(“Adventisten heute”-Aktuell, 17.1.2014) Das Bekenntnis des früheren deutschen Nationalspielers Thomas Hitzlsperger, homosexuell zu sein, hat ein großes Echo ausgelöst. Sportverbände, Politiker und zahlreiche Medien lobten seinen “Mut”, sich als erster deutscher Fußballstar zu outen. Sogar die Bundesregierung begrüßte den Schritt in die Öffentlichkeit. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte: “Wir leben in einem Land, in dem niemand Angst haben sollte, seine Sexualität zu bekennen nur aus Angst vor Intoleranz.” Man lebe in Deutschland weitgehend in Respekt voreinander, unabhängig davon, “ob der Mitmensch Männer oder Frauen liebt”. Nationalspieler Lukas Podolski spricht von einem “wichtigen Zeichen”. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Wolfgang Niersbach, sicherte Hitzlsperger nach seinem Coming-out “jede erdenkliche Unterstützung” zu.
SRS: Sexuelle Orientierung kein Thema für die Öffentlichkeit
Zurückhaltend bis kritisch äußerten sich Vertreter evangelikal orientierter Verbände. Der Leiter der sportmissionarischen Organisation SRS (früher: “Sportler ruft Sportler), Hans-Günter Schmidts (Altenkirchen/Westerwald), ist generell der Ansicht, dass über Fragen der persönlichen sexuellen Orientierung nicht in der Öffentlichkeit gesprochen werden sollte. “Für mich ist es ein seelsorgerliches Thema, das auch als solches zu behandeln ist.” SRS habe in seiner Arbeit immer wieder mit dieser Thematik in unterschiedlichen Sportarten zu tun. Dabei gehe es um biblisch orientierte seelsorgerliche Hilfe, die theologisch ausgebildete Mitarbeiter leisteten. Schmidts: “Sportler sind dankbar, wenn sie sich kompetenten Mitarbeitern anvertrauen können.” Das setze aber ein persönliches Vertrauensverhältnis voraus.
Was sagt die Bibel zur Homosexualität?
Der Leiter des evangelischen Fachverbandes für Sexualethik und Seelsorge Weißes Kreuz, Rolf Trauernicht (Ahnatal bei Kassel), sagte auf idea-Anfrage, Hitzlsperger werde als “Held” gefeiert, weil nun auch in der männlichen Fußballwelt das Thema Homosexualität enttabuisiert werde. Gut daran sei, dass Homosexuelle nicht mehr diskriminiert würden, “wie das in vielen Ländern und auch in unserer deutschen Geschichte der Fall war”. Auch Jesus Christus sei gegen jegliche Diskriminierung und barmherzig gegenüber Personen mit anderen Werten gewesen. Zugleich kritisierte Trauernicht die öffentliche Diskussion über Homosexualität als “viel zu einseitig”. In den Medien frage niemand mehr, was die Bibel dazu sage. Dort werde Homosexualität an sieben Stellen abgelehnt und nirgendwo positiv erwähnt. Zwar müsse man an einigen Stellen zeitgeschichtliche Entwicklungen berücksichtigen: “Aber die Schöpfungsordnung spricht eindeutig von der Sexualität zwischen Mann und Frau.”
Viele Homosexuelle haben ein Problem mit ihrer Neigung
Trauernicht vermisst folgende Fragestellungen in der Diskussion: “Was sind häufig vorkommende Hintergründe bei der Entwicklung von Homosexualität und was hat das mit der individuellen Lebensgeschichte zu tun? Würde auch ein Fußballer gefeiert, der sich von seiner Homosexualität abwendet?” Es gebe viele Homosexuelle, die ihre Neigung – aus welchen Gründen auch immer – nicht leben wollten oder sogar eine heterosexuelle Orientierung entwickelt hätten. Für diese Personengruppe sei ein Coming-out nicht förderlich, weil sie mit Anfeindungen zu rechnen hätten. (idea)