(“Adventisten heute”-Aktuell, 18.1.2013) Wer sich vor allem über das Fernsehen und das Internet informiert, wird dadurch nicht schlauer – im Gegenteil. Das geht aus einer Analyse des christlichen Magazins “factum” (Berneck/Schweiz) hervor. Redaktionsleiter Thomas Lachenmaier kommt zu dem Schluss: “Das Fernsehen informiert nicht, sondern macht Zuschauer häufig zu Opfern politisch und kommerziell motivierter Meinungsmache.”
Zuschauer meinen nur, besser informiert zu sein
Fernsehzuschauer meinten zwar, gut Bescheid zu wissen, doch wenn man sie zu aktuellen Themen befrage, bekomme man kaum Fakten – aber jede Menge Gefühle der Empörung, der Sympathie und der Antipathie. “Wir leben in einer Gesellschaft, in der – überspitzt formuliert – jeder zu allem eine Meinung hat und starke Gefühle für oder gegen etwas hegt – aber keiner mehr Bescheid weiß”, so Lachenmaier. Er beruft sich auf den Direktor der Psychiatrischen Uniklinik in Ulm, Prof. Manfred Spitzer, der einen Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Fernsehen sieht. Laut Spitzer bedroht der massiv gestiegene Fernsehkonsum die wirtschaftliche Zukunft, weil die Menschen immer weniger Wissen zur Bewältigung des Alltags und der beruflichen Anforderungen hätten.
Fernsehen als Breitband-Psychopharmakum
Lachenmaier sieht im Fernsehen gar ein “Breitband-Psychopharmakum”, das die eigentlichen Anliegen und die tieferen Bedürfnisse der Bürger nur scheinbar aufnehme. Tatsächlich würden sie durch die gleichförmige Flut von richtigen und falschen, wichtigen und unwichtigen Informationen neutralisiert. Lachenmaier zufolge erschwert eine unzureichende Kenntnis von Fakten auch die politische Auseinandersetzung. Durch das Schüren von Emotionen könnten Türen für freiheitsbedrohende Ideologien geöffnet werden.
Deutsche sitzen immer länger vor dem Bildschirm
Dabei verbringen die Deutschen immer mehr Zeit vor dem Fernseher, hören Radio oder nutzen das Internet. Bei den 14- bis 49-Jährigen betrage die tägliche Mediennutzung fast zehn Stunden, stellt der “Navigator Mediennutzung 2012” des Mediendienstleisters Seven-One Media (Unterföhring bei München) fest. Dies seien 16 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Mit durchschnittlich 205 Minuten nehme das Fernsehen den Spitzenplatz ein. An zweiter Stelle rangiere der Hörfunk mit 149 Minuten. Das Internet hole mit 107 Minuten immer mehr auf. Im Jahr 2002 habe die tägliche Nutzung erst bei 30 Minuten gelegen. Dagegen nehme das Interesse an gedruckten Medien ab. Zeitungen würden nur noch 19 Minuten täglich gelesen, was einen Rückgang um 20 Prozent gegenüber 2002 bedeute, und die Beschäftigung mit Zeitschriften sei von 17 auf täglich acht Minuten gesunken. Erstmals ermittelte Seven-One Media auch die Gewohnheiten der über 50-Jährigen. Sie schauten täglich mehr als fünf Stunden fern, genau 328 Minuten. Im Internet hielten sie sich dagegen nur 30 Minuten auf. (idea)
-
Siehe auch Beitrag “Dement durchs Internet?” in ZEICHEN DER ZEIT I/2013