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Evangelisation muss Vorrang vor sozialer Veränderung haben

Von: ADVENT VERLAG Datum Beitrag: 21.06.2013 Kommentare: Keine Kommentare Tags:

(“Adventisten heute”-Aktuell, 21.6.2013) Vor einem “verhängnisvollen Irrweg” einiger evangelikaler Theologen warnt die Internationale Konferenz Bekennender Gemeinschaften. Sie wirft ihnen eine Annäherung an das vorwiegend humanistische Missionsverständnis des Ökumenischen Rates der Kirchen vor. Die Kritik gilt insbesondere der Transformationstheologie, die sich für eine Umgestaltung irdischer Zustände einsetzt. Das Anliegen, die sozialen und ökonomischen Lebensbedingungen zu verbessern, verdränge den biblischen Auftrag, Seelen für Christus zu retten, heißt es im “Tübinger Pfingstaufruf: Weltevangelisierung oder Weltveränderung?”, den die Konferenz veröffentlichte. Das “neo-evangelikale Missionsverständnis” der Transformatorischen Theologie werde in Deutschland beispielsweise durch das Marburger Bibelseminar und das Institut für Gemeindebau und Weltmission verbreitet und von der Deutschen Evangelischen Allianz, dem Arbeitskreis für evangelikale Missiologie und der Mehrheit der evangelikalen Missionswerke gefördert. Auch in der “Kapstadt-Verpflichtung” der Lausanner Bewegung für Weltevangelisation von 2010 gebe es “Aussagen und Aufforderungen, in welchen sich ein wesentlich sozial-politisch geprägtes Verständnis gegenüber dem bisherigen heilsbezogenen Evangelisationsverständnis nach vorne geschoben hat”.

Vor lauter Sozialem keine Zeit mehr für Mission

Jüngere Missionare beklagten sich bereits, dass sie vor lauter sozialen Aufgaben und Projekten kaum mehr Zeit zur Evangelisierung hätten. Hauptaufgabe der Mission müsse “die Verkündigung des Evangeliums vom Heil in Christus” bleiben. Initiator des Aufrufs ist der Missionswissenschaftler Prof. Peter Beyerhaus (Gomaringen bei Tübingen). Der Pfingstaufruf wird von mehreren Theologen unterstützt, darunter den Professoren Helmuth Egelkraut und Harald Seubert (Basel), dem früheren Präsidenten der württembergischen Landessynode, Dekan i. R. Martin Holland (Tübingen), dem Islam-Experten Eberhard Troeger (Wiehl bei Gummersbach) und dem Gründer und langjährigen Leiter des evangelischen Hilfswerks “Hilfe für Brüder”, Winrich Scheffbuch (Stuttgart). Präsident der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften ist Pastor Ulrich Rüß (Hamburg). Zu ihr gehören theologisch konservative Gemeinschaften in acht Staaten.

Missionswerke: Wir fühlen uns nicht angesprochen

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen, Direktor Detlef Blöcher (Sinsheim bei Heidelberg) von der Deutschen Missionsgemeinschaft, sagte idea, man teile die Sorge gegen jede Form von Irrlehre, fühle sich aber von den im Tübinger Pfingstaufruf enthaltenen Vorwürfen nicht angesprochen. Die verurteilten Positionen entsprächen nicht denen der AEM, der Deutschen Evangelischen Allianz oder des Marburger Bibelseminars. Es gelte uneingeschränkt die gemeinsame Überzeugung, dass es bis zur Wiederkunft Jesu nur Anzeichen des kommenden Reiches Gottes gebe, von denen einige bei Erweckungen und in der Mission eindrucksvoll sichtbar würden. Sie seien nur durch die Kraft des Geistes Gottes möglich. Zur Verkündigung des Evangeliums seien viele Formen nötig, um unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen.

Evangelische Allianz: Ein Konflikt wird geschaffen

Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener (Kassel), erklärte gegenüber idea, dass der Tübinger Aufruf keinen bestehenden Konflikt beschreibe, sondern ihn erst schaffe. In den gesellschaftstransformatorischen Ansätzen in Deutschland gebe es kein Gegeneinanderausspielen von Evangelisation und gesellschaftlichem Handeln, keine Schwerpunktverlagerung von Evangelisation zu sozialer Tat: “Wir halten gemeinsam zusammen, was in der Heiligen Schrift untrennbar zusammengehört.” Dass dieser Zusammenhalt aus jeweils unterschiedlichen Blickwinkeln erfolge, sei verständlich. Darüber hinaus sei es “nicht hilfreich, wenn ein verdienter Missionswissenschaftler die Konflikte des vergangenen Jahrhunderts einfach auf die heutigen Fragestellungen überträgt und dabei von einer Bewegung unterstützt wird, die leider – wie seit vielen Jahren – vor allem aus dem Widerspruch, dem Contra lebt”. Diener zufolge “passen weder die Lausanner Konferenz in Kapstadt noch das zum Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband gehörende Institut für Gesellschaftstransformation des Marburger Bibelseminars noch die Micha-Initiative der Allianz – um nur einige zu nennen – in die Schublade, in die sie hier gesteckt werden sollen”.

Marburg: Für uns gibt es die Gegensätze nicht

Die hinter dem Tübinger Aufruf stehenden Sachfragen bedürften weiterhin der sorgfältigen, geschwisterlichen Beratung und des intensiven theologischen Forschens. Zu diesem Gespräch kann auch die Internationale Konferenz Bekennender Gemeinschaften gern Essenzielles beitragen.” Der Direktor des Marburger Bildungs- und Studienzentrums, Klaus Meiß, teilte idea mit, dass es die im Aufruf dargestellten Gegensätze “für uns” nicht gäbe. Das Zentrum betreibe Evangelisation und lehre Gesellschaftstransformation, “bis Jesus Christus wiederkommt”. (idea)

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