(“Adventisten heute”-Aktuell, 31.8.2012) Welche Rolle spielt der christliche Glaube im Leben von US-Präsident Barack Obama und dessen Herausforderer Mitt Romney? Diese Frage und andere stellte das Magazin “Cathedral Age” (Washington) den beiden Kandidaten drei Monate vor der Präsidentschaftswahl in den USA. Präsident Barack Obama antwortete auf die Frage, welche Rolle der christliche Glaube in seinem Leben spiele, er gebe ihm “eine Perspektive und eine Sicherheit, die ich sonst nicht hätte, nämlich, dass ich geliebt bin”. Sein Glaube sei gewachsen, seit er Präsident sei. Dieses Amt sorge einfach dafür, dass man mehr bete, bekannte er. Es sei gut, am Ende eines jeden Tages zu wissen, dass Gott es ist, der im Regiment sitzt. Sein Anliegen sei es stets, Gott von ganzem Herzen und von ganzer Seele zu lieben und seinen Nächsten wie sich selbst, erklärte er – auch, wenn ihm dies nicht immer gelinge. Sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney erklärte, der Glaube sei “integraler Bestandteil” seines Lebens. Ihm sei schon als Kind beigebracht worden, Gott und den Nächsten zu lieben.
Welche Bibelverse den Präsidenten prägen
Sein Glaube wurzele in der Überzeugung, dass alle Menschen – weil sie zum Ebenbilde Gottes geschaffen seien – Verantwortung füreinander trügen – “zuerst unseren amerikanischen Mitbürgern gegenüber, dann aber auch für alle anderen Menschen”. Seine Lieblingsstelle in der Bibel seien die Worte Jesu: “Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen” (Matthäus 25,35-36). Obama nannte Psalm 46 sowie einen Vers vom Propheten Jesaja: “Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden” (Jesaja 40,31).
Romney: Glaube, dass Christus der Sohn Gottes ist
Obama und Romney wurden auch zu Gerüchten um deren Glauben gefragt. So hieß es besonders in konservativen Kreisen immer wieder, der Protestant Obama sei gar nicht Christ, sondern heimlich Moslem. Romney, der Mormone ist, wurde immer wieder als “Sektierer” bezeichnet. Auf die Frage, wie er mit solchen Behauptungen umgehe, erklärte Obama: “Dagegen kann ich nicht viel tun. Als Präsident habe ich meine Arbeit zu erledigen, zu der es nicht gehört, die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass mein Glaube an Jesus echt ist. Aber ich tue mein Bestes, meinen Glauben zu leben, am Wort Gottes zu bleiben und zu versuchen, dass mein Leben Seinem ähnlicher wird. Ich bin nicht perfekt. Ich kann Ihm nur weiter nachfolgen und anderen dienen.” Romney entgegnete, er werde oft nach seinem Glauben gefragt: “Ich glaube, dass Jesus Christus Gottes Sohn und der Retter der Menschheit ist.” Allerdings sollte die religiöse Zugehörigkeit von Menschen nicht Kritik hervorrufen. Vielmehr könne sich hier zeigen, wie tolerant ein Land und eine Nation seien.
Obama lobt Glauben von Ex-Präsident Bush
In dem Interview lobte Obama auch den Glauben des früheren Präsidenten George W. Bush. “Ich war in vielen Fragen nicht seiner Meinung”, erklärte Obama. “Aber ich respektierte ihn als guten Ehemann, liebenden Vater und einen Mann des Glaubens.” Er gehe davon aus, dass Bushs Glaube ebenfalls dessen Ansichten in politischen Fragen wie denen der Einwanderung oder dem Umgang mit Aids beeinflusst habe, so Obama. “Wäre er jemand gewesen, der sich nur darum gesorgt hätte, was die Menschen über ihn denken, wäre er diese Themen wohl nicht angegangen.” “Cathedral Age” ist ein Magazin, das von der Washington National Cathedral herausgegeben wird. Die Kathedrale ist der Amtssitz des Leitenden Bischofs der Episkopalkirche in den USA. Sie wird auch als das “Nationale Haus des Gebets” bezeichnet.
Rick Warren sagt Forum mit Obama und Romney ab
Indes hat einer der einflussreichsten Evangelikalen der USA, der Pastor der Saddleback-Gemeinde nahe Los Angeles (US-Bundesstaat Kalifornien), Rick Warren, ein Gesprächsforum mit den beiden Präsidentschaftskandidaten abgesagt. Zur Begründung erklärte er, der Wahlkampf der beiden sei ihm zu schmutzig. Er habe noch nie solch “unverantwortliche persönliche Angriffe” und “bösartige Beleidigungen” erlebt. Ursprünglich wollte Warren beide zu ihren politischen Ansichten interviewen – so wie im Wahlkampf 2008 Obama und den damaligen Kontrahenten John McCain. Doch es sei heuchlerisch, einen Abend höflich miteinander umzugehen, wenn die persönlichen Angriffe am nächsten Tag von vorn begönnen, so Warren. (idea)