(“Adventisten heute”-Aktuell, 2.5.2014) Die Ostertage 2014 werden einen bleibenden Eindruck bei etwa 75 Menschen aus neun Ländern hinterlassen. 54 von ihnen sind gehörlos oder schwerhörig, 30 sind Hörende. Sie alle kamen zum Internationalen Gehörlosenkongress im Bergheim Mühlenrahmede zusammen. Sie reisten aus den USA, Spanien, Kenia, Frankreich, Schweiz, England, Finnland, Lettland, Österreich und Deutschland an.
95 Jahre adventistische Gehörlosengemeinschaft in Deutschland
In den Kongress eingebettet war die 95-Jahrfeier der adventistischen Gehörlosengemeinschaft in Deutschland, deren Dienst in einer Feierstunde am Sabbat, den 19. April, gewürdigt wurde. Die Festansprache hielt Professor Dr. Rolf Pöhler (ThH-Friedensau) zum Thema: “Hörst du auch, was du siehst?” Zuvor hatte Pastor Gerd Wildemann, Beauftragter der Freikirche für Gehörlosenarbeit und Organisator des Kongresses, einen mit Fotos illustrierten Rückblick auf die 95 Jahre des Bestehens der Gehörlosengemeinschaft in Deutschland vorgetragen.
Es begann 1919 in Bremen mit einer hörenden jungen Frau, die ihren gehörlosen Eltern und ihren gehörlosen Freunden die gute Nachricht von Jesus Christus in Gebärdensprache erklärte. Als Folge davon wurden drei gehörlose Menschen getauft. Das war die Geburtsstunde der adventistischen Gehörlosengemeinschaft. Heute gibt es etwa 50 getaufte gehörlose Adventisten in Deutschland. Mit Hilfe der modernen Kommunikationsmittel fällt die Verständigung mit den Hörenden leichter als früher. Durch die Unterstützung der Freikirche war es seit 40 Jahren möglich, jährlich ein Bundestreffen abzuhalten, mit Bibelstudium, Austausch und Freizeit.
Keine Sprachbarrieren
Die übrige Zeit war dem internationalen Treffen der adventistischen Gehörlosen und ihrer Freunde gewidmet, das in Europa zum zweiten Mal stattfand; das erste war 2013 in Frankreich. Pastor Corrado Cozzi, Abteilungsleiter für Kommunikation der Intereuropäischen Division und Mitorganisator des Kongresses und Pastor Larry Evans, Leiter der Gehörlosenarbeit bei der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) begrüßten die Teilnehmer herzlich und zeigten sich tief beeindruckt vom Umgang der Teilnehmer miteinander.
Die Bühnensprache war die deutsche und englische Lautsprache. Das gesprochene Wort wurde in die deutsche, französische, lettische, spanische und finnische Gebärdensprache übersetzt. Zudem wurde durch zwei Schriftdolmetscher alles auf Englisch auf die Leinwand projiziert und einem taubblinden Teilnehmer das Gesprochene per Computer in Blindenschrift übersetzt. Eine Journalistin der Lokalzeitung staunte nicht schlecht, als sie am Sabbat den Beginn des Gottesdienstes mit rund 80 Besuchern miterlebte. Das bekannte Lied “Lobe der Herrn meine Seele …” erklang in spanischer Sprache und mit deutschem Text auf der Leinwand. Es wurde von den Schriftdolmetschern in Englisch auf eine zweite Leinwand geschrieben und Menschen aus sieben Nationen sangen und gebärdeten es gemeinsam zum Lob Gottes.
Als Sprecher für den Gottesdienst und die Andachten wurde Pastor Henry Maina Kamau aus Nairobi (Kenia) eingeladen. Er ist Beauftragter der adventistischen Gehörlosenmission in Kenia und selbst gehörlos. Er berichtete auch von seiner Arbeit.
Ohne die vielen ehrenamtlichen Dolmetscher und Mitarbeiter wäre eine solche Veranstaltung nicht möglich gewesen. Jede Nation hatte ihren eigenen Gebärdendolmetscher und in der Lautsprachenübersetzung halfen Rolf Pöhler und Corrado Cozzi.
Kulturelle und touristische Höhepunkte
Als einen besonderen Übersetzer am Sonntagabend durften wir den Pantomimen Carlos Martinez aus Barcelona erleben. Sein Programm “Meine Bibel” begeisterte am Sabbatabend etwa 170 Besucher in den Räumen der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) in Lüdenscheid.
Der Tagesausflug am Ostersonntag mit der Besichtigung der Atta Höhle (einer Tropfsteinhöhle), eine Schifffahrt auf dem Biggesee und der Besichtigung von Attendorn war der touristische Höhepunkt des Osterwochenendes.
Gott ist gut! Er hat uns an diesem Wochenende reich gesegnet. Er hat uns Freude ins Herz gelegt und uns Hoffnung geschenkt. Die adventistische Gehörlosengemeinschaft in Europa wurde in ihrem Auftrag ermutigt, gehörlosen Menschen die biblische Botschaft des Evangeliums zu bringen. (Gerd Wildemann)