Im Norden Deutschlands wird nach Schleswig-Holstein nun auch Hamburg den Reformationstag (31. Oktober) künftig als gesetzlichen Feiertag begehen. Dem gemeinsamen Antrag der Fraktionen von CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen in der Hamburger Bürgerschaft stimmten am 28. Februar 66 von 116 anwesenden Abgeordneten zu. Laut Antragstext soll nicht die religiöse, sondern die kulturelle und politische Bedeutung des Tages im Vordergrund stehen. Deshalb beschloss das Parlament zugleich freien Eintritt in die Museen der Hansestadt am 31. Oktober. Kirsten Fehrs, die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), begrüßte die Entscheidung. Die Reformation habe „das Selbstbewusstsein eines engagierten hanseatischen Bürgertums geprägt“. Fehr plädierte „für einen 31. Oktober, der zu einem Tag des gesellschaftlichen Aufbruchs wird“. Der Vorsitzende der Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der Nordkirche, Pastor Ulrich Rüß (Hamburg), warnte vor einer „gesellschaftspolitischen Vereinnahmung des Reformationstages“. Es müsse um die „Erneuerung des Glaubens und der Kirche“ gehen.
Kritiker: Säkularer Feiertag mit „evangelischer Etikette“
Grundsätzliche Kritik an dem Beschluss übte das „Säkulare Forum Hamburg“. „Schon jetzt werden christliche Feiertage in einer im Wesentlichen säkularen Stadt wie Hamburg vorwiegend zur Freizeitgestaltung genutzt“, erklärte der Vorsitzende des Forums, Helmut Kramer. Er rechnet damit, dass der „Tag der Reformation“ zu einem säkularen Feiertag mit „evangelischer Etikette“ wird. Für die evangelische Kirche werde die Entscheidung nicht mehr als ein Pyrrhussieg sein. Das Säkulare Forum Hamburg versteht sich als Interessenvertreter der Konfessionsfreien. Rund 60 Prozent der 1,8 Millionen Einwohner des Bundeslandes sind konfessionslos, 26,2 Prozent evangelisch und 10,7 Prozent katholisch.
Der jüdische Landesverband kündigt „inneren Boykott“ des Feiertags an
Der schleswig-holsteinische Landtag hatte am 22. Februar beschlossen, den 31. Oktober zum gesetzlichen Feiertag zu machen. In Niedersachsen stimmt der Landtag laut Innenministerium voraussichtlich im Mai darüber ab. In Bremen könnte eine Entscheidung im März fallen. Bisher ist der 31. Oktober in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gesetzlicher Feiertag. Kritik an der geplanten Einführung in den norddeutschen Bundesländern äußerten wiederholt Katholiken, Juden und Muslime. Sie sehen den 31. Oktober als Tag der Ausgrenzung und Spaltung. Der Präsident des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, Michael Fürst, kündigte gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea an, dass seine Gemeinden „an dem Feiertag auf keinen Fall mitwirken“ werden. Er sprach von einem „inneren Boykott“. Als Grund gab er an, dass „der Antisemitismus Martin Luthers durch nichts zu rechtfertigen“ sei. „Was mich sehr traurig macht, ist die Gleichgültigkeit der evangelischen Kirche in dieser Angelegenheit.“