(“Adventisten heute”-Aktuell, 8.8.2014) Aus 9.000 Kubikmeter Spezialsand formten Künstler 37 biblische Bildszenen nach – von der Schöpfung bis zur Auferstehung Christi. Karsten Huhn hat sich die Ausstellung in Ahlbeck auf der Ostseeinsel Usedom angesehen, die noch bis zum 9. November täglich geöffnet ist.
Diese Ausstellung ist so gelungen, dass man nach dem ersten Rundgang gleich ein zweites Mal die 37 Bildszenen bestaunen will. Gezeigt wird ein wunderbares, detailverliebtes Sandfigurenkabinett: Gott erschafft Himmel und Erde, Adam und Eva naschen vom Baum der Erkenntnis und gehen vor Gottes Bann in Deckung. Kain würgt seinen Bruder Abel. Mitten im Raum erhebt sich ein mächtiger Turm, sieben Meter ragt er in die Höhe. Es ist der Turm zu Babel, schief steht er, die Ruine bricht und bröckelt, als sei gerade jemand mit Anlauf in die Skulptur gesprungen.
36 Künstler aus 16 Ländern
Bibelkundige Besucher erkennen die Bilder meist sofort, weniger Geübte können in einer Begleitbroschüre nachlesen, welche Geschichte hier gezeigt wird. Drei Wochen lang arbeiteten 36 Künstler aus 16 Ländern an den Werken, darunter Architekten und Bildhauer aus der Schweiz, England, Russland und der Ukraine. Künstlerischer Leiter ist der Niederländer Martin de Zoete von der Sculptura Projects GmbH.
Da schläft jemand
Pssst! Bitte nicht stören, da schläft jemand! Es ist Josef, der gerade von einer mächtigen Himmelsleiter träumt. Neben ihm kämpft der Prophet Jona vergeblich gegen die Wellen an. Er scheint in den Sandfluten zu ertrinken – doch da wird er schon von einem gewaltigen Wal verschluckt. Abraham zückt sein Messer, zum Glück tötet er nicht seinen geliebten Sohn, sondern nur den Sündenbock. Und neugierig linsen Elefant, Löwe und Tiger von der Arche Noah herab.
Anfeuchten, Stampfen, Pressen
Sand ist ein freundliches Material, bei Holz oder Stein muss der Künstler mehr Kraft und Zeit einsetzen. Die Skulpturen werden nur aus Sand und Wasser geformt – durch Anfeuchten, Schneiden, Stampfen und Pressen. Gebaut wird von oben nach unten. Zwar können die Skulpturen Regen und Wind und sogar Wintermonate überstehen. Sicherheitshalber stehen sie dennoch geschützt in drei 4.000 Quadratmeter großen Hallen. Weiter geht’s. Gedankenversunken hängt der Pharao auf seinem Thron und lauscht, wie Josef den rätselhaften Traum von den fetten und den mageren Kühen deutet. In einer weiteren Szene sieht man einen Nachfahren des Pharao, angeekelt angesichts von Frosch- und Heuschreckenplage. Allein der Schild von Goliath ist größer als sein Gegner David. Macht aber nichts, Stein und Schleuder reichen aus, um den tumben Giganten zu besiegen. Schicksalsergeben kniet und betet Daniel in der Löwengrube. Die Mauern der Stadt Jericho werden von Posaunen erschüttert, und Samson bekommt im Schlafe von seiner Geliebten eine neue Frisur verpasst. Wer mehr zu den Geschichten wissen will, kann natürlich in der Bibel nachlesen. Oder er bucht eine Führung beim Pastor i. R. der Baptistengemeinde Ahlbeck, Hellmut Koch.
Schon biegen wir in die Zielgerade ein: Maria wird von einem Engel mit einer sonderbaren Botschaft überrascht. Jesus von Nazareth heilt einen blinden Mann. Mit seinen Nachfolgern sitzt er an einem zehn Meter langen Tisch, vor sich Brot und eine Flasche Wein. Jesus Christus trägt sein Kreuz, Maria betrauert ihren Sohn. Das Schlussbild zeigt Christi Himmelfahrt: Der Gottessohn strebt gen Himmel und kehrt zu seinem Vater zurück. Und nun? Weil es so schön war: Am besten gleich noch mal von vorn! (idea)