(“Adventisten heute”-Aktuell, 29.6.2012/Update 18.7.2012) Viel Zeit zum Feiern wird er nicht haben, wenn er 85 Jahre alt wird: Herbert Blomstedt, einer der bedeutendsten Dirigenten unserer Zeit und Siebenten-Tags-Adventist. An seinem Geburtstag am 11. Juli wird er das tun, was er am liebsten macht: dirigieren – und zwar in Athen, nachdem er tags zuvor mit den Wiener Philharmonikern in den antiken Theaterruinen von Ephesus ein Konzert gegeben haben wird.
Der Sohn eines adventistischen Pastors und einer Pianistin, in Amerika geboren und in Schweden aufgewachsen, sieht sich als Missionar, der durch die Sprache der Musik verkündigt. Als “ganz kleiner Bruder” begleitet er nicht nur gern im Gottesdienst an der Orgel den Gemeindegesang und hält Predigten, wenn es seine Zeit erlaubt; er möchte im Konzertsaal auch mit Menschen, die keiner Kirche nahestehen, “eine Weile in Gottes Nähe sein dürfen”, wie er es in einem Gespräch einmal ausdrückte. Dass dies immer wieder gelingt, zeigen Zeitungskritiken und bewegende Briefe von dankbaren Zuhörern. Oder wie ein jugendlicher Blogger nach einem Brucknerkonzert schrieb: “Es war, als würde der Himmel offen stehen.”
Blomstedt erhielt seine erste musikalische Ausbildung am Königlichen Konservatorium in Stockholm und an der Universität Uppsala. 1954 debütierte er als Dirigent mit dem Philharmonischen Orchester Stockholm und war dann als Chefdirigent bedeutender skandinavischer Orchester tätig. Von 1977 bis 1983 leitete er das Sinfonieorchester des Schwedischen Rundfunks. Von 1975 bis 1985 war er Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden und von 1985 bis 1995 Music Director des San Francisco Symphony Orchestra. 1998 bis 2005 leitete er das Gewandhausorchester Leipzig.
Herbert Blomstedt arbeitet mit allen weltbesten Orchestern als Gastdirigent. Das Gewandhausorchester, das NHK-Sinfonieorchester, das San Francisco Symphony Orchestra, das Dänische und das Schwedische Radio-Sinfonieorchester sowie die Bamberger Symphoniker ernannten ihn zu ihrem Ehrendirigenten.
Herbert Blomstedt hat im Laufe seines Lebens zahlreiche Auszeichnungen erhalten. 2003 erhielt der das Große Bundesverdienstkreuz. Anfang dieses Jahres nahm er beispielsweise den Charles-Elliot-Weniger-Preis an der La-Sierra-Universität in Kalifornien entgegen. Dieser Preis wird an adventistische Lehrer, Wissenschaftler und Künstler verliehen, die durch ihre Inspiration und Exzellenz sowie durch ihren vorbildlichen christlichen Charakter aufgefallen sind. Am 15. Juni hätte er die Königliche Seraphin-Medaille vom Schwedischen König überreicht bekommen sollen, aber da Blomstedt auf Konzertreisen ist, wird die Übergang Anfang September nachgeholt. Die Seraphin-Medaille (nicht zu verwechseln mit dem Seraphin-Orden) ist eine Auszeichnung für Persönlichkeiten, die Außerordentliches im humanitären Bereich und für die Gesellschaft geleistet haben. König Carl XVI. Gustaf hat diese Medaille nur zwölf Personen seit 1973 verliehen.
Herbert Blomstedt, dessen Ehefrau Traute Blomstedt im Februar 2003 verstarb, hat vier Töchter und lebt seit 1984 in Luzern. (Ursula Weigert/edp)
Im Herbst erscheint die Biographie über Herbert Blomstedt Es gibt noch etwas Schöneres bei edition akanthus ( www.edition-akanthus.de ) .