(“Adventisten heute”-Aktuell, 17.8.2012) Große Sorge über den moralischen und geistlichen Zustand der USA hegen zwei führende Repräsentanten der amerikanischen Christenheit. Er bekomme Herzschmerzen, wenn er an Amerika denke, schreibt der Evangelist Billy Graham (Montreat/Bundesstaat Nord Carolina) in einem im Internet veröffentlichten Brief. Und der US-Direktor des christlichen Hilfswerks Open Doors , Carl Moeller (Santa Ana/Kalifornien), sieht die Kirchen und Christen seines Landes in einem “diabetischen Koma”.
Genuss, Hochmut, Schamlosigkeit
Der 93-jährige Graham gehört weltweit zu den bekanntesten Verkündigern. Er hat vor schätzungsweise 210 Millionen Menschen in 185 Ländern gepredigt, auch mehrfach in Deutschland. Mit großem Schmerz sehe er den fortschreitenden moralischen Verfall in seinem Heimatland, schreibt er. Seine 2007 verstorbene Ehefrau Ruth habe einmal bei der Durchsicht eines Buchmanuskripts angesichts der dort geschilderten Missstände wie dem Götzendienst an Geld und Sex ausgerufen: “Wenn Gott Amerika jetzt nicht straft, muss er Sodom und Gomorra um Entschuldigung bitten.” Graham fragt sich, was seine Frau wohl heute sagen würde. Seit ihrer damaligen Äußerung seien in den USA Millionen Babys abgetrieben worden, ohne dass ihr Schicksal das Volk besonders berühre. Graham weiter: “Genusssucht, Hochmut und Schamlosigkeit sind Wahrzeichen des amerikanischen Lebensstils geworden.”
Gute Nachricht: Gott reagiert auf Buße
Die wunderbare Nachricht sei jedoch, dass Gott gnädig sei und auf Buße reagiere. Graham kündigt an, dass sein ältester Sohn Franklin (60) die evangelistische Kampagne “Meine Hoffnung” der Billy-Graham-Gesellschaft in ganz Nordamerika starten werde. Sie ist bereits in 50 Ländern erprobt worden. Bei den Versammlungen würden die Teilnehmer zur Umkehr aufgerufen.
Open-Doors-Chef: US-Christenheit im “Koma”
In ähnlicher Weise wie der hoch betagte Evangelist beurteilt der US-Leiter des Hilfswerks für verfolgte Christen, Open Doors , den Zustand der Christenheit in den Vereinigten Staaten. Sie stopfe sich mit den süßen Früchten des Wohlstands und treibe Götzendienst mit dem Materialismus. Die Folge sei geistlich gesehen ein “diabetisches Koma”. Das Leben der verfolgten Christen im Nahen Osten sei nicht so sehr bedroht wie das der Christen in den USA: “Wir können uns nicht einmal aufraffen, um eine Stunde lang für die Anliegen zu beten, die Gott bewegen.” Moeller zitiert den Aufruf aus Offenbarung 3,2: “Sei wachsam und stärke die anderen, die sonst sterben werden.” Doch die verheerenden Umwälzungen im Nahen Osten und die verbreitete Christenverfolgung hätten die Christen in der westlichen Welt bisher nicht aufgerüttelt.
Verfolgung kommt nach Amerika
Für Moeller ist der “Abfall” vieler Christen vom Glauben ein Zeichen für die Wiederkunft Christi. Viele, die sich Christen nennen, hätten nicht den Schneid, ihren Glauben so auszuleben, wie es die Verfolgten tun. Moeller ist überzeugt, dass die Verfolgung nach Amerika kommen wird, “weil wir Gott keine andere Wahl lassen”. Viele christliche Gemeinden seien geistlich bewusstlos, und das öffne dem “Feind” Tor und Tür: “Er wird unsere Familien, unser Leben, unsere Kultur und unsere Freiheit zerstören.” Erst dann würden die Christen aufwachen. Moeller: “Ich will nicht länger eine unterhaltsame Kirche haben. Ich will eine Kirche, die Menschen für den geistlichen Kampf ausrüstet, der um uns wütet.” (idea)