, 28.10.2011) Der Vatikan hat sich für eine grundlegende Reform des internationalen Finanzsystems, die Schaffung einer globalen Aufsichtsbehörde zur Regulierung der Kapitalmärkte und für die Finanztransaktionssteuer ausgesprochen, wie Kathpress, Katholische Presseagentur Österreich, mitteilte. Es müsse eine Art “Globale Zentralbank” gegründet werden, die gegen unkontrollierbare “Schattenmärkte” vorgehe und für die Einhaltung ethischer Mindeststandards Sorge trage, heißt es in einem am 24. Oktober veröffentlichten Dokument des Vatikans. Das gut 40-seitige Schreiben des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden ( Iustitia et Pax ) trägt den Titel “Für eine Reform des internationalen Finanz und Währungssystems aus der Sicht einer öffentlichen Autorität mit universaler Kompetenz”.
Für die Besteuerung finanzieller Transaktionen und gegen Steueroasen
Die internationale Finanzbehörde müsse eine “Logik der Nachhaltigkeit, des Friedens, des gemeinsamen Wohlstandes und des Einvernehmens” vertreten, heißt es in dem Dokument weiter. Dafür müssten eine Besteuerung finanzieller Transaktionen in Erwägung gezogen und neue Wege für die Kapitalausstattung von Banken gefunden werden. Auf diese Weise könnten waghalsige Finanzgeschäfte verhindert und die Entwicklung der realen Wirtschaft gefördert werden. Laut Kathpress wird auch ein Vorgehen gegen Steueroasen und Off-Shore-Handelsplätze gefordert.
Die Gründung einer globalen Zentralbank mit weitgehenden Befugnissen müsse der erste Schritt auf dem Weg zu einer politischen Weltautorität sein, heißt es in dem Dokument: “In einer Welt, der schnell voranschreitenden Globalisierung ist eine Weltautorität der einzig angemessene Bezugspunkt, der den neuen Gegebenheiten unserer Zeit und den Bedürfnissen der menschlichen Spezies gerecht wird.” Anknüpfungspunkt für eine solche Institution könnten die Vereinten Nationen sein.
Den G-20 Gipfel im Blick
Das vatikanische Papier soll eine Handreichung für die Verantwortlichen der Welt und alle Menschen guten Willens sein, habe laut Kathpress der Präsident des päpstlichen Rates, Kardinal Peter Turkson, während der Vorstellung des Papiers gesagt. Dies gelte insbesondere mit Blick auf den G-20 Gipfel, der vom 3. bis 4. November im südfranzösischen Cannes stattfindet.
Der Mitautor des Textes, der römische Volkswirtschaftsprofessor Leonardo Becchetti, habe laut Kathpress an den vor kurzem publizierten Appell der “1.000 Ökonominnen und Ökonomen” aus 53 Ländern erinnert, die in einem Brief an die G-20-Finanzminister die Einführung einer Finanztransaktionssteuer gefordert hätten. Mit den Einnahmen sollten weltweite Armutsbekämpfung und Klimaschutz sowie die Folgenbewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise finanziert werden. (APD)